Milner Donna
zum ersten und zum letzten Mal in einem Flugzeug anschnallte. Sobald die Stewardess die Kabinentür zuzog, krampften sich meine Hände um die kleinen Armstützen. Als das Flugzeug auf der Startbahn zu rollen begann, fühlte ich, wie mir der Schweiß unter meinem Pullover in Bächlein herunterrann. Ich vergaß, wie man atmete. Als wir uns in die Luft erhoben, gelang es mir nur mit äußerster Kraft, nicht laut zu schreien, dass man mich hinauslassen sollte. Ich kniff die Augen so lange zusammen, bis mir jemand auf die Schulter tippte. Ich sah zu der Frau im Sitz neben mir, die mir eine Spucktüte reichte, gerade noch rechtzeitig.
Der Flughafen-Shuttlebus brachte mich, aufgewühlt und erschöpft, nach Atwood. Als wir an der Main Street eintrafen, stand da der alte Milchtruck vor Gentry’s schräg eingeparkt – vor dem kleinen Zeitschriftenladen mit Erfrischungshalle, der als Busdepot diente. Hinter der dunklen Windschutzscheibe des Führerhauses erkannte ich eine vertraute Silhouette. Mein Vater! Ich erstarrte in meinem Sitz und sah, wie sich sein Kopf drehte und die halb gerauchte Zigarette aus dem Fenster geflackert kam. Sie schwebte kreiselnd durch die Luft, bis sie auf dem dunklen Asphalt landete. Die Führerhaustür ging auf, und er kletterte aus dem Fahrersitz. Morgan.
Die Verlegenheit, zum ersten Mal wieder nach Hause zurückzukommen, ging irgendwie unter angesichts der Notwendigkeit, unseren Vater unter die Erde zu bringen. Mein Bruder nahm mich wortlos in seine Arme. Hinter seinem freundlichen Lächeln verbarg er die eiserne Entschlossenheit, keine Tränen zu vergießen. Dafür war ich dankbar.
Auf der Fahrt nach Hause versorgte er mich mit den Einzelheiten über Dads Unfall. »Die Unterstellböcke sind ihm weggekippt«, erzählte er. »Der Traktormotor landete mitten auf seiner Brust. Das silberne Zigarettenetui hat sich in seine Brust hineingebohrt. Ihr Geschenk hat ihm das Herz gebrochen, sagt Mom.«
Er schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Er muss eine ganze Weile dort festgeklemmt gewesen sein. Carl und ich arbeiteten draußen im Wald. Mom und Boyer waren in der Stadt, es war also keiner da.«
»Ach.«
»Tja, und ich kann buchstäblich seine letzten Worte hören.«
»Schon wieder scheint die Sonne verkehrt herum!«, murmelten wir wie aus einem Munde.
Morgan lächelte, und sein Adamsapfel hüpfte beim Schlucken auf und ab. Ich wollte meinen Arm ausstrecken und sein Gesicht berühren, das dem unseres Vaters so sehr ähnelte. Stattdessen wandte ich den Kopf und starrte geradeaus, während ich meine Tränen zurückdrängte. Und die Nieser.
»Und wie ist es dir so ergangen?«, fragte er.
»Mir geht’s gut.«
»Du arbeitest für eine Zeitung, höre ich. Wirst wohl eine berühmte Reporterin, was?«
»Nein.« Ich versuchte zu lachen. »Ich bin nur in der Anzeigenabteilung tätig. Aber es ist ein Anfang.«
Der Truck verlangsamte die Fahrt, und wir bogen auf die South Valley Road ein.
»Und wie geht’s Mom?«, fragte ich.
»Oh, ihr geht’s … Na ja, du weißt ja, wie Mom ist. Unentwegt damit beschäftigt, alle zu füttern und zu trösten, die hereinkommen, um ihr Beileid zu bekunden.«
Während Morgan den Truck in den Carport neben der Molkerei einparkte, ging ich zu Fuß zum Haus. Ich stand im Schatten der Veranda. Und hier roch ich ihn. Meinen Vater. Der Duft von Old Spice und Tabak entströmte seiner Stalljacke, die immer noch neben der Fliegengittertür hing. Wie konnte er tot sein, wenn sein Geruch noch so lebendig, noch so warm war? Ich wollte mein Gesicht in seinen Mantel schmiegen und ihn einatmen.
Dann sah ich meine Mutter. Sie stand am Küchentisch, den Rücken mir zugewandt. Genau dort, wo sie stand, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte.
Sie drehte sich beim ersten Quietschen der Fliegengittertür um. Mehr als zwei Jahre waren vergangen, seit ich das Gesicht meiner Mutter zuletzt gesehen hatte. Ihre Augen sahen mich an, als wäre das erst gestern gewesen. Ihr Lächeln war offen, herzlich, verletzlich und vor Liebe überströmend.
»Natalie!« Sie eilte zu mir und schlang die Arme um mich. Und genau wie bei jeder Umarmung, die Nettie Ward ihren Kindern zuteil werden ließ, klammerte sie sich etwas zu lange an, ein wenig über die Grenze des Wohlgefühls hinaus.
Ich stand da, steif und distanziert. Meine Arme hingen an den Seiten herab und hielten immer noch meinen Koffer und einen überdimensionalen Büchersack fest. Ein Teil von mir wollte sich in die Umarmung
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