Mind Control
klar. Aber was mich betrifft, habe ich so gut es geht kooperiert. Die wollten Sie sprechen. Sie allein!«
Nikolaj runzelte die Stirn. »Und warum hat Bitangaro Sie dann ebenfalls entführt? Wozu der Aufwand?«
»Ich weiß nicht. Vermutlich, um mich daran zu hindern, Ihrem Team Bescheid zu geben.«
»Dazu hätte Bitangaro Sie nicht mitnehmen müssen. Er hätte Ihnen auch Drogen verpassen oder Ihnen gleich die Kehle durchschneiden können.«
»Ich …« Johnson stockte. »Na ja, also vor drei Jahren, da … Aber das ist doch jetzt nichts, was mein Brötchengeber nicht wieder geraderücken könnte!«
Nikolaj sah ihn vielsagend an, und Johnson wurde fahl im Gesicht. Er verschwieg dem Konzerner, dass es sicher kein Zufall war, dass sie beide bislang so ungeschoren davongekommen waren. Man hatte sie nicht einmal durchsucht, geschweige denn gefesselt. Ihre Entführer wollten also etwas von ihnen. Nur hatte Ni-kolaj keine Lust, jemandem entgegenzukommen. »Was mich betrifft, bin ich jedenfalls nicht scharf drauf zu erfahren, warum wir hierher verschleppt wurden. Sie etwa?«
Johnson schüttelte den Kopf, nur um ihn plötzlich ehrfurchtsvoll anzustarren. »Verfügen Sie wirklich über psionische Kräfte?«, wollte er wissen. »Von Leuten wie Ihnen habe ich bis jetzt nur gehört, aber ich habe es vorhin selbst gesehen: Ihre Augen sind komplett grau! Kein Weiß, nicht mal einige Sprengsei. Einfach unheimlich, wie kleine Bälle aus Basalt. Sie sind ein Jump, richtig? Einer Ihrer Eltern hat am Interim-Syndrom gelitten?«
Nikolaj mochte es nicht, wenn das Thema zur Sprache kam. Die meisten Menschen hielten ihn für eine Missgeburt und fürchteten sich vor Leuten wie ihm. Nicht grundlos, wie sich Nikolaj eingestehen musste. Fast überall wurden vermeintliche Psioniker wie er als Sicherheitsrisiko angesehen. Mehrfach schon hatte er wegen seiner Augen Ärger mit Troopern und Gardeuren bekommen. Begegnungen, denen sich allzu oft Besuche von Konzernvertretern angeschlossen hatten, die ihn gern untersucht hätten. Zweimal war es deswegen schon zu Entführungsversuchen gekommen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass ihn bereits Romanow Inc. als Versuchsobjekt missbraucht hatte. Für das Phänomen seiner Augen gab es keine Erklärung. Zwar hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass sich ein Teil der schleimigen Substanz, die das Interim ausfüllte, bei den Jumps in den Adern absetzen würde. Doch er selbst hielt das für Unsinn. Dabei gab es diesen Schleim tatsächlich. Raumschiffe, die das Interim durchflogen, mussten stets gereinigt werden, sonst griff die aggressive Substanz Glas- und Kunststoffteile der Schiffsaußenhaut an - mochten die Komponenten auch noch so gering sein.
»Sind Sie denn Psioniker? Vielleicht könnten Sie …?«, setzte Johnson an, doch Nikolaj unterbrach ihn.
»Ich weiß nicht, was ich hier ausrichten kann.«
»Aber Sie sind noch normal, oder?«, bohrte Johnson wenig mitfühlend nach. »Es heißt, Leute wie Sie schrammen ständig am Wahnsinn entlang. Auf Gauss II ist ein Typ mit Interim-Syndrom mal komplett ausgerastet und hat in der Innenstadt von Schuhmann-Stadt…«
»Es reicht!«, herrschte Nikolaj den Artco Inc.-Vertreter an. »Sagen Sie mir, ob Sie sich hier in Bangui auskennen?
«
»Was haben Sie vor? Auf dem M’Poko Spaceport ein verdammtes Shuttle kapern und wieder zum Mond zurückfliegen? Das ist doch nicht Ihr Ernst?« Johnson lachte, als wäre er selbst irre. »Wir kommen hier vermutlich nicht einmal an ein Ultraleicht heran.«
»Nein. Aber vielleicht schaffen wir es, meinen Leuten auf dem Mond eine Nachricht zukommen zu lassen. Wenn es hier in Bangui kleinere Konzerne gibt, dann können wir uns vielleicht zu einem von ihnen durchschlagen? Mir wird man vermutlich nicht helfen, aber vielleicht Ihnen? Artco Inc. steht doch mit der Gewerkschaft auf gutem Fuß. Kunst für Arbeiter und so.« Ni-kolaj lächelte spöttisch. »Das hilfreiche Unternehmen hätte dann etwas gut bei Ihrem Konzern.«
Auf Johnsons Gesicht ging eine Sonne auf. »Na ja, wenn wir es bis zu Gardner Pharmaceutical schaffen könnten…
Die sind Artco Inc. auf jeden Fall noch einen Gefallen schuldig. Oder vielleicht zu der Sendezentrale von Starlook?
Beide Konzerne haben ihre Firmensitze im Stadtteil Alt Gobongo. Aber wie …?«
An der Tür waren Geräusche zu hören.
»Still!«, zischte Nikolaj. »Halten Sie sich einfach bereit.«
Die Tür öffnete sich, und Augenklappe betrat gemeinsam mit seinen beiden Kumpanen die
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