Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Idee der privaten Logik ein vermeintlich eindeutiges Bild, das wir über das Leben, uns, andere und die Zusammenhänge in der Welt haben. Und auch im
MINDFUCK
operieren wir tatsächlich auf einem intellektuellen Niveau, das an vielen Stellen recht unreflektiert, ja kindlich erscheint. Im
MINDFUCK
-Modus gehen wir mit Stereotypen, Vorurteilen und plumpen Wenn-dann-Konstruktionen vor, werden allerdings wiederum sehr phantasievoll, wenn wir rund um diese eher simplen Denkachsen die eigenartigsten selbstsabotierenden Weltbilder bauen. Eigenartig ist auch, dass wir die zum Teil unsinnigen Konsequenzen unseres Denkens nicht wahrnehmen. Wir zimmern uns zum Beispiel mit abstrusen Gedankenspielen Lebenssituationen zurecht, die wir für ausweglos halten, obwohl es in Wirklichkeit eine Vielzahl von Alternativen und Möglichkeiten gibt. Ebenso sind wir im
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-Modus bereit, offensichtlichen Unsinn für bare Münze zu nehmen, was uns auf das Niveau unserer Kindheitsphase zurückfallen lässt, in der noch Märchen wahr zu sein schienen.
Wie wir uns immer wieder in die Kindheit »beamen«
Wenn wir
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betreiben, denken wir tatsächlich häufig so, als ob wir noch Kinder wären. Ist es wirklich möglich, dass wir immer wieder innerlich in solche Zustände zurückfallen und uns damit unser Potenzial und unsere Selbstwirksamkeit als Erwachsene nehmen? Nicht nur Alfred Adler verfolgte diese Spur.
Dass auch Erwachsene psychisch in kindliche Zustände wechseln, ist auch den beiden Begründern der Transaktionsanalyse, den ehemaligen Freudianern Eric Berne (1910–1970) und Thomas A. Harris (1910–1995), aufgefallen. [12]
Ihre Arbeit basierte auf den Ergebnissen des Neurochirurgen Wilder Penfield, dem es gelang, bei Patienten mit elektrischen Stimulationen im Hirn vergessene Erinnerungen zurückzurufen. Man schloss damals daraus, dass unser Gehirn wie ein geistiger Rekorder alle Erlebnisse speicherte. [13]
Diese Sicht inspirierte die beiden Psychiater Berne und Harris, ein Modell zu entwickeln, das sich vor allem auf den Austausch von Menschen mit anderen bezog, also soziales Verhalten beschrieb und analysierte.
Wie stellten sich Berne und Harris das also vor, wenn Erwachsene sich nicht mehr verhalten wie Erwachsene? So wie die Elektroden des Neurochirurgen bestimmte Erinnerungskomplexe aktivierten, so gibt es Gefühle, Wörter, Bilder oder Gedanken, die entsprechende Erinnerungen in uns wachrufen. Berne und Harris erklären hier die Trigger, die Auslösermechanismen, die wir bereits beobachten konnten, wenn Menschen anfangen, sich mental zu sabotieren.
Doch die Trigger aktivieren nicht nur Gedanken und Gefühle, sondern steuern auch unser Verhalten nach der einmal gelernten Art. Da ein Mensch in den verschiedenen Phasen vom Baby zum Erwachsenen unterschiedliche Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten hat, gingen die beiden Forscher davon aus, dass wir nicht nur Erinnerungen, sondern auch typische Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen in unserer Kindheit aufgenommen haben. Diese sind bei uns in zwei verschiedenen Formen gespeichert und lösen fast gegensätzliche Denk- und Verhaltensmuster aus:
Einmal sind sie gespeichert im Erleben unserer eigenen Hilflosigkeit und Bedürftigkeit als Kind und in dem gleichzeitigen Erleben der Allmacht der Eltern. Einfache Werturteile über sich oder andere entspringen also unserer kindlichen Wahrnehmung dessen, was aus unserer Sicht unsere Eltern oder andere Erwachsene für richtig oder falsch hielten. Da wir unsere Eltern sowohl als fürsorglich und unterstützend wie auch als bewertend und strafend erlebt haben, sind wir im Zustand des Eltern-Ichs auch als Erwachsene geprägt von diesen Sicht- und Verhaltensweisen. Wir strafen, bewerten, kritisieren oder »bemuttern« uns selbst und andere.
Das andere Extrem sei, so die Forscher, der Kind-Ich-Zustand, der auch im Erwachsenenalter immer wieder durch bestimmte Auslöser aktiviert werden könne. Hier erleben wir uns laut Harris und Berne als hilflos, ohnmächtig und manchmal überfordert, insgesamt jedenfalls abhängig von der Allmacht der Erwachsenen. Erwachsene, die in den Kind-Ich-Zustand wechseln, haben Probleme, Verantwortung zu übernehmen, sehen sich als hilflos oder überfordert an. Sie werden entweder aggressiv und trotzig, hoffen auf Hilfe von Stärkeren oder verweigern die Verantwortung für ihr Handeln und ihr Leben.
Das Erwachsenen-Ich dagegen, das sich nach Berne und Harris bereits in der Kindheit entwickelt und
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