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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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dafür, daß er den Fall gelöst hatte. Er und Eleanor hätten ganz behaglich von den Zinsen leben können, was es töricht erscheinen ließ, weiter als Detektiv zu arbeiten. Sie mußten jedoch irgend etwas tun; als Aristokraten Lotus essen, endlose Parties feiern und um die Welt gondeln, das gefiel ihnen beiden nicht. Also kauften sie den Hof: Greg hatte schon oft genug bei Ernten mitgeholfen, denn das war in den SVP-Jahren eine gute Quelle für Bargeld gewesen, und Eleanor war in einem landwirtschaftlichen Kibbuz aufgewachsen.
    Insgesamt erwies es sich als die richtige Entscheidung. Es kam nur einmal zu einem Rückfall, als Julia fast so etwas wie moralische Erpressung einsetzte, damit Greg die Polizei in einem Mordfall unterstützte, der das Ansehen von Event Horizon zu schädigen drohte. Ansonsten glitt das alte Leben von ihm ab, und er war es zufrieden. Die Erinnerungen an Gewalt und Traurigkeit wurden immer unzugänglicher, umhüllt von einem kalten, abschreckenden Nebel.
    Das nächste Fahrzeug kam ans Tor zum Campingplatz gerumpelt. Greg schätzte, daß der diesjährige Konvoi der bislang größte war. Da die Instandsetzung von Straßen weit oben auf der Prioritätsliste der Neokonservativen stand, nahm der Straßenverkehr generell zu. Noch zehn Jahre, und die Leute mußten sich wieder um Staus Gedanken machen – er hatte diesen Begriff, ein Relikt der eigenen Jugend, Christine erst erklären müssen. Für jemanden, der mit Straßen aufgewachsen war, die kaum mehr darstellten als moosüberwucherte Furchen, war die Vorstellung unglaubhaft. Vor drei Jahren hatte jedoch das große Straßenbaufahrzeug des Verkehrsministeriums die zerbröckelnde Asphaltstraße der Halbinsel Hambleton mit einer thermogehärteten Zelluloseschicht abgedeckt, und Christine war nachdenklich und still geworden. Die Geschichte mit den Straßen war ein Aspekt des Booms nach der Erwärmung, auf den Greg gern verzichtet hätte. Da alle Plantagen von Hambleton Erntehelfer einstellten, müßten eigentlich sämtliche Konvoifamilien diesen Sommer Arbeit finden. Er mußte diesen Punkt auf der nächsten Farmerversammlung vorbringen; falls sie sich jemals gezwungen sahen, Menschen in größerer Zahl abzuweisen, führte das womöglich zu Ressentiments. Vielleicht konnte er vorher mit Derek darüber sprechen. Er kritzelte sich eine kurze Notiz auf das Cybofax-Mikroplättchen.
    »Heh, wow«, knurrte Christine.
    Greg blickte auf und nahm die Neuankömmlinge in Augenschein: Zwei junge Männer, die einen alten, blaugespritzten Ambulanzwagen fuhren. Er konnte gerade eben noch die Aufschrift »Gesundheitsamt Northampton« an der Flanke lesen.
    »Alan und Simon«, sagte Derek. »Vettern.«
    Jeder hier war Vetter oder Schwager, andernfalls hätte er das Tor nicht passieren dürfen. Greg wurde nie schlau daraus, worin die Familienbande bestanden; sicherlich war es nichts so Simples wie die Genetik.
    »Das erste Jahr, daß sie allein kommen«, setzte Derek hinzu.
    Greg erkannte das selbst; beide waren um die zwanzig, hatten frische Gesichter und wirkten ängstlich. Die Reifen des Ambulanzwagens waren restlos abgefahren. »Habt ihr je bei der Ernte mitgeholfen?« fragte er.
    »Ja, Sir«, antwortete der Fahrer. »Seit ich auf eine Leiter klettern kann, vielleicht schon früher.«
    »Und du bist?«
    »Simon, Sir.«
    »Könnt ihr sonst noch was?« fragte Christine. Eine schnurrende Herausforderung klang in ihrer Stimme durch. Simon zeigte plötzlich ein schmeichlerisches Lächeln. Alan reckte auf dem Beifahrersitz den Hals, um Simon über die Schulter zu blicken.
    Greg stieß ein lautloses Gebet aus. Christine war fünfzehn und entwickelte gerade eine Figur, die so großartig war wie die ihrer Mutter. Ihr hellgrünes kurzärmeliges T-Shirt verriet das; und jetzt, wo er schon darüber nachdachte, mußte er feststellen, daß ihre abgeschnittenen Jeans kurz und eng waren. Nichts an ihrer Kleidung paßte mehr so richtig zum kleinen Mädchen. Er vermutete, daß er eines Tages wirklich mit ihr über Jungen und Sex reden mußte; bislang war er immer irgendwie davon ausgegangen, daß Eleanor das tun würde. Feigling, tadelte er sich insgeheim.
    Simon hatte schon den Mund aufgemacht, um ihr zu antworten, wurde dann aber auf Gregs ausdrucksloses Gesicht und Dereks finstere Miene aufmerksam und entschied, lieber kein Risiko einzugehen. »Wir können auch beim Kochen helfen. Und ich habe einen Lkw-Führerschein«, bot er an.
    »Sollte irgendwo die Mechanik streiken, bin ich

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