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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Fall.
    „Gibt es niemand, der in dem ganzen Show-Wahnsinn halbwegs normal ist?“, fragt Oskar dann.
    Ich überlege. Und was heißt schon normal? Helga Schuster. Die Dozentin aus Berlin. Die hat relativ unbeeindruckt gewirkt. Mit ihr sollte ich vielleicht einmal reden.
    Wir trinken noch einen doppelten Rosenschnaps aus der chinesischen Provinz im Norden, die ich mir nie merken kann, und dann fahren wir heim.
    Ich probiere, wie sich das anhört: Heim. Zu Oskars Wohnung. Heim.
    Ich rolle mich auf dem Sofa zusammen und hoffe auf weitere Wohltaten. Nicht mehr denken, nichts mehr tun. Oskar kommt mit einem kleinen Jameson, meinem Lieblingswhiskey. „Mehr gibt es heute nicht mehr“, sagt er und küsst mich auf die Stirn.
    „Mehr Whiskey oder mehr sonst was?“, murmle ich. Ich muss schon ein wenig weggedämmert sein.
    „Vielleicht will ich ganz bei dir wohnen“, sage ich noch.
    „Wir reden darüber. Ein andermal“, meint Oskar, setzt sich zu mir und legt den Arm um mich.

[    8.    ]
    Bevor ich ins „Magazin“ fahre, muss ich noch schnell in meiner Wohnung vorbei, es gibt einige Dinge, die ich ja doch noch nicht doppelt habe. Antibabypillen zum Beispiel. Ich brauche eine neue Monatsration, die hab ich daheim. Mir ist nicht nach später Schwangerschaft. Eine meiner Schulkolleginnen hat letztes Jahr ein Kind bekommen. Mit 43. Sie hat sich aufgeführt wie eine Kreuzung aus Teenager und Heiliger Mutter Maria. Nur dass die Jesus angeblich ja schon mit 13 bekommen hat. Wenn man Fernsehdokus glauben darf. Aber wem kann man noch glauben?
    Vielleicht will ich mich ja nur vor dem notwendigen Gespräch mit Droch drücken. Eine Stunde Aufschub, das ist schon etwas.
    Ich sperre meine Wohnungstür auf, mir kommt vor, als würde es muffig riechen. Unbewohnt. Dabei war ich nur drei, vier Tage nicht da. Es ist das Katzenklo. Oskar war gestern Nacht seltsam ausweichend, als ich davon gesprochen habe, doch ganz zu ihm zu ziehen. Aber vielleicht hat er bloß gedacht, ich sei übermüdet, und wollte mich vor schwerwiegenden Entscheidungen in einem solchen Zustand bewahren. Trotzdem. Ich habe geglaubt, er will, dass wir zusammenwohnen, und er lebt nur aus Rücksicht auf mich mit der jetzigen Situation …
    Egal. Ich fische eine Pillenpackung aus meiner Schublade mit Unterwäsche, gehe zurück ins Vorzimmer. Vielleicht sollte ich die Blumen gießen? Aber erstens habe ich ohnehin vor, heute hier zu übernachten, und zweitens gieße ich meine Pflanzen auch sonst sehr selten. Vesna macht das. Wenn alles halbwegs normal läuft, dann kommt sie morgen früh und sorgt für Ordnung.
    Der Anrufbeantworter. Da sind Nachrichten drauf. Ich wollte schon länger eine Rufumleitung aufs Mobiltelefon einrichten, aber ich hab es technisch nicht hinbekommen. Und in der Warteschleife der Servicehotline meines Telefonanbieters würde ich wohl jetzt noch hängen. Irgendwann habe ich aufgegeben.
    Die erste Nachricht ist von vorgestern. Meine Mutter. Sie fragt, wie es uns gehe. Seit ich verheiratet bin, fragt sie immer: Wie geht es „euch“, als ob es mich nur im Doppelpack gäbe. Die zweite Nachricht von vorgestern. Droch. „Ich will mit dir reden, ruf mich an. Droch.“ Charmant. Ich sehe auf die Uhrzeit: 21 Uhr 11. Da war ich schon in einem kleinen Hotel mit kitschigem Holzbalkon und hatte den Tag mehr oder weniger überstanden.
    Gestern, noch einmal Droch: „Ich erreiche dich am Mobiltelefon nicht, schmolle, wenn du möchtest, aber ich muss mit dir reden. Wo bist du überhaupt? Ist dir klar, dass du dich in der Redaktion abmelden musst? Droch.“
    Gestern, früher Nachmittag: „Sei nicht so kindisch. Melde dich. Oder ich gebe eine Suchanzeige raus. Droch.“ Da schwingt schon ziemliche Sorge mit. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Andererseits: Hätte er mir von Anfang an vertraut … Mira, du hast bloß eine Theorie, mehr ist es nicht. Nein. Inzwischen gibt es eine Menge Indizien dafür, dass es Susanne Kraus um mehr gegangen ist als bloß darum, bei MillionenKochen anzutreten. Die versteckte Telefonnummer. Ihre Aufzeichnungen. Der Hinweis, dass sie Leute ausgehorcht hat. Selbst bei den Bischofs scheint sie nach interessanten Fakten für die Reportage gesucht zu haben.
    Ich nehme mein Mobiltelefon. Auch hier kann man Nachrichten hinterlassen. Aber an die Mailbox denke ich selten, ich hab das Telefon ja immer bei mir, man kann mich immer erreichen. – Außer der Akku löst sich. Ich wähle die Rufnummer der Box, keine neuen Nachrichten. Droch

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