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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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von der Decke hingen, so daß Greg alle paar Meter den Kopf einziehen mußte. Das Gestein war kalt, entzog auch der Luft die Wärme, und winzige Tröpfchen Kondenswasser hingen an jeder Fläche. Durch Auslegen langer, rechteckiger Gitter hatte man ein schmales Stück ebenen Bodens hergestellt. Matte Bioleuchtplatten hingen alle fünf Meter an der Wand. Greg entdeckte unter dem Laufgitter ein dünnes, silbernes Rinnsal Wasser.
    Nach Gregs Rechnung hatten sie etwa siebzig Meter zurückgelegt, als Sinclair stehenblieb.
    »Wären Sie so freundlich, mir hier zu helfen, Hauptmann Greg?« bat Sinclair und beugte sich vor. »Mein Rücken ist auch nicht mehr das, was er mal war.«
    Er schob zwei Finger durch das Gitter und fischte eine Drahtschlaufe heraus. »Da wären wir. Ziehen Sie einfach daran. Dann geht es auf wie eine Falltür.«
    Greg spürte ein zufriedenes Prickeln in Sinclairs Gedankenströmen, aber nichts Bösartiges.
    »Ich registriere einige magnetische Muster«, sagte Carlos. »Sie traten auf, sobald Sinclair diese Schlaufe gepackt hat. Dieser Abschnitt des Tunnels ist verdrahtet. Etwas direkt über Ihnen, Sir, klein und zerbrechlich. Wahrscheinlich ein Lichtverstärker und ein Mikro. Ich blockiere den Prozessor.«
    »Bekommen sie das mit?« fragte Greg.
    »Nicht, sofern es keine Hardware militärischen Zuschnitts ist; es wird einfach den Anschein haben, als wäre das Gerät ausgefallen.«
    Greg konnte nicht glauben, daß die Himmlischen Apostel militärische Ausrüstung benutzten. Sie würden merken, daß jemand kam, aber nicht, wer. Er packte die Schlaufe und zog. Das Gewicht war größer als erwartet.
    Das Gitter hob sich laut quietschend und legte tiefste Dunkelheit frei. Greg zog sich die Kapuze des Energieverteileranzuges über den Kopf und spürte, wie sich der Lichtverstärker mit feuchtem Lecken rings um die Augen heftete. Er wechselte in ein Universum aus blassen Blau- und Grautönungen, und die Dunkelheit wich zurück.
    Ein großer Spalt verlief im Boden des Tunnels. Er war unter dem Gitter mit irgendeinem elektrischen Werkzeug erweitert worden. Das schartige Loch war über einen Meter breit, und grob behauene Stufen führten in die Tiefe. Greg schaltete die Infrarotaufnahme hinzu, und eine mattrosa Tönung breitete sich zusätzlich im Bild aus. Warme Stellen waren jedoch nicht zu sehen, keine Spur von Leben.
    »Hält da unten irgend jemand Wache?« fragte Greg.
    »Sicher nicht, Hauptmann Greg. Wozu bräuchten wir Wachtposten? Wir sind keine Verbrecher, sondern Gläubige.«
    Greg sprang über das Loch zu Sinclair hinüber. Im Tunnel war nicht genug Platz, um sich an jemandem vorbeizudrücken. Greg sondierte mit der außersinnlichen Wahrnehmung; das Einsatzkommando drang in seine Gedanken ein, eine komplizierte Melange von Emotionen. Sonst niemand.
    »Melvyn, die ersten fünfzehn Meter sind frei.«
    »Roger. Carlos, Lesley, ihr sichert bitte den Zugang.«
    Die erste gepanzerte Gestalt, eine massive Erscheinung im beengten Raum des Tunnels, watschelte linkisch bis an den Rand des Lochs. Die Infrarotaufnahme zeigte ein rötliches Schimmern rings um die Gelenke, das bei jeder Bewegung schwankte. Greg fragte sich, ob irgendeiner der Gepanzerten überhaupt auf die Treppe paßte.
    Carlos streckte einen Arm aus und ließ eine dicke Aufklärungsdisk von zehn Zentimeter Durchmesser ins Loch fallen. Greg sah zu, wie das Mini-UFO in die Höhle hinabstieß; der Motor leuchtete und zog eine knallrote Linie hinter sich her, die sich durch die Luft schlängelte wie ein verbogener Laserstrahl.
    »Keine Gefahrenquellen zu sehen«, meldete Carlos. Er machte sich an den Abstieg. Mit den Armen scharrte er beidseitig an den Felswänden und erzeugte dabei einen Schwarm kräftig orange leuchtender Funken.
    Greg zuckte zusammen.
    Lesley folgte seinem Kameraden und erzeugte weitere knirschende Geräusche.
    »Wie ich sehe, haben Sie nicht vor, sich an meine Leute anzuschleichen«, sagte Sinclair.
    »Ist es überall so eng?« fragte Greg.
    »Nein. Und Sie werden am kommenden Sonntag noch dem Herrn dafür danken.«
    »Genau das tue ich vielleicht.«
     
    Diese Höhle sah anders aus als jede, die Greg jemals auf der Erde gesehen hatte. Der Fels war entlang natürlicher Bruchlinien, Schwächen in der Kristallstruktur, Spannungslinien und Metalladern in den Erzen aufgespalten worden. Greg stellte sich ein Filigranmuster aus haarfeinen Spalten vor, das sich vom Elektronen-Kompressions-Sprengkrater aus nach unten verbreiterte,

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