Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millionen-Baby

Millionen-Baby

Titel: Millionen-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:

    »Sie werden schon still sein«,
meinte er ruhig. »Dafür gibt es Methoden .«
    Ich trat zu Julie und legte
meinen Arm um sie. Sie sah aus wie eine Schlafwandlerin, die gerade aus dem
Schlaf gerissen worden war.
    »Alles in Ordnung, Schatz ?« fragte ich sanft.
    »Mike!« Sie starrte mich
verständnislos an. »Ich träume, nicht wahr? Das geschieht doch nicht wirklich —
ich kann nur nicht aufwachen. Es kann doch nicht wahr sein, nicht nach gestern nacht . Es kann doch nicht alles vorüber sein,
nachdem wir endlich...« Ihre Augen verschleierten sich mit Tränen, und schnell
wandte sie ihr Gesicht ab.
    »Wie rührend«, sagte der Diakon
zynisch. »Das Mädchen weint, weil es nicht sterben will. Das gefällt mir
wirklich .«
    »Halten Sie den Mund«, bellte
ich ihn an.
    Seine traurigen Augen schauten
mich an. »Wissen Sie was? Manche Leute tun so, als ob sie gern sterben, wenn es
aber dann soweit ist, gefällt es ihnen überhaupt nicht .« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich weiß das, denn ich komme oft als Tod zu
ihnen .«
    Die Eingangstür öffnete sich,
und die siamesischen Zwillinge schleppten eine große Kiste in die Wohnung.
    »Gut.« Der Diakon nickte
zufrieden mit dem Kopf. »Los, Jungens, jetzt ein paar von den Sachen runter in
den Möbelwagen. Um die Kiste kümmern wir uns schon .«
    Einige Minuten später
schleppten sie ein paar der besten antiken Möbelstücke der fetten Dame die
Treppe hinunter — ich erkannte es an ihren wütenden Grunzlauten und Blicken.
    Der Diakon wandte sich jetzt an
den nervösen kleinen Burschen mit der randlosen Brille. »Ich glaube, es ist
Zeit«, sagte er höflich.
    »Gut«, gab der kleine Mann
heiser zurück. »Wie Sie meinen, Mr. Diakon .«
    Er öffnete eine neue
Aktentasche auf dem Tisch und holte eine Injektionsspritze hervor. Er füllte
sie schnell und geschickt, was mich plötzlich an Baby erinnerte. Aber das mußte
vor einer Million Jahren gewesen sein. Dann ging er schüchtern auf Julie zu,
die angsterfüllt an die Wand zurückwich. Ich machte einen Schritt auf ihn zu,
aber plötzlich fühlte ich einen Pistolenlauf in meinen Rippen.
    »Keine unüberlegte Handlung, Farrel «, sagte der Diakon leise in mein Ohr. »Wollen Sie
das bißchen Leben, was Ihnen verbleibt, vielleicht wegwerfen ?«
    »Was hat der Kerl da drin ?« fragte ich wild.
    »Nichts Gefährliches«,
beruhigte er mich. »Sie werden nur ein paar Stunden schlafen .«
    Hilflos mußte ich zusehen, wie
sich die Nadel in Julies Arm senkte. Dann trat der Mann wieder zu seiner Tasche
zurück und füllte die Spritze ein zweites Mal. Plötzlich taumelte Julie — sie
wäre gefallen, wenn Stoner sie nicht aufgefangen hätte. Er zog sie auf die
leere Kiste zu.
    Dann war ich an der Reihe, und
der kleine Bursche vermied ängstlich meinen Blick, während er sein Werk tat.
Als der Kolben durchgedrückt war, zog er die Nadel aus meinem Arm und wandte
sich an den Diakon.
    »Fertig, Sir«, sagte er
respektvoll.
    »Gut gemacht, Doktor«, gab der
Diakon zur Antwort und nickte beifällig. »Machen Sie nur weiter so, und bleiben
Sie schön nüchtern. Vielleicht bekommen Sie dann eines Tages Ihre Approbation
wieder .«
    Die letzten Worte der
Unterhaltung kamen plötzlich von weit, weit her, und mein Kopf fiel auf die
Brust. Ich versuchte verzweifelt, ihn zu heben, aber es war zwecklos. Wieder
umhüllte mich die schwarze samtige Finsternis.
     
     
     

12
     
    Über mir erblickte ich eine
blaue Decke, und auch die Wände waren von der gleichen Farbe, nur einen Ton
heller. Da lag ich eine Zeitlang und fragte mich, ob ich vielleicht schon im
Himmel sei, weil der kleine Mann möglicherweise eine zu große Dosis in seine
Spritze getan hatte.
    Mit einiger Anstrengung konnte
ich mich aufsetzen. Ich fühlte mich etwas flatterig, aber sonst ganz gut. Der
Diakon, der neben der Tür lehnte, betrachtete mich ausdruckslos.
    »Wie geht’s ?« fragte er.
    »Großartig. Was glauben Sie
denn ?«
    Die braunen Augen sahen mich
gekränkt an. »Ich frage wirklich im Ernst«, erklärte er. »Der Doktor hat
gesagt, Sie würden sich nach dem Aufwachen ein paar Minuten schwindlig fühlen,
das ginge aber schnell vorbei. Stimmt’s, Farrel ?«
    »Stimmt haargenau«, sagte ich.
»Wo bin ich eigentlich ?«
    »In einem hübschen, eleganten
Haus«, sagte er. »Mir gefällt es und Alex auch .«
    »Das freut mich aber«, gab ich
zurück. »Wo liegt es ?«
    »Am Stadtrand. Aber jetzt
sollten wir gehen, Alex wartet .«
    Plötzlich hatte er die

Weitere Kostenlose Bücher