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Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Bock
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handeln nicht nur aus uns selbst heraus, sondern in einer ständigen Resonanz mit der Welt um uns herum. Doch wir sind noch zu klein, um alles kritisch zu prüfen und zu entscheiden, ob das richtig ist oder nicht. So nehmen wir deshalb unbewusst auch das auf und lernen auch das, was uns begrenzt und stört. Der Wächter füllt sich mit ungeprüften Überzeugungen über uns selbst und andere. Schlechte oder überfordernde Erfahrungen verarbeiten wir dann unreflektiert als früh gebildete Lebensüberzeugungen.
    Das emotionale Chaos der Ich-Werdung
     
    In dieser aufregenden Welt gibt es nämlich auch Grenzerfahrungen. Denn mit der Entdeckung der eigenen Individualität kommt auch die Entdeckung des eigenen Willens. Und die Erfahrung, dass sich dieser nicht immer durchsetzt – vor allem dann nicht, wenn wir es mit den für uns als Kinder übermächtig erscheinenden Erwachsenen zu tun haben. Wer einmal ein dreijähriges Kind mitten im Kaufhaus vor Zorn tobend am Boden liegen sah, weiß, wovon die Rede ist. Es sind ungeheure Emotionen, die in der Auseinandersetzung mit der Welt zu dieser Zeit freigesetzt werden. Es ist Himmel und Hölle zugleich, wenn ein Kind entdeckt, dass es einen eigenen Willen hat und dieser oft an der Macht der Erwachsenen scheitert.
    Denn Kinder, so die Wissenschaftlerin Anke Pannier, erleben sich eigentlich als sehr kompetent. Sie lernen jeden Tag mehr und zeigen gerne, wie stolz sie auf ihre Fortschritte in der Weltbewältigung sind. Nach dem Krabbeln kommt das Laufen, das Sprechen, das Verstehen. Die Welt enthüllt dem Kind fast jeden Tag ein Stückchen mehr ihre Geheimnisse. Wie sollte dies ein Kind anders erleben als stolz und zufrieden mit sich selbst – solange es nicht kritisiert und in seine Schranken gewiesen wird.
     
    Ich nehme an, dass wir so wichtige Grundfähigkeiten wie das Laufen noch vor dem Sprechen und damit vor der Entwicklung der Selbstkommunikation und Selbstsabotage lernen, weil wir uns da noch nicht stören können. Würden wir es später lernen können, würden viele von uns ein Leben lang krabbeln. Wir würden es versuchen, hinfallen, uns kritisieren, es noch einmal versuchen und dann aufgeben.
    Zum Glück ist die Evolution schlauer. Kinder zeigen noch sehr deutlich, wie Lernen auf höchstem Niveau funktioniert. Ein Kind entwickelt aus sich heraus den dringenden Wunsch, Laufen zu lernen. Es hat eine unstillbare Neugierde und ein tiefes, unhinterfragtes Interesse daran, seine Fähigkeiten zu erweitern, um mehr von der Welt zu erleben. Es macht aber noch viel mehr richtig. Wenn Sie ein Kind, das gerade zu laufen beginnt, mit anderen beobachten, werden Sie sehen, dass es sich nicht an den Fähigkeiten der weit älteren Kindern oder den Erwachsenen orientiert, sondern an den Kindern, die gerade eine Stufe weiter sind im Laufenlernen. Ein Kind lenkt seine Aufmerksamkeit noch automatisch richtig, um sein maximales Lernpotenzial zu entfalten. Erst in späteren Jahren, wenn seine Denk- und Sprechfähigkeiten komplexer werden, kann es sich auch stärker beim Lernen stören, sich überfordern, selbst in Frage stellen und kritisieren. Oder sich, wie viele Erwachsene, die Lernfähigkeit komplett absprechen.
    Doch gehen wir an den Punkt, an dem wir anfangen, zwischen Innen und Außen zu unterscheiden, und uns in Bezug zur Außenwelt setzen. Diese Zeit in der frühen Kindheit, so lernte ich von Anke Pannier, ist eine ziemliche Achterbahn der Gefühle und Gedanken. Auf der einen Seite lernen wir jeden Tag viel Neues und erleben uns als kompetenter, als wir eigentlich sind. Wir trauen uns schon Dinge zu, deren Folgen wir noch nicht abschätzen können. Auf der anderen Seite erfahren wir uns häufig als tatsächlich überfordert. Insgesamt aber haben wir zu diesem Zeitpunkt der Kindheit noch sehr wenig unter unserer eigenen Kontrolle, werden noch stark von andern kontrolliert. Wir haben schon einen starken Willen und sind unendlich neugierig, scheitern aber oft an den Grenzen der Außenwelt. Wir pendeln zwischen der Sehnsucht nach mehr Selbständigkeit und der Erfahrung von Ohnmacht gegenüber Älteren und Stärkeren.
    Wir müssen lernen, so zu denken wie unsere Eltern
     
    Um weiterzukommen und mehr Freiräume zu erobern, müssen wir lernen, das zu machen, was unsere Eltern uns sagen. Nicht nur dann, wenn sie bei uns sind, sondern auch dann, wenn wir allein sind. Ein Kind, das nicht in der Lage ist, die Elterngebote selbständig auch allein abzurufen, wäre wahrscheinlich nicht in

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