Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
sagen.“
„Wie hast du das herausgefunden?“
„Ganz einfach über Internet. Fran braucht Geld nach der Matura. Du weißt, er will studieren. Technische Mathematik und Informatik. Ist echter Internetexperte. Jana kann das übrigens auch, wenn sie will. Fran arbeitet etwas in meiner Firma. Ich werde das rote Kleid tragen, das ich bei deiner Hochzeit gehabt habe.“
„Zu so einer Vernissage braucht man eine Einladung.“
„Habe doch gesagt, dass Fran gut ist. Und er hat Detektivgespür von mir. Er ist an die Einladungsliste gekommen, wie genau, muss ich nicht wissen, aber auch irgendwie über Internet, und da steht, wer abgesagt und wer zugesagt hat. Dann hat er gemailt, dass eine Daniela Zadek doch gerne kommen möchte, aber sie hat Einladung schon weggeworfen, also bitte schicken. Bin ich morgen Daniela Zadek. Es wird Trubel sein und niemand wird genau fragen, und wenn doch: dann bin ich eben Freundin von Daniela Zadek, die Emil Nolde liebt. Fran hat mir auch Bilder von ihm gezeigt, gefallen mir sehr gut. Nur un-vor-stell-bar teuer!“
„Droch hat übrigens ein Budget für dich. Schreib alle Detektivstunden zusammen.“ Ich sage nicht dazu, dass er nur zahlen will, wenn wir erfolgreich sind. Schlimmstenfalls zahle ich, aber das darf sie nicht wissen.
Die exotische Espressobesitzerin kommt mit einer Schale. „Nüsse“, sagt sie, „ganz frisch.“
Ich glaube, das Lokal gefällt mir.
„Und was hast du hier in der Gegend zu tun?“, frage ich Vesna, als wir wieder auf der Straße stehen. Das Licht blendet, obwohl der Himmel bedeckt ist.
„Frage mich lieber nicht. Ist endlich kein Job zum Putzen, aber was ist es? Ich soll herausfinden, ob sich Ehemann bei einer Freundin herumtreibt, die da wohnen soll. Wegen solchen langweiligen Jobs bin ich weg von Detektivbüro.“
„Und? Treibt er sich herum?“
Vesna grinst. „Ich weiß nicht, ob ich der Frau gute oder schlechte Nachricht bringe. Freundin hat er nicht. In dem Sinn. Fremdgehen tut er schon. Sie ist eine Professionelle. Arbeitet in einer Wohnung. Ich habe Fotos. Deswegen bin ich auch zu spät gekommen, habe warten müssen, bis er herauskommt. Seltsamerweise sie sieht seiner Frau ähnlich. Ich bringe ihr die Nachricht gleich. Sie wohnt nicht weit.“
Mein Mobiltelefon läutet. Ich bin schon dankbar, dass es wieder funktioniert. Vesna sieht auf die Uhr und winkt. „Ist höchste Zeit.“
Ich kenne die angezeigte Nummer nicht. „Ja?“
„Bert Seinitz hier.“
Woher hat der meine Nummer? Ach ja, ich habe gesagt, falls ihm noch etwas einfällt … „Ist Ihnen etwas eingefallen?“
„Ich weiß nicht, welches Intrigenspiel Sie da treiben, aber es ist wirklich das Letzte: Dieser Klaus Liebig darf noch einmal antreten, obwohl er verloren hat! Ich weiß, dass Sie darüber berichten wollen! Dass Sie das eingefädelt haben!“
„Jetzt einmal Stopp. Ich wusste gar nicht, dass er tatsächlich wieder antreten darf. Außerdem: Was geht das Sie an?“
„Was? Da fragen Sie noch? Meine Konkurrentin ist … ausgeschieden, ich darf trotzdem keine Runde weiter. Er hat verloren und ist wieder dabei. Wo ist da die Gerechtigkeit?“
„Sie wollen anstelle von Susanne Kraus antreten?“
„Wäre doch zumindest logischer, als wenn der wieder antritt.“
„Woher wissen Sie, dass er wieder bei MillionenKochen ist?“
„Ich hab auch meine Freunde beim Sender.“
Ich habe eine Idee. „Ich komme zu Ihnen. Sie haben recht. Vielleicht kann ich auch für Sie etwas tun.“
Es ist ein anonymer Brief, unterschrieben mit: „Ein Freund und Bewunderer bei Win-Sat.“ Computerschrift.
Der Inhalt ist kurz: „Klaus Liebig bekommt eine zweite Chance. Seine Freundin Mira Valensky wird darüber im ‚Magazin‘ berichten. Schon heute ist die Aufzeichnung der Runde 1. Sie sollten sich wehren. Nachdem Ihre letzte Konkurrentin verhindert ist, wäre es nur gerecht, wenn Sie weitermachen dürfen.“
Bert Seinitz hat den Brief heute früh im Vorzimmer gefunden, jemand hat ihn durch den Briefschlitz geworfen, sagt er. Das Schloss beim Hauseingang ist noch immer kaputt, jeder kann unbemerkt heraufkommen und den Brief einwerfen. In diesem Haus fällt so leicht nichts auf. Spät erst kommt mir der Gedanke, dass er mich in eine Falle gelockt haben könnte. Er will herausfinden, wie viel ich weiß. Mir wird heiß. Nicht einmal Vesna ist informiert, dass ich hier bin.
„Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass meine Sekretärin ein Paket vorbeibringt. Ich habe ihr gesagt, wenn
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