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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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immer noch. Stimmt’s, Natalie?«
    Bevor ich eine Chance hatte zu antworten, rief Dad River zu: »Sieht so aus, als hättest du dein Frühstück verpasst.«
    »Ist schon okay«, erwiderte River, »Natalie und ich mögen diese Arbeit.« Er drückte mir seine Schaufel in die Hand, damit er von Dad die Thermosflasche und eine braune Papiertüte in Empfang nehmen konnte.
    »Toast.« Dad deutete mit dem Kinn auf die Tüte. »Kann keinen ausgehungerten Kopiloten brauchen.«
    Sie gingen zusammen zum Truck hinüber, wobei River in die Tüte spähte und etwas sagte, was ich nicht hören konnte. Dad warf den Kopf zurück und lachte.
    In letzter Zeit hatte ich bemerkt, dass River und Dad jeden Morgen immer länger brauchten, um die Milch auszuliefern. Auch Morgan und Carl war das aufgefallen. Dad tat ihr Gehänsel ab. Er erzählte ihnen, dass sie, wenn er bei Gentry’s haltmachte, um seine Zeitung abzuholen, auf einen Kaffee blieben, damit River die Leute vom Ort kennenlernen konnte. Obwohl River diese Erklärung niemals dementierte, konnte ich mir schwerlich vorstellen, dass Dad sich am Tresen über seine Zeitung beugte und so tat, als würde er lesen, während River mit Mrs. Gentry und den anderen Stammgästen plauderte.
    Obwohl Dad River sagte, er könne sich die Wochenenden freinehmen, gingen die beiden Tag für Tag gemeinsam auf die Milchtour.
    Bis auf Weihnachten. Am Weihnachtsmorgen trugen Mom und ich schon in der Früh Quilts und Decken hinunter und warteten vor dem Stall auf meine Brüder, die die Pferde anschirrten. Wie jedes zweite Jahr würde Mom im Milchtruck zusammen mit Dad bei der Weihnachtsauslieferung mitfahren, während meine Brüder und ich ihnen im Pritschenschlitten folgten.
    Ich warf die Decken auf das lose auf dem Schlitten liegende Heu, als über der Molkerei die Tür aufging. »Was ist denn da los?« River stand oben auf der Treppe und verstaute seine langen blonden Haare unter seiner Wollmütze. Er sah uns der Reihe nach an, während wir dastanden und grinsten. Wir hatten diesen Teil von Weihnachten absichtlich vor ihm geheim gehalten, um ihn zu überraschen. Wir alle wussten, dass er seine Mutter und seinen Großvater vermisste, und hofften, dass ihm unser morgendlicher Weihnachtsbrauch etwas über seine Traurigkeit hinweghelfen würde.
    »Frohe Weihnachten«, sang ich mit allen, aufgeregt, diesen Tag mit ihm zu verbringen.
    River blickte zu Boyer auf, der auf dem Schlitten stand und die Lederzügel hielt. »Ja, was passiert denn hier?«, fragte River.
    »Spring auf, und du kommst von selber drauf«, rief Boyer.
    »Das ist eine Heufahrt«, setzte ich überflüssigerweise hinzu und spürte, wie mein Gesicht rot anlief.
    Um Rivers blaue Augen erschienen Lachfältchen, als er zu Mom hinübersah, die an der Beifahrertür des Milchtrucks stand. »Und was ist mit der Milchtour?«, fragte er.
    Sie lächelte zurück und sang aus voller Kehle: »Das ist heute mein Sitz, River. Du fährst mit den Kindern.«
    Bevor sie ins Führerhaus kletterte, blickte sie zum Himmel hinauf. Sterne funkelten im grauen Morgenlicht. Sie atmete die frische Luft tief ein. »Das wird ein idealer Tag«, sagte sie. Als der Truck losfuhr, beugte sie sich aus dem Fenster und rief: »Jetzt fallt mir bloß nicht runter!« Das sagte sie jedes Jahr.
    Boyer schnalzte mit der Zunge. Die Pferde legten sich ins Geschirr, und River kraxelte zu mir herauf, ließ sich neben mir nieder und drückte den Rücken gegen die leeren Holzkisten, die im vorderen Teil des Schlittens aufgestapelt waren.
    »Und wofür sollen die gut sein?«, fragte er.
    »Das wirst du schon sehen«, sagte ich.
    Als die Pferde den ersten Druck der Trensen verspürten, warfen sie abwehrend den Kopf zurück. Weiße Dampfwolken bauschten sich über ihren geblähten Nüstern. Reihen silberner Glöckchen bimmelten an ihrem Zaumzeug, während sie vorwärtsdrängten. Als wir an Geschwindigkeit gewannen, glitten die Schlittenkufen lautlos über den festgetretenen Schnee.
    »Das ist mein liebster Teil von Weihnachten«, rief ich über das Glöckchengebimmel hinweg.
    »Meiner auch«, rief River zurück. Er legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Und obwohl ich dick eingemummelt war, bildete ich mir ein, die Wärme seines Körpers zu spüren.
    Als der Schlitten beim ersten Hügel seine Fahrt verlangsamte, fühlte ich von hinten einen heftigen Ruck. Von Morgans und Carls Gelächter verfolgt, purzelte ich in die Schneemassen. Ich tauchte auf und spuckte Pulverschnee

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