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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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hat.
    Nachdem ich die Mütter überlebt und einen großartigen Branzino in Marillen-Koriander-Sauce gegessen habe, fahre ich wieder zurück ins „Magazin“. Heinz hat mir die Küchenfotos schon per Mail geschickt, ich sehe sie durch. Es sind ein paar wirklich gute dabei, auch eines von Zacheron, Liebig und mir ist sehr schön geworden. Aber das ist mehr etwas für das Familienalbum. Ich mag es nicht so, wenn sich Redakteurinnen ins Bild drängen. Also bleibe auch ich die hinter der Geschichte.
    Zwei Stunden später ist die Reportage fertig. Ich sitze abgeschirmt vom Rest der Redaktion hinter meiner grünen Dschungelwand und überlege: Vielleicht hat jemand Klaus Liebig erzählt, was in der Nacht im Studio passiert ist. Wie hat sein Vater gesagt? Er ist sehr fantasiebegabt. Und er ist labil. Er könnte aus dem, was er gehört hat, eine neue Geschichte erfunden haben. Aber warum? Und: Wer hat ihm erzählt, was in der Nacht im Studio geschehen ist? Weiß Bert Seinitz mehr, als er zugibt? Hasst Anna-Maria Bischof Lena Sanders? Ist es Bischofs Mann, der maximale Verwirrung stiften will, um von sich abzulenken? Ich rufe Vesna an, erreiche sie aber weder daheim noch am Mobiltelefon. Einem Anrufbeantworter will ich nicht erzählen, was mir im Kopf herumgeht. Ich beschließe, das, was ich nicht klären kann, vorerst beiseite zu lassen. Aber da war noch etwas, das mir Klaus Liebig erzählt hat. Er hat gesagt, Susanne Kraus hätte einen Freund gehabt. Wenn es so ist, wird Zuckerbrot schon mit ihm geredet haben. Egal. Ich habe andere Zugänge. Kann andere Fragen stellen. Ich sehe auf die Uhr. Es ist kurz nach sechs am Abend. Keine Ahnung, wie lange man bei der „Niederösterreich-Woche“ arbeitet. Aber es ist einen Versuch wert, zu klären, ob es diesen Freund gibt. Und ob er etwas zu erzählen hat.
    Ich rufe bei der Wochenzeitung an und will mich mit dem Redaktionssekretariat verbinden lassen.
    „Das bin ich“, lautet die selbstbewusste Antwort. „Zumindest ab 18 Uhr.“
    „Mit wem spreche ich?“
    „Ilse Huber. Die anderen sind um die Zeit schon lange weg, wissen Sie, aber eine muss ja …“ Ihre Art, zu reden, ist seltsam gleichförmig, aber vielleicht bringt sie nur darum so viele Silben pro Minute unter, weil sie sich den Tonlagenwechsel erspart.
    „Oje“, unterbreche ich sie. „Dann ist der … Freund von Susanne Kraus wohl auch nicht mehr da?“
    „Ihr Freund? Wissen Sie nicht, was mit der Kraus passiert ist, ich meine, das wissen alle, ist ja auch groß in der Zeitung …“
    „Weiß ich, aber ich hab Fotos von ihr und die wollte ich ihrem Freund zukommen lassen.“
    „Waaaas? Fotos? So eine war die Kraus sicher nicht, und wenn Sie …“ Aus irgendeinem Grund scheint sie an Nacktfotos zu denken.
    „Fotos von ihr und ihrem Freund auf einer Urlaubsreise, liebe Erinnerungen, so etwas. Ich bin mir ihr zur Schule gegangen.“ Zum Glück kann mich die gesprächige Frau Huber nicht sehen, Susanne Kraus war sicher zehn Jahre jünger als ich.
    „Wen meinen Sie mit Freund, das ist ja so was, wo man heutzutage nicht mehr so viel Überblick hat, diese ganzen jungen Leute in der Redaktion, und einmal ist eine mit einem zusammen und dann wieder nicht, aber warum auch nicht, sollen ihr Leben genießen und …“
    „Ihr Freund arbeitet auch in der Redaktion, nicht wahr?“
    „Und wenn Sie ihre Schulfreundin sind, wissen Sie das gar nicht genau? Ich meine …“
    „Wir haben uns aus den Augen verloren, zufällig wieder getroffen und da sind dann die Bilder versehentlich bei mir geblieben.“
    „Das mit dem Freund von der Kraus – Gott sei ihrer Seele gnädig – ist so …“ – die Redaktionssekretärin unterbricht – „… Sie müssen sagen: ‚Und das das ewige Licht leuchte ihr‘, sonst bringt das Unglück.“
    Dunkle Erinnerungen an religiösere Zeiten in meiner Kindheit. „Und das ewige Licht leuchte ihr“, sage ich brav.
    „Also: das mit ihrem Freund. Ich glaub, die waren gar nicht mehr richtig zusammen, die beiden. Weil die Kraus, das muss man schon sagen, war eine fesche Person, die hat was, das den Männern gefällt, und blond ist sie auch, und dass die noch nicht verheiratet ist, hat nur damit zu tun, dass sie sich nicht entscheiden kann. Ist ja immerhin auch schon Mitte dreißig – pardon, gewesen.“
    „Hatte sie einen neuen Freund, auch einen aus der Redaktion?“
    „Nein, keinen aus der Redaktion, der Günter war auch ganz eifersüchtig, muss man sagen, den kenne ich besser, weil seine

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