Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Bock
Vom Netzwerk:
tatsächlich das Lob eines Chefs in einem kindlichen Sinne immer und immer wieder zu brauchen, dann rate ich durchaus, dass sie oder er möglicherweise bei meinen Kollegen aus dem psychotherapeutischen Bereich besser aufgehoben wäre.
    MINDFUCK als psychische Fehlanpassung?
     
    Ob Adler, Freud, Transaktionsanalytiker oder die neueste Kognitionsforschung: Bis heute teilen alle Theorien die grundsätzliche Annahme, dass wir unsere Denkmuster in der Reibung zwischen eigenen Bedürfnissen, Wahrnehmungen und den Signalen, die wir aus unserer Umwelt bekommen, entwickeln. Die vielfältigen ineinander verschachtelten Interaktions- und Lernprozesse, die wir in unserer Kindheit zu bewältigen haben, wären damit also auch die Ursache für unsere
MINDFUCK
-Denkmuster. In den sehr sensiblen Selbst- und Fremderfahrungen der Kindheit kommt es – so die besprochenen Modelle der verschiedenen psychologischen Schulen – zu »Fehlanpassungen«, die für psychische, persönliche und soziale Probleme sorgen können.
    MINDFUCK
wäre dann, fachlich gesprochen, ein fehlgeleiteter innerer Dialog, in dem wir in kindliche oder elterliche Bewusstseinszustände, ausgeprägt in früher Kindheit, verfallen und daraus eine eigene, begrenzende Lebenslogik entwickeln. Viele
MINDFUCK
s
können wir uns damit gut erklären. Sie stammen aus unserer frühen Kindheit und sind aus der Sicht unseres heutigen Lebens eindeutig störende Rückfälle in unbrauchbare, von unserem Lebensalter und unserer eigentlichen Reife überholte Denkstrategien. Wenn wir jammern, besserwisserisch werden, uns unnatürlich antreiben, einfache Bewertungsmuster bemühen und andere undifferenzierte Denkschleifen drehen, gehen wir mental zurück ins Stadium unserer ersten Lebensjahre. Wir weigern uns dann häufig unbewusst, eine verantwortliche Haltung zu einem Menschen oder einer Situation einzunehmen. Wir geben uns hilfloser oder gescheiter, als wir eigentlich sind.
    Da wir aber tatsächlich erwachsen sind, beschränkt uns diese kindliche Lebenslogik auf unnatürliche Art und führt schließlich zu Lebensentwürfen, die nicht optimal für uns sind.
    Obwohl ich in der Arbeit mit meinen Klienten gravierende Verbesserungen erreichte, wenn ich sie ermunterte, wieder in eine innere reife Erwachsenenebene zurückzukehren, blieben für mich an diesem Punkt dennoch Fragen offen.
    Woher stammen die eigenartigen Bewertungsmuster und sozialen Auf- und Abwertungen, die im
MINDFUCK
häufig eine große Rolle spielen? Denken wir an die Unternehmerin, die sich selbst als »zu alt« beschimpfte, als sie Geld für ihr großartiges Projekt einwerben wollte. Kleine Kinder haben aber noch keinen Sinn für komplexere soziale Rollenerwartungen. Schon gar nicht dafür, was sich in einem bestimmten Erwachsenenalter »gehört« und was nicht. Wie entsteht also
MINDFUCK
,
der genau dann über uns kommt, wenn wir uns selbst mit sozialen Regeln oder Rollenerwartungen wie
Das macht man nicht
oder
Männer sind überlegen
oder
Als Frau muss man den Mund halten
schachmatt setzen? Unser bisheriger Ausflug in die biologischen Grundlagen und die frühkindliche Entwicklung unserer Persönlichkeit kann uns noch nicht erklären, wie die komplexeren Bewertungen und Annahmen in der Denkwelt des
MINDFUCK
s
entstehen.
    Soziales Lernen
     
    Anke Pannier von der Evangelischen Fachhochschule Berlin bestätigte mir im Gespräch, dass Kinder vor dem Vorschulalter noch nicht in der Lage sind, das, was sie tun, auf ihre Persönlichkeit oder ihren Selbstwert zu beziehen. Erst im unmittelbaren Vorschulalter ab circa sechs Lebensjahren beginnt, wie die Wissenschaftlerin betont, das, was später zum sozial bewertenden
MINDFUCK
führen kann: Erst ab diesem Zeitpunkt kritisieren sich Kinder ernsthaft selbst.
    Die mittlere Kindheit zwischen dem siebten und zehnten Lebensjahr ist also eine wichtige Zeit, die uns wichtige Hinweise auf die Herkunft verschiedener
MINDFUCK
s
geben kann. Kinder beginnen, nach dem »Warum« von Lebenszusammenhängen zu fragen, merken sich die Erklärungen und Deutungen anderer Kinder oder Erwachsener und entwickeln damit ein eigenes Weltbild. Sie erleben sich in sozialen Zusammenhängen und bekommen ein Gespür für sozial geprägte Geschlechterrollen und die Anforderungen, die für sie daraus entstehen. Die private Logik, von der Adler sprach, wird hier nun breiter und tiefer.
    In der mittleren Kindheit überschreiten wir damit eine Grenze. Wir lernen dann nicht nur den Ausgleich zwischen uns als

Weitere Kostenlose Bücher