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Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Almond
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Haus und der Falconer Road unter sich und mit der silbernen Schnur, die durch die Dachschindeln bis zu der schlafenden Mina reichte. Sie keuchte auf, und einen Moment lang schien sich die Schnur zu straffen, als ob sie die schwebende Mina dorthin zurückziehen wollte, wo sie hergekommen war.
    Sie aber flüsterte sich selbst zu: „Keine Angst, Mina. Mach ruhig weiter.“
    Die Schnur entspannte sich und sie selbst entspannte sich auch, und sie schwebte hoch über das Haus und die Straße hinaus. Sie sah die Straßenbeleuchtung wie leuchtende Perlen unter sich, sah die Dunkelheit des Parks, die ganze Stadt, den funkelnden Fluss, der mitten durch die Stadt floss, die Kurven der Autobahn, die Straßen, die Richtung Moor verliefen, und sie sah das riesige dunkle Meer mit der Spiegelung des Mondes und der Sterne, ein kreiselndes Leuchtfeuer und die Lichter der einsamen Schiffe, weit draußen auf dem Meer.
    Und sie lachte.
    „Ich reise!“, sagte sie. „Ich werde … nach Seaton Sluice fliegen!“
    Und als sie den Namen der kleinen Stadt am Meer aussprach, sank sie hinab und sah, dass sie sich genau über jener Stadt befand, die sie bereits mehrmals in ihrem wachen Leben besucht hatte. Da waren der lange Strand und die rollenden Wellen, der weiß getünchte Pub an der Landspitze, kleine festgezurrte Fischerboote, der schmale Fluss, der ins Meer floss.
    Die silberne Schnur vibrierte und glänzte. Sie erstreckte sich von ihrem Körper in die Richtung, aus der sie gekommen war, verband die Mina in Seaton Sluice mit der Mina zu Hause im Bett.
    Sie schwebte. Sie überlegte.
    „Kairo“, flüsterte sie.
    Und schon schwebte sie wieder hinauf und in Richtung Osten, über die Nordsee, über ganz Europa mit seinen großen Städten und schneebedeckten Bergen. Sie schaute nach unten und dachte: Das muss Amsterdam sein! Die Alpen! Mailand! Belgrad! Athen!
    Sie flog über das Mittelmeer zur Nordküste Afrikas, wo der Himmel sich in der aufkommenden Morgendämmerung bereits rosig verfärbte.
    Sie sah die riesengroße, staubige Metropole Kairo und hörte ihr Brüllen und Brummen, sah die Pyramiden, die sich aus dem Wüstensand erhoben. Sanft sank sie zu Boden, bis sie vor der großen Pyramide von Giseh stand, vor den anderen Pyramiden und der großen Sphinx, hatte die Wüste auf der einen Seite und Kairo auf der anderen. Und sie erschauerte vor lauter Freude und Glück.
    Dann straffte sich die silberne Schnur zwischen Mina bei den Pyramiden und Mina zu Hause im Bett, und schon ging es wieder los, zurück nach Westen, wo es noch immer tiefe Nacht war.
    Sie flog wieder über Europa, diesmal sogar noch schneller als auf dem Hinweg. Hoch über den Wolken, die wie dünne, verstreute Schleierfetzen zwischen ihr und der Welt hingen, hielt sie inne. Die Städte des Kontinents kamen ihr wie weit entfernte Sternenhaufen vor, wie Galaxien.
    Und sie steuerte auf Rom zu. Sie sah die Straßenlaternen, die Scheinwerfer der wenigen Autos, die durch die Straßen fuhren, und mit einem Aufschrei des Entzückens sah sie das beleuchtete Kolosseum, den Petersplatz, den Trevi-Brunnen – Orte, die sie bislang nur aus Büchern gekannt hatte. Dann zog die Schnur fester an ihr, drängender, und wieder flog sie davon. Das Land unter ihr war nur noch ein verschwommener Schemen.
    „Nur noch einen weiteren Ort!“, dachte sie. „Durham!“
    Und sie sah die Kathedrale und die Burg, den Fluss, der sich darum wand, und im Osten die nahende Morgendämmerung, die sie scheinbar verfolgte.
    Sie seufzte und sagte: „In Ordnung! Ab nach Hause!“
    Und plötzlich war sie über dem Park, und die silberne Schnur vibrierte und schimmerte, als sie sie in die Falconer Road zog.
    Sie erwachte im bleichen Morgenlicht, das durch das Fenster fiel. Draußen ließen die Vögel ihren Chor erklingen.
    „Peru“, murmelte sie. „Alice Springs. Wladiwostok. All diese Orte werde ich sehen.“

Außergewöhnliche Aktivität
    Geh schlafen.
Schlafe, während du fliegst.
Fliege, während du schläfst.

Die Geschichte der Corinth Avenue
    Die Tage vergehen schnell. Vielleicht wird es bald richtig Frühling. Die Familie hat Mr Myers’ Haus gekauft. Die Mutter und der Vater schleppen Leitern und Eimer und Schrubber und Bürsten an. Sie wischen und putzen stundenlang. Jeden Tag, während ich auf meinem Baum sitze. Jeden Tag, während die Amseln schimpfen: Geh weg, Mädchen! Kreisch! Du bist gefährlich! Kreisch!
    Im Augenblick sitze ich an meinem Schreibtisch vor dem Fenster. Und es ist

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