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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Mund, und sein pfeifender Atem ging heftig. »Bitte, Julia!« krächzte er. »Bitte nicht!« Da entfaltete die Spritze ihre Wirkung, und sein Kopf kippte nach vorn.
    Julia fand sich leise weinend in Rachel Griffiths Armen wieder. Greg und Morgan Walshaw lösten eilig Royans optische Kabel aus den Ware- Systemen.
    Sie zogen die Wartungstreppe zum Dach hinauf, und Greg und Martyn Oakly beförderten Royan auf einer improvisierten Tragbahre. Julia hielt seine Kamera und achtete sorgsam darauf, daß sich die Kabel nirgendwo verhedderten.
    Eine Event-Horizon-Schwenkdüsenmaschine in Armeefarben holte sie ab. Schnell stieg sie in den Schleier aus schmutzigem Rauch auf, fort von neugierigen Soldaten und den schnüffelnden Kameralinsen der Nachrichtenreporter. Julia blickte durch eine Sichtluke auf die zerstörte Szenerie in der Tiefe hinab und war gefühlsmäßig taub. Der Schaden war entsetzlich – die verlassenen Türme von Mucklands Wood, die zerstörten Häuser von Walton. So viele Unbeteiligte waren zu Opfern geworden, dachte sie; und das war ohnehin der ärmste Teil von Peterborough, ohne großes Durchsetzungsvermögen im Rat. Sie würde in dieser Hinsicht etwas unternehmen müssen; nicht nur Häuser waren wieder instandzusetzen, sondern auch Hoffnung wurde benötigt. Das war das einzig wirksame Hindernis für eine Rückkehr der miasmatischen Banden.
     
    Heute, fünfzehn Jahre später, konnte Julia angesichts des Ergebnisses einen gewissen Trost empfinden. Aus ihrem Büro sah sie gerade eben noch den bewaldeten Park und die properen weißen Häuser; es gab dort Schulen und leichte manuelle Industrie, ein Stadion, ein technisches College und die Künstlerkolonie. Die Einwohner von Mucklands und Walton konnten wieder an ihre Zukunft glauben.
    Wir finden keinen Hinweis auf die Blume, informierte sie NN-Kern eins.
    Julia konzentrierte sich langsam wieder auf die Geschenkbox in ihren Händen; ihre Gedanken verweilten zunächst noch bei der bombastischen Blütenschau in Royans Zimmer. Später hatte er ihr erzählt, daß er sie des Duftes wegen angepflanzt hätte; der Geruchssinn war einer der wenigen verbliebenen Körpersinne gewesen. Blumen bedeuteten ihm viel.
    Bist du sicher? fragte sie.
    Absolut; in den öffentlichen Speicherkernen der Kew Gardens steht nichts darüber, und sie sind die umfassendsten auf der Welt.
    Fragt bei allen botanischen Instituten nach, die ihr nur findet. Sie muß irgendwo aufgelistet stehen.
    Stirnrunzelnd musterte sie die empfindliche, rätselhafte malvenfarbene Trompete. Wieso nur schickte ihr Royan nach acht Monaten ohne jede Nachricht eine nicht identifizierbare Blume?

 
Kapitel vier
     
     
    Zehn Monate im Jahr schlummerte das Dorf Hambleton friedlich unter der sengenden Sonne Englands, eine ländliche Idylle aus einem neunzehnten Jahrhundert, wie es nur in Wunschträumen und apokryphen historischen Dramen existierte. Das Dorf kuschelte sich ans Westende einer langen, an einen Walrücken erinnernden Halbinsel, die in den gewaltigen Stausee Rutland Water hinausragte, und war umgeben von einer Steppdecke aus üppigen Zitrusbeständen, die hier nach der globalen Erwärmung gewachsen waren. Über diese ruhigen zehn Monate hinweg kümmerten sich nur eine Handvoll ortsansässiger Arbeiter um die Zitrusgehölze. Zweimal im Jahr trugen die Bäume jedoch Früchte, und die Halbinsel empfing eine Invasion von Reisenden, die die Bevölkerung über Nacht vervierfachte. Ein solcher Zustrom konnte nur als grelle Fiesta ablaufen und wurde von den Einheimischen mit einer Mischung aus Bangigkeit und Vorfreude erwartet.
    In diesem Juli erstreckte sich der Konvoi der Reisenden, die Arbeit in den Gehölzen suchten, über die gesamte Länge der Straße, die sich über den Rücken der Halbinsel zog. Man sah echte, von Pferden gezogene Zigeunerwohnwagen, hell bemalt mit Grundfarben in komplizierten Formen; dazu kamen Transporter aus dem zwanzigsten Jahrhundert mit langen, glänzenden Chromstreifen, klobige spezialgefertigte Wohnwagen, gezogen von Rangern mit Allradantrieb, umgebaute Busse und schnittige ultramoderne Land Cruiser. Kinder rannten kreischend zwischen den stehenden Fahrzeugen herum und spielten ihre unverständlichen Spiele. Hunde bellten aufgeregt und brachten die Kinder zu Fall. Ziegen und Esel steuerten ihr nörglerisches Geschrei zu dem Radau bei. Erwachsene standen gruppenweise rings um die Wagen und unterhielten sich gedämpft murmelnd. Kochgerüche trieben durch die erstickende Luft.
    Von

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