Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
sagte mir einmal ein Klient, neuer Vorstandsvorsitzender eines großen Unternehmens. Es stellte sich heraus, dass er bereits in der Schule schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Ein Lehrer hatte ihm nach dem Referat gesagt: »Junge, du bist gut in Zahlen. Aber du bist kein Redner.« Der Lehrer hatte sich geirrt.
So wie jeder Mensch laufen kann, kann jeder Mensch reden, solange er die körperlichen Voraussetzungen dazu hat. Wir reden nur dann nicht gut, wenn wir uns selbst stören. Mein Klient störte sich auf seine Art. Immer wenn er einen Vortragsraum betrat, dachte er:
Ich bin kein guter Redner. Aber ich muss jetzt reden.
Er verkrampfte. Das setzte ihn so unter Druck, dass seine Stimme eng und gepresst klang. Weil er sich für einen unfähigen Redner hielt, ließ er sich alle Reden von anderen schreiben. Deren Stil war aber niemals sein eigener. Er las also mit gepresster Stimme fremde Texte ab und wiederholte damit immer wieder die Erfahrung, kein guter Redner zu sein. Ursprung war aber der Bewertungs- MINDFUCK
,
den er Jahrzehnte vorher aus der Schule mitgebracht hatte.
Wir arbeiteten daran, wie er sich innerlich frei machen konnte von solchen selbstabwertenden Zuschreibungen. Er ging bewusst ins überlegte Erwachsenen-Ich und formulierte: »Ich habe etwas zu sagen. Ich kann wie jeder Mensch lernen, ein guter Redner zu sein.« Im nächsten Schritt arbeiteten wir daran, worauf er seine Aufmerksamkeit lenken konnte, um sein Lernpotenzial zu aktivieren und einen natürlichen, eigenen Stil zu entwickeln. Ich fragte ihn zum Beispiel, was ihn an seiner nächsten Rede selbst interessieren würde. Wie er seiner Frau oder seinen Kindern erzählen würde, worum es in dieser Rede gehe. Als weiteren Schritt erarbeitete er, was ihn selbst als Redner an seinem Publikum interessieren würde. Dann versetzte er sich in dessen Perspektive und fragte sich, was die Zuhörer wohl beschäftige. Daraus entstand eine wunderbare persönliche Rede, lebendig, voller Bilder und Geschichten, die ihm selbst Freude bereitete.
Wichtig war außerdem, worauf er seine Aufmerksamkeit auf dem Weg zum Rednerpult und hinter dem Pult selbst lenken konnte. Statt über sich und seine Fähigkeiten nachzudenken, konzentrierte er sich auf die interessanten Punkte, die er zu erzählen hatte. Und darauf, dass es ein wunderbares Privileg ist, seine Gedanken mit anderen Menschen zu teilen. Während der Rede selbst lenkte er seinen Geist bewusst nach außen. Er sah sich die Gesichter seiner Zuhörer an, nahm Blickkontakt auf. Er sprach nicht vor den Menschen über ein Thema, sondern er sprach zu den Menschen. Aus einem angespannten Ableser fremder Texte war ein authentischer Redner geworden.
Das noch nicht gelebte Potenzial
Jede der sieben
MINDFUCK
-Arten hält ganz bestimmte natürliche Fähigkeiten und das Potenzial unserer Persönlichkeit unter Verschluss. Meine Frage an Sie ist deshalb, welche Art von Selbstsabotage Sie am häufigsten betreiben? Die Antwort auf diese Frage eröffnet nicht nur die oben beschriebenen unterschiedlichen Lernfelder, sondern sagt uns eine Menge über das, was wir für unser Leben gewinnen bzw. zurückgewinnen können, wenn wir den
MINDFUCK
beenden.
Der Katastrophen- MINDFUCK , mit dem wir uns selbst Angst machen und Katastrophen heraufbeschwören, enthält die Botschaft, dass wir im Grunde nicht sicher und sogar existenziell gefährdet sind. Mit dieser Denkgewohnheit berauben wir uns des Grundvertrauens in unser Leben und unsere Lebendigkeit. Wenn wir damit aufhören, bekommen wir mental und emotional endlich wieder festen Boden unter die Füße und haben etwas, was wir vielleicht noch nie bewusst erlebt haben: das Urvertrauen, dass wir im Moment leben und nicht ums Überleben kämpfen müssen.
Der Selbstverleugnungs- MINDFUCK bringt uns um das hohe Gut eines echten, erwachsenen Selbstwertgefühls. Je öfter wir uns klein machen und unsere eigenen Interessen und Bedürfnisse stets hinter die anderer stellen, desto kleiner werden unsere Selbstachtung und Selbstwirksamkeit.
»Manchmal denke ich, ich komme in meinem eigenen Leben gar nicht vor«,
formulierte eine Klientin dieses Lebensgefühl einmal in ihrem Coaching bei mir. Beenden wir den
Selbstverleugnungs- MINDFUCK
,
dann erleben wir plötzlich ein intensives Gefühl für uns selbst, das mit jedem Tag mehr das langersehnte Selbstwertgefühl aufbaut und stärkt.
Mit dem Bewertungs- MINDFUCK knüpfen wir unser Dasein an Bedingungen. Das sind dann Leistungs-,
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