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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Intellekt besteht zur Hälfte aus Instinkt. War schon immer so. Ich habe keinen Prozessor und bin damit gut zurechtgekommen.«
    »Aber vielleicht hätten Sie mit einem mehr erreicht«, sagte Uli.
    »Das ist genau die Art von blödem Kommentar, die ich von Ihnen auch erwartet hätte. Beweist einen völligen Mangel an Logik. Wunschdenken ist nachlässiges Denken.«
    Uri bedachte Kitchener mit einem kühlen Blick. »Sie haben nur wenig Skrupel, andere Hilfsmittel einzusetzen, um Ergebnisse zu erzielen.«
    Nicholas gefiel dieser Ton nicht, der viel zu höflich war. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und wartete unglücklich auf die Explosion. Niemand aß weiter, und Cecil hatte aufgehört, Rosettes Glas zu füllen.
    Aber Kitcheners Antwort klang überraschend mild. »Ich benutze, was ich brauche, um das Spektrum meiner Wahrnehmungen zu verbreitern, danke, junger Mann. Ich war schon erwachsen, als Sie noch in die Windeln geschissen haben. Man muß das ganze Universum wahrnehmen, um es zu verstehen. Wenn mir Neurohormone dabei helfen, dann unterscheiden sie sich für mich auch nicht von einem Teilchenbeschleuniger oder sonst einem Forschungsinstrument.«
    »Hübsche Antwort. Schade nur, daß Sie sich nicht auf Neurohormone beschränken, schade, daß Sie Ihr Bewußtsein mit Shit erweitern müssen.«
    »Nichts, was ich einnehme, beeinträchtigt meinen Intellekt. Nur ein Idiot wäre anderer Meinung. Bewußtseinserweiterung ist totaler Müll. So etwas gibt es gar nicht, sondern nur Freizeitrausch als Ablenkung, als Methode, für ein paar Stunden nicht an seine Probleme zu denken.«
    »Na ja, es hat Ihnen sicherlich geholfen, ein paar Probleme zu überwinden, nicht wahr?« Uris Gesicht war eine Maske der Höflichkeit.
    »Ich dachte immer, Bioware-Netzknoten wären enorm nützlich, um rasch Zugriff auf Daten zu erhalten«, warf Rosette clever ein.
    Cecils Hand senkte sich auf Uris Schulter und drückte sie sachte.
    Er schenkte ihm Wein nach.
    Kitchener wandte sich an Rosette. »Benutzen Sie ein Scheißterminal, Mädchen. Seien Sie nicht so verdammt faul! Das ist alles, worum es bei Implantaten geht, um angenehme Faulheit. Dahinter steckt genau die Einstellung, die für unsere aktuellen Zustände verantwortlich ist. Die Leute hören nie auf den gesunden Menschenverstand. Wir haben ein Geschrei über Treibhausgase angestimmt, bis wir im Gesicht blau angelaufen sind. Total hoffnungslos. Man hat einfach weiterhin Benzin und Kohle verbrannt.«
    »Was für ein Auto haben Sie gefahren?« fragte Liz gewitzt.
    »Damals gab es keine elektrischen Autos. Ich mußte Benzin benutzen.«
    »Oder ein Fahrrad«, meinte Rosette.
    »Ein Pferd«, schlug Nicholas vor.
    »Eine Rikscha«, kicherte Isabel.
    »Vielleicht hätten Sie sogar zu Fuß gehen können«, steuerte Cecil bei.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Sie Nervtöter«, grunzte Kitchener. »Scheiße, kein Respekt mehr. Cecil, mein Junge, füllen Sie wenigstens mein Glas nach. Es ist Wein, kein Parfüm; man besprüht sich nicht damit.«
    Nicholas gelang es, Isabels Blick auf sich zu ziehen, und lächelte. »Der Salat schmeckt toll.«
    »Danke«, sagte sie.
    Rosette hielt ihr Weinglas aus geschliffenem Kristall ins Licht und drehte es langsam. Fragmente gebrochenen Lichts glitten über ihr Gesicht, Tupfen aus Gold und Violett. »Du machst niemals Mrs. Mayberry Komplimente fürs Abendessen. Wieso, Nicky, Schatz?«
    »Du machst weder Mrs. Mayberry noch Isabel jemals Komplimente«, antwortete er. »Ich war nur höflich; dort, wo ich aufgewachsen bin, hielt man das für wichtig.«
    Rosette rümpfte die Nase und trank von dem Wein.
    »Gut gemacht, junger Mann!« rief Kitchener. »Sie treten für sich ein und dulden nicht, daß der kleine Drachen die Oberhand über Sie gewinnt!«
    Nicholas und Isabel wechselten ein verstohlenes Grinsen. Er war in Hochstimmung, weil er tatsächlich Widerworte für Rosette gefunden und Isabels Zustimmung erhalten hatte.
    Rosette bedachte Kitchener mit einem spitzbübischen Blick. »Sie haben sich bislang nie beschwert«, murmelte sie mit rauchiger Stimme.
    Kitchener brach in lasterhaftes Gelächter aus. »Was gibt’s zum Nachtisch, Isabel?« fragte er.
     
    Nach Mitternacht begann der Stürm abzuflauen. Nicholas war wieder in seinem Zimmer und betrachtete im Kubus des Terminals ein wurmförmiges Muster aus funkelnden blauen Sternen, das einem verrücktgewordenen Irrlicht glich. Das Programm versuchte, das unverwechselbare Interferenzmuster zu orten, wie es von

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