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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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ist? Er hat bisher sehr offen zu mir gesprochen. „Es gibt da so ein Gerücht …“, beginne ich. „Es gibt Leute, die meinen, Ihr Sohn könnte homosexuell sein.“
    Helmut Liebig lächelt. „Wissen Sie, dass ich das eine Zeit lang selbst vermutet habe? Ist allerdings schon einige Jahre her. Aber so ist das nicht. Er hat bloß Probleme mit Frauen. Ob Freund oder Freundin, das wäre mir gar nicht wichtig, Hauptsache, er hätte eine Beziehung. Und würde dadurch endlich selbstständig.“
    „Hat er immer daheim gewohnt?“
    „Nicht immer, so mit 22, 23 ist er ausgezogen. Aber nach einem halben Jahr war er wieder zurück. Es ist viel praktischer so, hat er gemeint. Und da ist ja etwas dran. Diese richtig rebellische Phase, die hat er nie gehabt.“
    „Das klingt beinahe bedauernd, ich kenne genug Eltern, die hätten eine Riesenfreude.“
    Helmut Liebig lächelt. „Mein Beruf macht mich vielleicht zu kritisch. Auch zu analytisch. Und ich halte es für keine gute Sache, dass er jetzt noch einmal bei MillionenKochen antritt.“
    „Er sagt, er braucht es, um sein Trauma aufzuarbeiten.“
    „Ich behaupte, Sie brauchen eine gute Story“, erwidert der Unternehmensberater.
    „So wichtig ist diese Story auch wieder nicht.“
    „Aber sie geht an das Gemüt, sie ist etwas, das viele gerne lesen. Ein junger Mann kommt bis in die Runde 7 bei MillionenKochen, verliert aufgrund einer dummen Frage alles, überlegt, sich umzubringen. Bekommt eine zweite Chance. Versucht es noch einmal …“
    „Sie glauben nicht, dass er sich wirklich umbringen wollte?“
    Liebig seufzt. „Wer weiß so etwas schon? Ich habe nicht den Eindruck. Aber vielleicht kenne ich meinen Sohn auch nicht so gut. Mir wäre es lieber, er würde etwas Regelmäßiges arbeiten.“
    „Arbeitet er nicht bei einer Eventagentur?“
    „Als freier Mitarbeiter und nicht sehr häufig. Ich weiß nicht, ob es an der Agentur liegt oder an ihm. Ich hab die Sache eingefädelt, aber behaupten muss er sich dort, ich habe keine Lust, alle paar Wochen nachzufragen.“
    „Fixe Jobs sind heute selten.“
    „Das ist richtig. Umso mehr muss man sich bemühen. Hätte ich auch nur im Geringsten den Eindruck, er würde es ernsthaft mit der Gastronomie versuchen, ich hätte ihm schon ein Lokal eingerichtet. Obwohl ich weiß, dass zu einem Lokal viel mehr gehört, als Kochen zu können.“
    Ich denke an die Bischofs und nicke. Und habe eine Idee: „Betreuen Sie zufällig das ‚Margarita‘?“
    „Was soll das sein?“
    „Nobelrestaurant in Tirol.“
    „Ah, das Lokal von Anna-Maria Bischof, man zwingt mich ja immer wieder, mir dieses MillionenKochen anzusehen. Nein. Das betreue ich nicht, warum?“
    „Sie haben sehr groß ausgebaut und sitzen offenbar auf einem Berg von Schulden. Die Sache dürfte ziemlich auf der Kippe stehen.“
    Liebig lächelt. „Damit sind sie nicht allein in der Branche. Wenn Sie wüssten, wie viele Spitzenlokale eigentlich einer Bank gehören …“
    Das hat mir vor geraumer Zeit schon jemand anderes erzählt.
    Liebig sieht auf die Uhr. „Aber wie gesagt: Ein fixer Job mit klaren Aufgaben und Verantwortungen, das wäre es, was Klaus bräuchte.“
    „Vielleicht hat er Angst, nicht mit seinem erfolgreichen Vater mithalten zu können?“ Ich habe das Gefühl, das war jetzt fast zu viel der Schmeichelei, aber Liebig fährt auf: „Lassen Sie mich in Ruhe mit dem Psychologiegequatsche! Ich habe die Nase voll davon!“
    Er springt auf und geht so demonstrativ Richtung Tür, dass auch ich aufstehe und ihm folge.
    „Ich habe sehr offen mit Ihnen geredet. Ich will davon nichts im ‚Magazin‘ lesen. Und ich will nicht, dass Sie die Labilität meines Sohnes ausnutzen. Ich habe ziemlich gute Verbindungen, nur um auch das klar zu sagen.“ Damit öffnet er die Tür und verabschiedet mich kurz. Ich hab ihn trotzdem viel sympathischer gefunden, als ich mir gedacht hatte.

[    10.    ]
    Ich will von Vesna haarklein hören, wie der gestrige Abend gelaufen ist. Ich rufe sie an, beide Telefone ihres Büros sind besetzt. Ich versuche es am Mobiltelefon und höre nur ein gehetztes „Hallo, Mira Valensky, ich rufe zurück.“ Und schon wieder aufgelegt. Dann fahre ich eben zu ihr. Mit der U-Bahn sind es bloß vier Stationen und ein Fußweg von zehn Minuten. Jeder, der in Wien Auto fährt, macht es sich unnötig schwer. Trotzdem kurve auch ich dauernd mit dem Auto herum. Na ja. Heute nicht.
    Ich klopfe an der Tür mit dem Schild „Sauber! Reinigungsarbeiten

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