Millionencoup im Stadion

nicht
schlecht, der Vergleich, Willi«, lobte er. »Und weißt du was? Der Bobby, der
zum Stadtbild Londons wie Big Ben oder der Buckingham-Palast gehört, wurde nach
dem Spitznamen eines früheren Innenministers benannt. 1829 führte Robert
»Bobby« Peel die Bobbys ein!«
    »I’m very impressed — Ich bin
sehr beeindruckt, was Sie alles wissen, Herr Carsten.« Klößchen lachte.
    »Doch wir sollten uns jetzt auf
unseren nächtlichen Einsatz konzentrieren«, sagte Tim. »Wenn ich das richtig
verstanden habe, dann weiß Magnus überhaupt nichts von der Fälscherei. Er ist
da scheinbar völlig ahnungslos.«
    »Aber er schwört hoch und
heilig, dass die Shirts aus sicherer Quelle stammen. Eben von diesem Bobby...
ähhh, Robert«, gab Klößchen zu bedenken.
    »Das ist genau mein Problem. Da
muss noch ein Trick dabei sein, den wir zu durchschauen haben.«
    Klößchen konnte dem Rest der
Schokolade nicht widerstehen und aß auch das letzte Stück auf — bis zum
kleinsten Krümel. Was für andere ein Kampf gewesen wäre, bedeutete für ihn das
reinste Vergnügen, eine ganze Tafel Schokolade in nur wenigen Sekunden zu
verdrücken.
    »Also, was wissen wir? Magnus
verscherbelt die Trikots, die er offenbar von dem Glatzkopf bekommt, der Robert
Teiler heißt und eine kleine Änderungsschneiderei betreibt. Wo er wohnt, wissen
wir. Steven will sich wahrscheinlich heute Abend mit einem uns noch Unbekannten
beim Wasserturm im Finsterwald treffen. Sicherlich nicht für ein Picknick
unterm Abendhimmel. Wahrscheinlich, um neue Trikots zu übergeben. Das heißt,
wir müssen vor halb zehn am Wasserturm sein, um sie dort zu erwarten.«
    »Meinst du den Wasserturm im
Finsterwald?«, wollte Klößchen wissen, der gerade auf seinem Kopfkissen einen
letzten Schokokrümel entdeckt hatte.
    »Einen anderen kenne ich nicht.
Du?«
    Klößchen schüttelte den Kopf.
»Aber was an dem so wunderbar sein sollte, weiß ich nicht«, brummte er, während
er sich den Bierdeckel mit Stevens Notizen geschnappt hatte.
    »Ich gehe davon aus, dass die
Zahl auf dem Bierdeckel — 22 — die Uhrzeit meint, wann die Ganoven sich treffen
wollen. Und nicht der Wasserturm ist wunderbar, sondern eine Kneipe in der
Ludwigstraße. Die Kneipe heißt nämlich so: Wunder-Bar!«
    »Dann tippe ich mal, dass sich
Magnus und Steven dort heute noch treffen wollen. Vielleicht wollen sie die
neue Ware sichten.«
    »Hm, was hat Magnus denn nun
mit der ganzen Sache zu tun? Weshalb verkauft er diesen Fake und behauptet auch
noch, dass er eine astreine Quelle hat?«, stellte sich Tim selbst die Fragen.
    »Keine Ahnung«, sagte Klößchen
müde. Er konnte nicht mehr denken. Ihm steckte die Monster-Fahrradtour von
heute Nachmittag in den Knochen. Und jetzt hatte er noch nicht einmal etwas zu
essen bekommen. Nur eine Tafel Schokolade! Ihm knurrte der Magen.
    »Das müssten wir noch
herausbekommen. Wichtig ist nur, dass wir rechtzeitig am Wasserturm sind und
uns gute Verstecke suchen«, sagte Tim.
    Klößchen saß etwas
vornübergebeugt auf seinem Bett und starrte mit glasigen Augen auf die
Bettdecke. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum:
    »Weißt du? Besonders lecker
sind Schokoküsse mit weißer Schokolade.«
    Tim, der sich gerade mit
anderen Gedanken beschäftigte, antwortet genervt: »He, Willi. Noch ein Wort
über Schokolade und ich zermatsch dir einen Schokokuss auf der Stirn.«
    Unbeeindruckt von dieser
Drohung fantasierte Klößchen weiter. »Die mit hellbrauner Schokolade mag ich
aber auch ganz gern.«
    »Mann, du bist ja besessen! Da
tun sich die Abgründe der Schokosucht auf: Wenn man länger als einen Tag an
Schokolade denkt, dann ist man reif für die Klapse. Dann wird man ohne
Untersuchung gleich zu den Bekloppten gebracht.«
    Klößchen sah Tim an und grinste
verlegen. Er war lieber still. Nicht, dass Tim noch sauer wurde. Wenn der erst
mal im roten Bereich war, war das so, als würde man einer Katze auf den Schwanz
treten oder einem Hund den Knochen vor der Nase wegnehmen. Also war Klößchen
lieber gleich ‘ne Nummer vorsichtiger und hielt die Klappe. Aber an Schokolade
denken, das durfte er ja. Das hat Tim ihm nicht verboten. Allein bei dem
Gedanken an diese Leckerei musste Klößchen schon sabbern wie ein halb
verhungertes Faultier. Deshalb merkte er auch nicht, wie er etwas vor sich hin
murmelte, während er wieder auf die Decke starrte:
    »Einmal Rum-Nuss... plus einmal
Sahne-Mandel ist gleich...«
    »...einmal Kotzen«, vollendet
Tim den Satz mit