Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
großen Konzentrationen von Dunkelmaterie hervorgerufen wurde; falls es eine solche zwischen dem Emissionspunkt und der Erde gab (eine sehr geringe Chance, aber durchaus möglich), müßten sich die Gammastrahlen um sie herumkrümmen. Kitchener war immer an der Art lokalisierter Raumverzerrungen interessiert, wie sie solche Objekte erzeugten. Das Programm beanspruchte ein gutes Drittel der Kapazität des Lightware-Superrechners der Abtei. Interferenzen wie die, die Nicholas suchte, waren unglaublich schwer zu finden.
    Er hatte sich überlegt, ob er nicht mit dem Magnetosphären-Induktionsproblem anfangen sollte, aber das Dunkelmassenprojekt war viel interessanter. Er war bereit, eine weitere Runde von Kitcheners spitzen Bemerkungen zu ertragen, wenn er nur die Ergebnisse zu sehen bekam, wie sie aus dem Orbit übermittelt wurden. Die Entdeckung von Dunkelmaterie war weit unten auf der Prioritätsliste der hauseigenen CNES-Astronomen angesiedelt; wie aufregend, sich zu überlegen, daß er ihnen vielleicht voraus war, direkt an vorderster Front! Nicholas Beswick, ein Pionier der Wissenschaft.
    Den größten Teil des Abends nach dem Essen hatte er auf Uris Zimmer verbracht, zusammen mit Liz und Isabel. Es war ein schöner Abend gewesen, überlegte er. Sie hatten geplaudert, während der Ton des Flachbildschirms heruntergedreht war; darauf lief das Rund-um-die-Uhr-Nachrichtenprogramm von Globecast. Und es sah wirklich danach aus, als würde die schottische PSP schließlich doch gestürzt. In Glasgow und Edinburgh tobten Straßenschlachten, und man hatte Brandbomben ins Parlamentsgebäude geworfen. Die Flammen schlugen eindrucksvoll in die Nacht empor, ungeachtet des heftigen Regens. Die Launde-Studenten lasen die Laufschrift an der Unterseite des Flachbildschirms, unterhielten sich und tranken eine weitere Flasche Sussexwein. Den anderen schien es nichts auszumachen, daß Nicholas weniger redete als sie. Er stand unter keinerlei Druck, zu allem und jedem eine Meinung vorzubringen.
    Um Mitternacht machten sie Schluß; zumindest ließen er und Isabel Uri und Liz allein.
    Er schloß Uris Tür und überlegte sich, daß er diesmal vielleicht endlich den Mut fand, Isabel auf sein Zimmer einzuladen.
    Sie stand auf dem düsteren Flur und betrachtete ihn erwartungsvoll.
    »Es war ein netter Abend, danke«, sagte er. Jämmerlich!
    Sie preßte die Lippen zusammen. Es war ihr ernster Ausdruck, ein Gesicht, das ihr fast ein tragisches Flair vermittelte.
    »Ja, ich hatte Spaß«, sagte sie. »Hoffen wir, daß morgen in Schottland eine neue Regierung drankommt. Liz wäre überglücklich.«
    »Ja.« Jetzt, dachte er, jetzt sag es endlich! »Gute Nacht«, brachte er butterweich hervor.
    »Gute Nacht, Nick.«
    Und sie ging zu ihrem Zimmer.
    Wenn ein Mädchen einen Jungen mochte, dann zeigte sie es ihm doch wohl durch irgendein Wort oder eine Geste? Aber sie hatte ihn im Grunde auch nicht entmutigt. Er klammerte sich daran. Er hätte ja Cecil um Rat gefragt, falls dieser jemals fähig gewesen wäre, den Mund zu halten. Cecil fiel es nie schwer, Mädchen anzuquatschen, wenn sie in den Old Plough gingen.
    Die Wolken über dem Tal rissen allmählich auf. Das bleiche Mondlicht sondierte die zerfledderten Lücken. Nicholas blickte vom Kubus auf und beobachtete, wie die Wolken zitternd über die hügelige Parklandschaft zogen. Nach der einförmigen Dunkelheit des Sturms wirkten sie übernatürlich hell. Bäume und Büsche prägten sich seinen Netzhäuten ein, ausgefranste Platinsilhouetten, die praktisch gleich wieder verschwanden, kaum daß sie erkennbar geworden waren.
    Ein Gesicht betrachtete Nicholas durch die Fensterscheibe. Es war eine Frau, wahrscheinlich nicht viel älter als er; ihre Züge waren etwas verschwommen, irgendwie getrübt, aber sie war sicherlich attraktiv, mit dichtem, rotem Haar, aus der Stirn zurückgekämmt.
    Seine einzige Reaktion war, eine Sekunde lang zu gaffen, die Gedanken vom Schock wie gelähmt, während eine eiskalte Fingerspitze an seinem Rückgrat hinabstrich. Dann erkannte er, daß diese Geistererscheinung ein Spiegelbild sein mußte. Sie stand hinter ihm! In Panik schrie er gellend auf und fuhr auf dem Stuhl herum, und ein Tausend-Volt-Strom trat an die Stelle der normalen Nervenimpulse.
    Da war niemand.
    Er drehte sich um und blickte wieder zum Fenster. Kein Gesicht zu sehen.
    Langsam und mit leicht bebenden Schultern stieß er einen langen Seufzer hervor. Idiot! Er mußte gedöst und geträumt haben. Die Uhr

Weitere Kostenlose Bücher