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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hatte er wohl in den drei Monaten auf Launde Abbey mehr über die Methodik von Problemanalysen gelernt als in den drei Jahren auf der Universität. Kitchener hatte zuzeiten die ungewöhnlichsten Einblicke zu bieten.
    »Verdammt, mal wieder typisch!« schimpfte Kitchener. »Wie oft muß ich euch Versagern noch erklären, daß das Abstrakte ja ganz wunderbar ist, aber im Hinblick auf die konkrete Situation des Menschen einen Furz bedeutet. Scheiße, es ergibt einfach keinen Sinn, daß ich Ihnen beibringe, richtig zu denken, wenn Sie diese Ihre Gedanken nicht nutzbringend anwenden können. Bei der Art, wie sich diese klapprige Welt dahinschleppt, wäre eine saubere neue Energiequelle derzeit wie Manna vom Himmel. Eine reichere Welt ist auch besser in der Lage, Eierköpfe zu unterstützen, die hinter Metaphantomen herhecheln. Es ist also zu Ihrem eigenen Nutzen. Gott, nehmen Sie mich; hätte ich nicht diese Molekular-Interaktionsgleichungen entwickelt …«
    »Hätten Sie sich Launde nie leisten können!« riefen Uri und Cecil im Chor und lachten.
    »Kleine Mistkerle!« knurrte Kitchener. Er warf einen kurzen Blick auf den Teller, den Isabel vor ihn hinstellte, und stocherte mit der Gabel mißtrauisch am Inhalt herum. »Und kichern Sie nicht, junger Mann«, sagte er, ohne aufzublicken. »Nur verdammte Frauen kichern.«
    Nicholas preßte die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf seinen Teller. Im Augenwinkel sah er, daß Isabel lautlos lachte.
    »Ich habe mir heute nachmittag die Nachrichten angesehen«, sagte Kitchener. »Sieht so aus, als stünde die schottische PSP kurz vor dem Fall.«
    »Sie steht doch dauernd am Rand des Zusammenbruchs!« protestierte Cecil lautstark. »Schon als das Pack bei uns davongejagt wurde, hieß es, sie würde keine sechs Monate mehr durchhalten.«
    »Ja, aber Zürich hat ihnen jetzt die Kredite gesperrt.«
    »Wird aber auch Zeit«, brummte Liz.
    Nicholas wußte, daß sie die Mutter verloren hatte, als die PSP in England an der Macht war. Sie gab stets der Volkspolizei die Schuld, ging glücklicherweise aber nie in die Einzelheiten. Nicholas’ eigene Erinnerungen an Präsident Armstrongs brutales Regime beschränkten sich mehr oder weniger auf einen ständigen Kampf darum, mit zu wenig Nahrung zu überleben. Die PSP hatte in ländlichen Gebieten nie viel Autorität, denn es war ihr schon schwer genug gefallen, in den städtischen Bezirken die Kontrolle zu behalten.
    »Ich hoffe, Schottland möchte sich nicht wieder mit uns zusammenschließen«, sagte Cecil.
    »Wieso denn nicht?« fragte Rosette. »Ich denke, es wäre nett, wieder das Vereinigte Königreich zu haben, hielte es aber für übertrieben, auch die Iren wiederzukriegen.«
    »Wir können es uns nicht leisten«, meinte Cecil. »Himmel, wir sind gerade mal dabei, selbst wieder auf die Beine zu kommen!«
    »Ein größeres Land bedeutet langfristig mehr Sicherheit, Schatz.«
    »Dann könnte man es ja gleich wieder mit dem Euroföderalismus probieren.«
    »Wir werden ihnen helfen müssen«, warf Isabel ein. »Sie leiden an verzweifelter Lebensmittelknappheit.«
    »Sollen sie doch selber was anbauen«, sagte Cecil. »Sie sind nicht knapp an Boden und haben diese ganzen Fischereirechte.«
    »Wie kannst du nur so was sagen? Da leiden auch Kinder!«
    »Ich finde, Isabel hat recht«, sagte Nicholas tapfer. »Irgendeine Form von Hilfe ist okay, auch wenn wir uns keinen Marshallplan leisten können.«
    »Das bedeutet für die Neokonservativen eine hübsche kleine Komplikation bei der Wahl«, versetzte Kitchener schadenfroh. »Sie sitzen in der Falle, in welche Richtung sie sich auch wenden. Geschieht ihnen recht. Macht doch immer wieder Spaß zu sehen, wie sich Politiker winden.«
    Das Gespräch schweifte ab, wie immer, wanderte von der Politik zur Kunst, von der Musik zu Englands aktuellem Boom an industrieller Neuentwicklung, von Fernsehklatsch (den Kitchener stets zu mißachten vorgab) zum jüngsten Ausstoß an wissenschaftlichen Papieren. Cecil ging um den Tisch herum und schenkte allen Wein ein.
    Isabel erwähnte, daß immer mehr Menschen Bioware-Prozessorimplantate benutzten, sowie die Tatsache, daß die Neokonservativen das in England endlich legalisiert hatten, und Kitchener erklärte dazu: »Schiere Torheit!«
    »Ich dachte eigentlich, Sie würden dem zustimmen«, antwortete sie. »Sie reden doch ständig davon, die Gehirnkapazität zu steigern.«
    »Unfug, Mädchen; Prozessoren im Kopf zu haben macht niemanden gescheiter.

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