Millionencoup im Stadion
Plan. Ich habe da
nämlich so eine Idee«, gab sich Tim geheimnisvoll.
Tim und Karl gingen noch einmal
ein Stück des Weges zurück. Sie liefen bis zur Friedhofsmauer, die an manchen
Stellen eingefallen war. Meter um Meter schlichen sie durch das verwilderte
Gras.
Der Wind strich ihnen durchs
Haar. Es war ziemlich kühl. Karl zog den Reißverschluss seiner Jacke zu, als
die beiden Freunde in geduckter Haltung einige Meter an der Friedhofsmauer
entlangschlichen.
Vor ihnen glitt lautlos die
gespensterbleich erscheinende Gestalt einer Schleiereule auf Mäusejagd über den
Boden.
Ansonsten sah man nichts außer
mit Efeu überwucherte Steine.
Plötzlich erstarrten sie in
ihren Bewegungen! Eine schreckliche Stimme hallte ihnen in den Ohren! Wie
verabredet fuhren sie gleichzeitig herum.
Nur wenige Schritte von ihnen
entfernt stand eine beängstigend aussehende Gestalt: klapperdürr und mit
unproportionalen, überlangen Armen. Die langen grauen Haare wehten im Wind. Sie
sah aus wie Nosferatu höchstpersönlich.
»Schnell weg!«, flüsterte Karl.
»Der sieht aus wie Dracula.«
Langsam, mit zuckenden
Bewegungen, kam ein alter Mann auf sie zu. Die beiden Detektive standen wie
versteinert da. Seine schwarzen Augen flackerten bedrohlich.
»Zu spät«, prophezeite Tim.
Als er unmittelbar vor ihnen
stehen blieb, konnten sie seinen fauligen Atem riechen.
»Was wollt ihr hier?«,
herrschte er sie an.
»Wir?«, fragte Karl etwas
unnötig.
»Die Gegend... sie ist sehr
schön«, antworte Tim.
»Was?«
»Die Gegend«, wiederholte Karl.
»Um diese Zeit?«
»Wir... wir... beobachten
Pflanzen... wissen Sie?«, stotterte Karl. Es war ihm auf die Schnelle nichts
Besseres eingefallen.
»Ha! Was wollt ihr denn nachts
für Pflanzen beobachten? He?« Die Augen des Mannes funkelten böse.
Karl fiel zum Glück gleich die
passende Antwort ein: »Oh, es gibt zahlreiche Pflanzen, die ihre Blüten erst
spätabends oder in der Nacht entfalten, um mit ihrem Geruch Nachtschwärmer wie
Motten und Nachtfalter anzulocken. Nachtdufter wie die Zweiblättrige
Waldhyazinthe, die Engelstrompete und die kletternde Heckenkirsche entfalten
ihren betörenden Duft erst nach Sonnenuntergang.«
Tim nickte und bekräftigte
damit die Worte seines Freundes. »Wir haben uns schon gewundert, warum hier so
viele Nachtschwärmer unterwegs sind.«
Der alte Mann, der wie ein dem
Friedhof entsprungenes Skelett vor ihnen stand, glaubte ihnen kein Wort.
»Wer... wer sind Sie?« Karl
hatte sich wieder gefangen. Beim genauen Betrachten und nach mehrmaligem
ruhigem Durchatmen sah der Mann gar nicht mehr so schlimm aus.
»Kennt ihr mich nicht? Ich bin
Theo, der Friedhofsgärtner«, herrschte der Mann die Kinder an.
»Der Friedhofsgärtner«,
wiederholte Tim erleichtert. Doch schon sah er ihren kleinen Schwindel mit den
nachtblühenden Pflanzen auffliegen.
»Ich sorge dafür, dass die
Totenruhe nicht gestört wird! Es ist nicht erlaubt, dass ihr hier seid... nach
Sonnenuntergang!«
Der Mann unterstützte sein
schroffes Auftreten, indem er wild mit den Händen fuchtelte. Es sah aus, als
wolle er einige Nachfalter von einer Lichtquelle verscheuchen.
»Ich zähl bis drei, dann seid
ihr hier verschwunden«, knirschte er finster. »Na los, weg hier!«
Tim und Karl sahen sich an,
drehten sich um und verschwanden eilig in der Dunkelheit.
14. Ein
Glatzkopf dreht durch
Von irgendwoher erscholl erneut
der ferne »Kuwitt«-Ruf eines Kauzes.
»Brrr. Der Kerl war richtig
unheimlich«, murmelte Karl.
Im Laufschritt traten sie auf
einem der ausgetrampelten Friedhofswege den Rückweg zum Wasserturm an. Doch
dann fiel Tim wieder ein, weswegen er ursprünglich zum Friedhof wollte. Er
blieb abrupt stehen, sodass Karl fast in ihn hineingelaufen wäre. Er drehte
sich um, lief ein paar Schritte auf den Gärtner zu und rief schon von Weitem:
»Dürfen wir Sie noch etwas fragen?«
Tim bekam als Antwort nur ein
Knurren. Er überlegte nicht lange und stellte einfach schnell die Frage, die
ihm so unter den Nägeln brannte: »Gibt es hier eine Grabstätte der Familie
Kraut?«
Der schlecht gelaunte Gärtner
antwortete einsilbig: »Ja.«
Karl, dem noch nicht klar war, worauf
Tim eigentlich hinauswollte, fragte: »Könnten...«, stammelte Karl, »könnten Sie
sie uns vielleicht zeigen?«
Der Friedhofsgärtner knurrte
wieder. Eine Handbewegung deutete an, dass die beiden Jungen ihm folgen
sollten. Er führte sie an einer Reihe zugewucherter Grabsteine vorbei, bis hin
zu
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