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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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Blechbecher aus.
    »Ach, Natalie, unsere Lebensretterin«, sagte River. Er ließ sich auf dem hinteren Ende des Heuwagens nieder und wischte sich mit seinem Lederhandschuh den Schweiß von der Stirn. Dann winkelte er den linken Arm an, als hielte er eine Gitarre, und klimperte mit der rechten Hand darauf herum. Dazu sang er Aura Lee , ein altes Lied aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, zur Melodie von Love Me Tender . Und während er so schmachtete, ersetzte er den Namen Aura Lee durch Natalie.
    Der Zauber meines Namens wehte über die Wiese. Verärgerung vortäuschend, aber insgeheim überglücklich, reichte ich ihm einen Becher. Er verneigte sich zum Spaß und hob dann seinen Blechbecher, um auf mich zu trinken.
    Ich tauchte noch einen Becher in den Krug, und Boyer sprang vom Wagen herunter, um sein Getränk in Empfang zu nehmen.
    »Das verdient eine Umarmung«, sagte er, zog mich an seine Brust und verschmierte mein T-Shirt absichtlich mit seinem schmutzigen Schweiß.
    Ich kicherte und kreischte, wobei ich mir voll bewusst war, dass Elizabeth-Ann mir missbilligende Blicke zuwarf.
    Als wir dann nebeneinander nach Hause zurückgingen, bemerkte sie wie beiläufig: »Wow, dieser River ist aber klasse.«
    Ich blieb abrupt stehen und funkelte sie böse an.
    Elizabeth-Ann war schön. Ich nicht. Wenn sie ein Auge auf River warf, wie würde er ihr widerstehen können? »Ich mag ihn«, sagte ich mit einem warnenden Unterton, der nahe an ein Geständnis herankam.
    »Oh«, antwortete sie und zuckte dann mit den Achseln. »Schon gut. Du bekommst River, ich bekomme Boyer.«
    Aus der Tatsache, dass sie sich zu Boyer hingezogen fühlte, hatte sie kein Geheimnis gemacht. Sie glaubte wohl, es sei nur eine Frage der Zeit, bis er sie zur Kenntnis nehmen würde. Am Beginn unserer Freundschaft kämpfte ich gegen die »Hände-weg-von-meinem-Bruder«-Gedanken an, die in mir aufstiegen, wenn sie von ihm sprach. Dennoch fühlte ich mich erleichtert, als sie mir jetzt, nachdem unser kindischer Handel besiegelt war, den Arm um die Schulter legte. Außerdem war ich sicher, dass Elizabeth-Anns Zuneigung zu meinem Bruder unerwidert bleiben würde.
    Meine Erleichterung verflog schnell an diesem Sommernachmittag. Gerade als wir am Tor ankamen, fuhr ein schwarzer Lincoln Continental in den Hof.
    »Was hat er denn hier verloren?«, stöhnte Elizabeth-Ann, als sie den Wagen ihres Vaters sah.
    Mr. Ryan war, soweit ich wusste, noch nie draußen auf unserer Farm gewesen. Ich eilte die Verandastufen hoch, als sich die Autotür öffnete.
    Mom stand an der offenen Fliegengittertür und wischte sich die mehlbestäubten Hände an ihrer Schürze ab. »Na, Gerald, was verschafft uns die Ehre?«, rief sie aus, während ich mich an ihr vorbeidrückte. »Wir dürfen bei Wahlen, die die Stadt betreffen, nicht mitstimmen, das wissen Sie doch.«
    Ich blieb einen Moment hinter Mom stehen und sah ihr über die Schulter.
    »Oh nein, ich mache keinen Wahlkampf, Nettie.« Mr. Ryan kam die Stufen heraufgeschnauft. »Ich dachte nur, ich komm mal vorbei und sehe mir die Attraktion hier an. Es hat den Anschein, dass meine Tochter«, er lächelte Elizabeth-Ann zu, »im Augenblick mehr Zeit bei Ihnen verbringt als zu Hause.«
    Elizabeth-Ann verdrehte die Augen, ging an Mom vorbei und folgte mir auf meiner Flucht die Treppe hinauf. Im oberen Flur kauerte ich mich neben dem offenen Gitterrost auf den Boden. Ich hörte, wie Mr. Ryan sich unten auf einen Stuhl setzte und die Limonade in Empfang nahm, die Mom ihm angeboten hatte.
    »Dachte, ich sollte mal die Gelegenheit nutzen, herauszukommen und mir diesen neuen Typen anzuschauen, über den ich so viel gehört habe«, sagte er zwischen bedächtigen Schlucken. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, hörte ich das Grinsen in seiner Stimme.
    Moms Nudelholz schlug rhythmisch auf den Tisch, während sie den Kuchenteig ausrollte. »Nun, dann glaube ich, dass Sie bis zur Abendessenszeit warten müssen«, sagte sie mit ihrer glatten, höflichen Stimme, die sie Bankleuten und Lebensmittelinspektoren vorbehielt. »Sie werden bis zum letzten Augenblick Heu machen.«
    »Oho, Nettie, soll das vielleicht auf eine Einladung zum Abendessen hinauslaufen?«
    »An meinem Tisch ist immer Platz«, erwiderte Mom.
    Ich zuckte zusammen.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Mr. Ryan mit süßlicher Stimme, »und ich würde gerne bleiben, aber ich muss das auf später verschieben. Wir bekommen heute Abend selber Gäste.«
    Ich stieß einen

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