Mindstar 03 - Die Nano-Blume
ernstes Problem, Julia. Bei solchen Leuten ist es erst vorbei, wenn einer von beiden ins Gras gebissen hat.«
»Was sie auch braucht, Greg, das kriegt sie, wie du weißt.«
»Yeah, aber du kennst ja Suzi; sie wird es nicht annehmen.« Er redete immer noch leise, fast unhörbar.
»Dann wird Victor Reiger für sie erledigen«, hörte sie sich selbst sagen.
»Okay.« Er schien voller Bedenken, und ihr ging es genauso.
»Ich habe hier die Koordinaten von Jason Whitehursts Luftschiff. Und darüber hinaus hat er sich einverstanden erklärt, dich und Suzi als meine Vertreter zu empfangen.«
»Heh, gut gemacht!«
Sie wies das Terminal an, die Koordinaten an die Pegasus zu übermitteln. »Ich habe nicht nur gute Nachrichten, Greg. Als ich ihn anrief, stand er gerade im Begriff, Charlotte Fielder an den Meistbietenden zu verkaufen.«
»Himmel! Mit wie vielen Gruppen haben wir es hier eigentlich zu tun?«
»Ich weiß nicht, aber du kannst Suzi sagen, daß ihr Witz über den Erwerb von Sternenschifftechnik allmählich ungemütlich reale Züge annimmt. Ich habe heute ein paar ganz schön seltsame Angebote von Kombinaten und anderen Erstligaspielern erhalten, wobei es um irgendeine radikal neue Technologie geht. Unser Außerirdischer ist nicht ganz das große Geheimnis, für das wir ihn gehalten haben. Ich würde sagen, der erste, der Royan erreicht, kassiert den technologischen Jackpot. Deswegen pfeifen euch diese ganzen Kugeln um die Ohren.«
»Toll«, erwiderte er griesgrämig. »Wenigstens weiß ich jetzt, warum auf mich geschossen wird.«
»Mir ist egal, was Whitehurst für Fielder verlangt, Greg, aber du mußt mit ihr zurückkommen. Die Identifikationskarte, die wir dir gegeben haben, hat direkten Zugriff auf das Hauptkonto des Unternehmens, also zahle ihm, was er verlangt, und mach dir weiter keine Gedanken. Außerdem denke ich nicht, daß er wirklich begreift, in was für eine Sache er da hineingeraten ist. Sofern dieses Luftschiff nicht wie ein Zerstörer bewaffnet ist, hat er ernsthaft unterschätzt, wie scharf wir alle darauf sind, Charlotte Fielder in die Hand zu kriegen.«
»Na gut, Julia, es ist dein Geld. Und bitte versuche herauszufinden, wem wir gegenüberstehen. Wenn wir das wissen, können wir ihn im Auge behalten und feststellen, was sie als nächstes vorhaben.«
»Ich tue, was ich kann.«
»Okay, ich rufe an, sobald wir Fielder haben.«
Sie brach die Verbindung ab.
Zugriff auf Sicherheitsdatei: Reiger, Leol, Teksöldner. Sie schloß die Augen und öffnete das Profil in Gedanken. Victor hatte erstaunlich viele Informationen über den Teksöldner zusammengetragen, einschließlich eines psychologischen Gutachtens. Greg hatte recht gehabt – Leol Reigers Mentalität grenzte ans Soziopathische.
Der Scheißkerl wirkt echt gemein, Juliet. Was hast du mit ihm vor?
Leol Reigers Einsätze leuchteten wie blaues Neon im gestaltlosen grauen Nebel des Netzknoten-Interfaces – die Anzahl Todesfälle, sowohl die nachgewiesenen wie die Schätzungen. Achtundvierzig in den letzten neun Jahren. Gerüchte von weiteren, als er noch ein normaler Hardliner gewesen war, ehe er als Profisöldner Victors Aufmerksamkeit fand.
Genau, was ich Greg gesagt habe. Ich setze Victor auf ihn an. Aber das wird Zeit erfordern; für den Moment möchte ich wissen, wer ihn angemietet hat.
Persönlichkeitspaket erstellen.
Sie war wieder in der Isolation des Ware- Universums, der ausdruckslosen, bodenlosen Leere. Die Prozessor-Netzknoten integrierten das Paket und folgten dabei der von Royan entwickelten Formel, indem sie bestimmte Abschnitte ihrer Gedankenmuster festfroren und kopierten und schließlich digitalisierten.
Im komprimierten, ruhenden Zustand des Pakets konnte sie Zugriff auf seine diversen Datenebenen nehmen, die alle ordentlich ineinandergefaltet waren – Speichersequenzen, Reaktionslogik, Identität, Motivation. Es waren Ausschnitte ihres Bewußtseins, die entscheidenden Ausschnitte; unterbewußte Hemmungen und emotionelle Zurückhaltung wurden ausgesondert und blieben unberücksichtigt. Es war eine stromlinienförmige Ausgabe von Julias Mentalität.
Julia formulierte ihre Anweisungen sorgfältig und lud sie in das Persönlichkeitspaket. Sie zog sich zurück, blieb mit Leol Reigers schäbigem Profil allein. Ihre Augen klappten auf und reduzierten das Profil zu einem rauchigen Schatten, der sich mit den warmen Brauntönen des Arbeitszimmers vermischte.
Eine Darstellung des Persönlichkeitspakets lief in einen
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