Mindstar 03 - Die Nano-Blume
meinte Julia.
»Nein, haben wir nicht«, warf Rick ein. »Ohne all diese herumhetzenden Hardliner und ohne das Auftauchen der atomaren Strukturierung würden wir fröhlich davon ausgehen, daß die Mikroben interstellare Reisende sind. Nichts deutet sonst darauf hin, daß sie mit einem Sternenschiff gekommen sind. Und ohnehin hätte jeder Außerirdische, der über die Technik eines Sternenschiffs verfügt, die Sonde Matoyaii mühelos manipulieren können. Eine ganz simple Robotersonde, die sechshundert Millionen Kilometer von der Einsatzzentrale entfernt agiert – sogar wir haben die Mittel, um sie hereinzulegen. Falls dort ein Sternenschiff ist, dann hat man uns mit Bedacht erlaubt, von den Mikroben zu erfahren. Aber fragen Sie mich nicht, warum.«
»Ich denke, wir müssen davon ausgehen, daß Royans Außerirdischer die Quelle ist«, sagte Victor. »Zu viele Leute interessieren sich zu sehr für seinen Verbleib, um einen anderen Schluß zu ziehen.«
»Kein Vertun«, murmelte Greg. Er nahm ein Lachssandwich von einem Teller auf dem Tisch und stellte überrascht fest, wie hungrig er war. »Liegt bereits ein brauchbares Profil über dieses Zimmermädchen vor, diese Nia Korovilla?«
»Keine Spur«, sagte Julias NN-Kern. »Uns liegt nur die Datei vor, die mein Persönlichkeitspaket aus der Ware der Colonel Maitland übermittelt hat. Du hast sie gesehen – sie verrät uns sehr wenig.«
Greg wurde mit dem Sandwich fertig und nahm sich ein weiteres. Ein Durcheinander von Eindrücken verstopfte seine Gedanken, all die Informationen, die er heute erhalten hatte. Sie wiesen keine innere Ordnung auf, bislang jedenfalls nicht. Aber das konnte noch werden. Davon war er überzeugt. Intuition. Etwas würde sie verknüpfen, ein Schlüssel, ein gemeinsamer Faktor, ein Wort oder ein Ausdruck. Es kam nur darauf an, alles aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten, und schon würde man es erkennen. Natürlich konnte er das erzwingen, die Drüse einsetzen. Einer der Mindstar-Psychologen, die an seiner Ausbildung beteiligt waren, hatte seine Intuition als Vorauswissen bezeichnet, das sich mit dem messen konnte, was andere rückblickend wußten.
Er vertilgte das letzte Lachssandwich und fiel über die mit Rindfleisch her. Draußen war es inzwischen völlig dunkel, und auf den Plattformen waren Scheinwerfer eingeschaltet, um die Aufbauten zu beleuchten. »Was war das für ein Späherteam im Schacht der Prezda?« fragte er.
»Ich fürchte, du und Suzi, ihr seid die einzigen, die es gesehen haben«, sagte Victor. »Die Prezda-Sicherheit weiß jedenfalls nichts darüber.«
»Also haben wir keine Ahnung, wer die dritte Partei ist?«
»Keine«, bestätigte Victor.
»Jemand, der es sich leisten konnte, acht Jahre lang einen Schläfer an Bord der Colonel Maitland zu halten«, sagte Greg nachdenklich.
»Teure Sache«, sagte Victor. »Ich frage mich, ob es dieselbe Partei war wie hinter den Spähern in der Prezda.«
»Wenn nicht, mischt noch eine vierte Organisation mit«, sagte Greg.
»Zu viele. Denkst du, Korovilla hatte eher etwas mit den Prezda-Spähern zu tun als mit Reiger und Jepson?«
»Ich würde sagen, ja«, warf Julia ein. »Sie hat sich bemüht, einem Kontakt mit Reigers Teksöldnern auszuweichen.«
»Für wen hat sie dann gearbeitet?« wollte Greg wissen.
»Für die Organisation, die der Blume die Probe entnommen hat?« schlug Julia vor.
»Guter Punkt«, meinte Greg. »Es könnte sich durchaus um dieselbe Organisation handeln. Aber an welcher Stelle paßt dann Jason Whitehurst ins Bild? Er hat offensichtlich auf eigene Faust mitgemischt, und doch wußte er, wie wertvoll Fielder war und daß sie mit der atomaren Strukturierung verknüpft war, nur nicht, wie diese Verknüpfung aussah. Sicher hatte er nichts von dem Außerirdischen gehört. Nur: Wie hat er dann herausgefunden, daß sie wertvoll war?«
»Himmel!« Das Wort entfuhr Rick wie ein Bellen. Er sah sich mit mechanisch ruckendem Hals am Tisch um. »Es tut mir leid, aber Sie … Sie machen das alles so kompliziert. Für wen arbeitet dieser Kerl, diese zwei stecken unter einer Decke, wo paßt die hinein? Das ist doch egal! Wir haben hier einen Außerirdischen, hier im eigenen Sonnensystem, der Kontakt herstellt. Gott weiß, es ist ein merkwürdiger Kontakt, aber er möchte mit uns reden. Fragen Sie doch einfach dieses Fieldermädchen, wo Royan steckt, und gehen Sie hin! Wo liegt das Problem?«
»Guter Junge«, sagte Philip Evans. »Sagen Sie es ihnen.«
Die
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