Milner Donna
See veranstaltet hatten. Und doch saß ich jetzt, allein mit River, auf seinem Bett und wusste, dass es keinen anderen Ort gab, an dem ich lieber sein wollte.
Ich zog die Beine an und schlang die Arme um sie. Ich legte den Kopf auf meine Knie und sah ihm beim Spielen zu. Der Kerzenschein warf ein warmes Licht auf sein Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, als schliefe er, aber dann hoben sich seine schweren Lider, und um die blauen Augen bildeten sich Lachfältchenkränze. Ich berührte seine nackte Schulter und spürte, wie die Wärme von seiner Haut mir über den Arm lief. »Bring mir das bei«, sagte ich. »Bring mir bei, wie man spielt.«
Er reichte mir die Gitarre: »Ich zeige dir drei einfache Akkorde, die du fast bei jedem Song verwenden kannst«, sagte er und rückte das Instrument in meinen Armen zurecht.
Zu behaupten, ich hätte auf irgendetwas anderes geachtet als auf Rivers Nähe, als er meine Finger auf das Griffbrett legte, wäre eine Lüge. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, während sich das Unwetter draußen in der Nacht austobte und ich so tat, als würde ich mich für seine geduldigen Anleitungen interessieren.
Am Ende war ich es, die die Gitarre neben dem Bett auf den Boden legte. Dann setzte ich mich auf, neigte mich River entgegen und drückte zögernd meine Lippen auf die seinen. Dass seinerseits keine Reaktion erfolgte, führte ich auf seine Verblüffung zurück. Und plötzlich drängte ich mich fester an ihn. Aber die Gier in diesem ersten Kuss kam nur von meiner Seite. Ich war diejenige, die sich zurücklegte und ihn zu sich zog. Ich streichelte sein Gesicht, seinen Nacken, seine nackte Brust. Meine Finger erkundeten seinen Körper, öffneten den Druckknopf, dann den Reißverschluss seiner Jeans. Meine Hände wanderten nach unten, schoben mein Nachthemd hoch und entblößten meinen Körper. Meine Hüften hoben sich den seinen entgegen, führten ihn zu mir, während er dalag, das Gesicht in dem zusammengerollten Hemd auf meiner Schulter vergraben, kaum zugegen. Ich ignorierte die roboterhafte Reaktion seines Körpers und glaubte, wollte glauben, dass er sich zurückhielt, weil er mir nicht wehtun wollte. Am Ende war der Koitus, zu dem es kam, allein mein Werk.
Ich wusste sogar schon damals, dass der Teil von River, den ich begehrte, nicht präsent war. Das leise Wimmern, das aus seiner Kehle kam, hatte nichts mit Leidenschaft zu tun, sondern mit Kummer. Er trauerte immer noch um Robert Kennedy, um sein Land. Ich hielt ihn dennoch fest, nicht willens, loszulassen und zu glauben, was mein Herz schon wusste.
Der Schmerz, über den ich gelesen hatte, der brennende Schmerz des »ersten Mals«, über den die Mädchen auf dem Heuboden getuschelt hatten, blieb aus. Ich verspürte nur eine Wärme beim ersten Stoß, dann breitete sich, während ich mich an ihn klammerte, eine wohlige Hitze aus.
Auch wenn ich diese Szene in einer Endlosschleife abspielte und unsere überstürzte Vereinigung immer wieder durchlebte und ausschmückte, konnte sie nicht mehr als ein paar Minuten gedauert haben.
Dann schob sich River von mir weg, als wäre er plötzlich aufgewacht. »Oh Gott«, stöhnte er, »das ist nicht in Ordnung.«
»Es ist in Ordnung!«, murmelte ich und versuchte, ihn zurückzuziehen.
»Nein, nein, das ist es nicht!«, rief er. »Es ist gar nicht in Ordnung! Überhaupt nicht in Ordnung!« Er schwang die Beine über die Bettkante, beugte sich vor und vergrub das Gesicht in den Händen. »Oh Gott! Es tut mir so leid, Natalie.«
»Mir nicht.« Ich setzte mich auf und zog mein Nachthemd wieder herunter. »Ich liebe dich«, flüsterte ich.
Er blickte mit glasigen Augen zu mir auf. »Und ich liebe dich auch, Natalie. Aber nicht so.«
Draußen ließ der Wind nach. Der Regen hatte aufgehört. Durch das Fenster sah ich zwischen den aufreißenden Wolken Sterne leuchten. Dann hörte ich das Knirschen von Rädern auf dem Kies. Dads Truck bog in den Hof ein.
Plötzlich gab es nichts mehr zu sagen. Die Welt drehte sich weiter. River nahm seine abgeschnittenen Jeans und zog sich ins Badezimmer zurück.
Ich konnte nicht weg. Ich wusste, dass ich hier festsaß, bis meine Eltern sich zur Ruhe begeben hätten. Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und wartete. Ich schloss die Augen und gab mir Mühe, die unterdrückten Würgelaute zu überhören, die hinter der Badezimmertür hervordrangen.
29
I CH SEHE ZU J ENNY AM S TEUER HINÜBER und ordne meine Erinnerungen. Ich lasse mir Zeit, und bevor
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