Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Aufmerksamkeit lenken? Worauf will ich mich konzentrieren?
Unsere Aufmerksamkeit sollten wir immer auf die sogenannte
kritische Variable oder den kritischen Erfolgsfaktor
dessen lenken, was wir verbessern oder neu lernen wollen. Als mir Timothy Gallwey das Tennisspielen beibrachte, lud er mich ein, meinen Fokus auf den Ball zu lenken. Eindeutig die kritische Variable beim Tennisspiel. Wenn wir segeln wollen, sind die kritischen Variablen der Wind und das Segel. Wenn wir kommunizieren, ist es unser Gesprächspartner, auf den wir uns konzentrieren sollten. Dort, worauf sich unsere Konzentration fokussiert, lernen wir am schnellsten und aktivieren unsere natürlichen Fähigkeiten.
Wenn Sie glauben, keine Fähigkeiten zu haben, sind Sie wieder im
MINDFUCK
-Modus und sollten noch einmal einen Schritt zurückgehen, ihn analysieren und sich für eine neue Perspektive entscheiden.
Was ist die kritische Variable, wenn wir unser Denken massiv verbessern wollen? Wenn wir unser Denken aus sich selbst heraus ändern wollen, müssen wir zunächst entscheiden, unsere Aufmerksamkeit und volle Konzentration auf den Inneren Wächter zu richten.
Den Wächter neu ausrichten
Im ersten Schritt geht es darum, dass wir unseren Inneren Wächter neu ausrichten. Wir haben gesehen, dass er das Scharnier zwischen uns und der Welt um uns herum ist. Und das wird er auch bleiben. Denn wir brauchen weiterhin eine Perspektive, die uns erlaubt, uns und unser Verhalten und das, was um uns herum passiert, zu beobachten und angemessene Schlüsse daraus zu ziehen. Hätten wir keine Perspektive dieser Art mehr, würden wir wie Ego-Maschinen durchs Leben donnern und höchstwahrscheinlich nicht allzu alt werden. Denn irgendwo da draußen käme irgendwann ein Stoppschild. Entweder in Form eines Polizisten, weil wir gegen Gesetze verstoßen, oder in Form einer Krankheit, weil wir uns gesundheitsschädlich verhalten, oder eines Unfalls, weil wir die Folgen unseres Handelns nicht richtig einschätzen. Wenn wir also nicht in der Lage wären, uns selbst und unser Verhalten in eine gedankliche Beziehung zur Welt zu bringen, wäre das höchst fahrlässig. Glücklicherweise aber gehört diese Funktion, die Stimme des Inneren Wächters, zu unserem biologisch eingerichteten System.
Die Funktion der Beobachtung und Bewertung in unserem Kopf ist also nicht falsch, sondern lebenswichtig. Ein Problem gibt es nur dann, wenn die Beobachtung und Einschätzung aufgrund eines falschen Bewertungssystems erfolgt. Dies haben wir in den vergangenen Kapiteln gesehen: Die Welt und wir selbst haben uns verändert, die alten Bewertungsmaßstäbe haben ausgedient und sind nun sogar hinderlich. Bis ins vergangene Jahrhundert musste unsere innere Bewertungs- und Beobachtungsstation ein Wächter sein, der das rigide Bewertungssystem unserer Außenwelt in uns selbst repräsentierte und als Innerer Wächter die Einhaltung bewachte. Nur so konnten sich unsere Vorfahren sicher in einer hierarchischen und vielfach autoritären »Oben-Unten«-Welt bewegen. Die meisten Menschen in der alten Welt lebten mit massiver Fremdsteuerung. Sie mussten deshalb das fremde Bewertungssystem in sich selbst integrieren.
Von fremd- zu selbstgesteuert
Wir haben gesehen, dass wir heute in einer recht sicheren und freien Gesellschaft leben, in der wir uns erstmals in der Geschichte der Menschheit selbst steuern dürfen und auch müssen. Fremde und veraltete Bewertungssysteme bescheren uns daher nur Schwierigkeiten. Wir brauchen ein neues, eigenes Bewertungssystem, mit dem wir uns selbst und die Außenwelt beobachten und daraus unsere Schlüsse ziehen können. Es kann nicht mehr darum gehen, möglichst gut für andere zu funktionieren, sondern darum, für sich selbst einzutreten und zugleich aber auch einen guten Ausgleich mit den Anforderungen unserer Außenwelt zu finden. Es geht also nicht um einen neuen
Entweder-oder-
Modus, in dem wir jetzt alles Denken und Handeln nach dem Motto »ich statt die anderen« ausrichten, sondern um ein gesundes
Sowohl-als-auch-Denken,
bei dem wir nach dem Prinzip »ich
und
die anderen« leben.
Der Impuls dazu kommt allerdings nicht mehr aus den Erwartungen anderer oder von außen, sondern von und aus uns selbst. Das ist der Systemwechsel, den wir Menschen des 21. Jahrhunderts innerlich zu bewältigen haben. Wir machen den Schritt von einer internalisierten Fremd- zu einer authentischen Selbststeuerung unseres Lebens. Das bedeutet, dass wir uns geistig öffnen
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