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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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Zeug oder so.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ist sie mit einem der anderen Teilnehmer zusammengewesen? Nach der Sendung? Hat sie erzählt, daß sie einen da näher kennengelernt hätte?«
    »Nein, hat sie nicht. Aber das kann ich mir auch nicht vorstellen. Sie ist den Leuten auf die Nerven gegangen. Die sind dann alle noch in eine Kneipe, Julia war nicht dabei.«
    Die Polizistin sah noch einen Moment zu ihr herüber, und Biggi wußte nicht, ob das jetzt ein freundlicher Blick war oder nicht.
    »Anrufe, da bauen wir schon vor.« Gabriel nahm sich eine Zigarette, betrachtete sie kurz und steckte sie zurück ins Päckchen. »Die Leute nennen in der Sendung nur ihre Vornamen, da kann also kein Wichser im Telefonbuch rumsuchen.« Er lächelte die Henkel an. »Der Sender gibt natürlich die Namen nicht raus.«
    »Anonym.« Stocker streckte seine langen Beine aus. »Kürzlich habe ich einen Aufruf in der Zeitung gelesen: Schwul? Niemand soll es wissen? Talkshow sucht Teilnehmer. «
    »Na ja«, sagte Gabriel.
    »Hatte sie ihre Katze dabei?« Die Henkel beschäftigte sich wieder mit ihrem Rocksaum. »Im Körbchen oder so? Alex.«
    Gabriel hatte sich vorgebeugt, die Ellbogen auf den Knien, als wolle er ihr zwischen die Beine glotzen. »Abraham.«
    Die Henkel ließ ihren Rock los, sah an Gabriel vorbei.
    Gabriel fuhr sich durchs Haar. »Der Kater hieß – nein, meines Wissens hatte sie keine Katze dabei.«
    Es war still, bis Stocker fragte: »Lassen Sie uns einen Moment alleine?« Dabei blinzelte er Biggi ein wenig aus seinen hübschen grauen Augen an. Arglose Augen. Biggi verließ das Zimmer, blieb vor der angelehnten Tür stehen und hörte die Henkel fragen: »Sie machen diese Sendung täglich? Entschuldigung, wenn ich dumm frage, aber die läuft ja nachmittags, da komme ich halt selten dazu, fernzusehen.«
    »Noch mache ich sie täglich.« Gabriel räusperte sich. »Aber das hat sich überlebt, ich mache gerade ein neues Konzept für eine wöchentliche Sendung.«
    »Sie kriegen eine Menge Leute zu sehen, ich meine, jeden Tag haben Sie da andere Gesichter, andere Geschichten.«
    »Das kann man wohl sagen.« Er lachte.
    »Da gibt es doch sicher auch mal einen näheren Kontakt zu dem einen oder« – sie machte eine kurze Pause – »der anderen.«
    »Ach was.« Biggi hörte ein Geräusch, als schnippe er mit den Fingern. »Das sind nicht unbedingt Leute, mit denen ich zu Abend essen möchte, verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Na ja, die sind alle ein bißchen merkwürdig. Sagen wir mal so: Wer im ganzen Sendegebiet seine Probleme herausposaunen will, muß doch eine kleine Macke haben, nicht?«
    »Aber Sie haben doch Theologie studiert, Herr Mosbach.« Ihre Stimme klang jetzt fast freundlich. »Gerade haben Sie gesagt, es sei wichtig für die Leute. Psycho – wie war das?«
    »Psychohygienisch. So gesehen natürlich schon. Ich meine nur: privat muß ich die Leute nicht um mich haben.«
    »Warum haben Sie denn bei Julia Bischof eine Ausnahme gemacht?«
    »Wieso?«
    »Sie war sehr – allein.« Biggi preßte das Ohr an die Tür; die Henkel machte immer diese merkwürdigen Pausen. »Da mußten Sie nur die Hand ausstrecken, ja?«
    »Nee.« Gabriel lachte wieder. »Wieso? Sie war in der Show, das war’s. Das haben Sie mich doch das letzte Mal schon gefragt. Ich kannte die nicht. Das habe ich Ihnen auch das letzte Mal schon gesagt.«
    »Sie kennen aber den Namen ihrer Katze.« Die Henkel sprach sehr ruhig, gleichmütig, als sei sie sicher, daß sie Gabriel verstören könnte.
    Bis da, wo sie stand, konnte Biggi ihn ausatmen hören. »Jesses – unsere Sekretärin hier hat das Vieh erwähnt, die hat doch mit ihr, was weiß ich, bißchen Kontakt gehabt. Ich hatte mit der Frau nichts am Hut. Sie haben sie doch gerade gesehen.«
    »Ja. Und?«
    »Na also.«
    »Also was? «
    »So ein Blödsinn. Wenn Sie etwas warten, kann ich Ihnen meine Freundin vorstellen, spielen Sie sich doch nicht auf. Scheiße, wollen Sie mich jetzt alle zwei Tage fragen, ob ich es mit dieser Bischof getrieben habe?«
    Jetzt war Stocker zu hören, er sagte: »Eine Freundin schließt doch eine zweite nicht aus. Vielleicht mag die erste Freundin das nicht so, dann ist man vorsichtig mit der zweiten. Und wenn die zweite dann –«
    »Quatsch«, rief Gabriel. »Wo leben Sie denn?«
    »Frau Bischof hat Sie in ihrem Tagebuch erwähnt.«
    Eine Weile war es still, bis Gabriel sagte: »Das kann ja sein. Was schreibt sie denn?«
    Die Henkel machte weiter. »Kollegen berichten, sie

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