Millionencoup im Stadion
schnell hinter der Plakatwand. Ob er ihn entdeckt
hatte? Uff, grade noch mal gut gegangen, dachte er. Als Tim wieder aus seinem
Versteck hervorlugte, sprach Steven noch immer. Aber offensichtlich hatte er
den Gesprächspartner gewechselt, da er auch im Tonfall wesentlich härter klang:
»Magnus darf nichts davon erfahren, er würde dabei nicht mitmachen!« Steven
machte sich einige Notizen auf einem Bierdeckel. »Was heißt, ich sei ein
Anfänger? Ich lasse mir von dir nicht ans Bein pinkeln! ... Nie und nimmer ist
eines der Shirts bei meinem Vater im Laden aufgetaucht. Das kann ich mir kaum
vorstellen«, wehrte sich Steven. »Mag ja sein, dass du eine spezielle
Informationsquelle hast.« Offensichtlich hatte Steven einen handfesten Streit
mit der Person am anderen Ende der Leitung. »Um es kurz zu machen: Das Geschäft
läuft gut, ich habe die Möglichkeit, einige der guten Stücke zu verkaufen. An
ein paar liquide Kids, die keinerlei Fragen stellen. Und außerdem benötigen wir
für unsere Verteiler neues, billigeres Zeug«, sagte Steven. »Jetzt ist ja schon
fast ein halbes Jahr Gras über die Sache gewachsen, und ich bin sicher, dass
kein Hahn mehr nach den gestohlenen Etiketten kräht, nachdem unser Mittelsmann
das Verschwinden wasserdicht erklären konnte.« Er hörte noch einen Moment zu,
dann sagte er: »Alles klar, dann treffen wir uns um...«
Ab da verstand Tim nur noch
Wortfetzen, weil ein roter Mini Cooper mit geöffneten Scheiben vorgefahren war
und die Fahrerin für die Dauer ihres Kiosk-Einkaufs ihre laute Musik nicht
abstellte. Das Radio spielte den neuesten Hit.
Tim kam aus dem Staunen nicht
heraus. »...Abend ... Treffpunkt am Wasserturm... Dort bekomme ich die
Ware...«, hörte Tim die abgehackten Sätze zwischen volltönenden
Hip-Hop-Klängen.
Als der rote Stadtflitzer
wieder abgebraust war, bemerkte er Stevens verzerrten Gesichtsausdruck. »Ich
fahre mit dem Wagen über die Große Straße am Finsterwald hinauf und...
Wunderbar.«
Mehr hörte Tim nicht, denn
Steven hatte sich von ihm abgewandt und lief zum Auto zurück.
Es wurde Zeit für Tim. Er
musste dringend zurück zum Internat. Er hatte genug gehört. Doch was war das?
Tim reckte den Hals. Sollte Steven tatsächlich den Bierdeckel mit seinen
Aufzeichnungen vergessen haben? Tatsächlich! Auf dem Tisch lag noch immer das
kleine Stück Pappe. Und darauf waren mit schwungvollen Buchstaben zwei Wörter
sowie eine Zahl notiert: WUNDER-BAR WASSERTURM 22. Volltreffer! Zufrieden trat
Tim in die Pedale und machte sich auf den Heimweg.
12.
Gaunertreffen im Finsterwald
»Alles geritzt. Wir haben eine
feste Spur. Nun werden wir Steven und diesen Robert nicht wieder aus den Fängen
lassen. Sie sind schon jetzt so gut wie überführt.«
Tim und Klößchen saßen
inzwischen wieder auf ihrer Bude. Klößchen mampfte Schokolade, denn sie hatten
das Abendessen verpasst. Das würde sicherlich noch eine Strafe nach sich
ziehen, da sie nicht rechtzeitig zur Mahlzeit erschienen waren. Außerdem waren
sie zu allem Überfluss bei ihrer Rückkehr auch noch einem Pauker über den Weg
gelaufen. Es roch nach Stress.
»Da fällt mir noch etwas ein.«
Tim schnippte mit den Fingern. »Flat Magnus nicht erwähnt, dass er die Trikots
von einem Bobby hat? Der müsste sich doch ausfindig machen lassen.«
»Und wo sollen wir ihn
suchen?«, fragte Klößchen. »Das könnte sich wie die Suche nach der berühmten
Nadel im Heuhaufen gestalten, wenn wir jetzt das Telefonbuch nach einem »Bobby«
durchstöbern.«
»Ich habe da so eine Ahnung...«
Tim richtete sich ein wenig mehr auf. »Bobby ist doch die Abkürzung bzw. der
Spitzname, für Robert.« Er wartete einen Moment, in dem er seinem
Zimmergenossen Gelegenheit geben wollte, das Gehörte zu begreifen.
»Jaaa, aber klar!« Klößchen
schaltete schnell. Sein Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Dann handelt es
sich bei unserem Gesuchten möglicherweise um Teiler, Robert Teiler aus der
Änderungsschneiderei.« Klößchen klopfte sich im Geiste selbst auf die Schulter.
»Gut gemacht, Willi«, lobte
Tim. »Ja, und wo der wohnt, wissen wir ja. Dank dir und Karl«, stellte Tim sehr
richtig fest.
»Bobby... echt witzig... der
Typ heißt so wie die Polizeibeamten in England. Weißt du das?« Klößchen, der im
letzten Sommer mit seinen Eltern Urlaub auf den Britischen Inseln gemacht
hatte, spielte auf die Uniformierten mit dem charakteristischen schwarzen Helm
und dem Gummiknüppel an.
Tim nickte. »Gar
Weitere Kostenlose Bücher