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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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Seufzer der Erleichterung aus, bis er sagte: »Ich höre, dieser Bursche ist Amerikaner. Ein Hippie. Vielleicht ein Drückeberger. Wie war doch gleich sein Name?«
    »Ich habe ihn Ihnen nicht genannt«, erwiderte Mom. »Warum?«
    »Nun, ich glaube, dass es meine Pflicht als Bürgermeister ist, ihn einmal zu überprüfen, dafür zu sorgen, dass er legal hier ist. Vielleicht erkundige ich mich einmal beim FBI. Wir sollten sicher sein, dass er rechtmäßig hier ist und nicht vor dem Gesetz davongelaufen ist oder so was. Zum Schutz Ihrer Familie und der Stadt.«
    »Oh, darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen«, sagte Mom, vielleicht eine Spur zu beflissen. »Ich kann für ihn bürgen. Er gehört zur Familie. Richard ist der Sohn meines Cousins aus Montana. Und Sie werden sich doch sicher nicht in Familienangelegenheiten einmischen wollen, oder?«
    Familie? Sohn meines Cousins? Ich hielt mir die Hand vor den Mund und drängte das Kichern zurück, das in mir aufstieg.
    Elizabeth-Ann sagte tonlos: »Stimmt das?«
    Ich zuckte mit den Achseln, und sie schlug sich ebenfalls die Hand vor den Mund, um ihr Gekicher zu ersticken.
    Wir blieben oben, bis Mr. Ryan Elizabeth-Ann rief. Sie verdrehte wieder die Augen. Bevor sie ging, flüsterte sie: »Keine Sorge, ich verrate nichts.«
    Ich wartete ab, bis ich Mr. Ryans Auto davonfahren hörte, und ging dann hinunter in die Küche.
    Ich sah Mom an. Nie hatte ich meine Mutter bei einer Lüge ertappt. Ich hatte nicht einmal geahnt, dass sie auch nur zu einer Notlüge fähig war. Und das hier war eine faustdicke Lüge gewesen! Irgendwie erwartete ich, dass sie jetzt anders aussehen würde. Aber sie schenkte mir ein Unschuldslächeln und fuhr fort, die auf dem Tisch aufgereihten Törtchen mit Heidelbeeren zu füllen. Ich sagte nichts, fragte mich aber, was sie wohl zur Buße würde tun müssen. Wahrscheinlich hatte sie mit ihrer ganzen Beterei zumindest ein paar Punkte auf der Habenseite angesammelt.

17
     
    M OM UND ICH VERBRACHTEN den nächsten Vormittag im Garten beim Unkrautjäten.
    Mit meiner Mutter draußen im Gemüsegarten zu arbeiten war eine weitere Lieblingsbeschäftigung von mir. Ich liebte es, die Erde an meinen Händen zu spüren, ihren Geruch und den der sonnengewärmten Pflanzen einzuatmen. Ich liebte es, dem Klang der sanften Stimme meiner Mutter zu lauschen, wenn wir uns über die Beete hinweg miteinander unterhielten.
    Über das spitzenähnliche Grün der Karotten sah ich zu ihr hinüber. Mom reckte sich und stemmte die Hände in die Hüften, um ihren Rücken zu dehnen. Sie warf eine Handvoll Vogelmiere auf einen überquellenden Korb. Dann stand sie auf, nahm den Korb und ging hinunter zum Hühnerstall.
    Ihre Hennen waren allenthalben als »Netties Girls« bekannt. Sie waren für die ganze Gegend so etwas wie eine Attraktion, weil sie sommers wie winters brav ihre Eier legten. Alle wollten Moms Geheimnis wissen. Einige boten im Spaß an, sie zu engagieren, damit sie ihre Hühner entsprechend therapierte. Sie versuchten es mit ihrem Trick, Tag und Nacht in den Ställen das Radio spielen zu lassen, setzten ihrem Futter Eierschalen zu, nur um am Ende festzustellen, dass es einzig und allein an Mom liegen müsse.
    Dad sagte, die Hennen seien – wie alle, die sie kannten – in Mom verliebt. Er war sich sicher, dass sie allein deswegen jeden Tag ein Ei legten, weil sie ihr eine Freude bereiten wollten. Und Moms Eiergeld vermehrte sich weiter.
    »Hallo, meine Damen!«, rief sie aus, wenn sie sich dem Stall näherte. Beim Klang ihrer Stimme lief die ganze Schar zusammen. Die Hennen trippelten auf der anderen Seite des Drahtzauns neben ihr her und bewegten ihre Köpfchen im Gleichtakt. Sobald sie den Stall betrat, drängten sie sich um ihre Beine, rieben sich an ihren Stiefeln und wetteiferten um die beste Position, damit sie von ihr gestreichelt werden konnten. Sie bückte sich und strich, sorgsam darauf bedacht, jeder dieselbe Aufmerksamkeit zuzuwenden, über ihre weiß gefiederten Rücken, während sie sich auf den Boden niederkauerten.
    Als ich noch ganz klein war, machte ich einmal den Versuch, einen der Vögel zu streicheln. Während Mom Gluckslaute von sich gab und den Tieren im weiten Bogen Körner zustreute, bückte ich mich, um einen der weißen Rücken zu streicheln. Noch bevor meine Finger auch nur eine einzige Feder berührt hatten, schoss ein rot bekrönter Kopf hervor. Ein Blutkügelchen erschien an der Stelle, wo ein rasiermesserscharfer Schnabel

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