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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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versengt worden.
    Royans Rumpf war korpulent und steckte in einem T-Shirt voller Essensflecken; die Arme endeten unter den Ellbogen, und beide Beine waren nur kurze Stümpfe. Plastikschalen deckten die Enden der amputierten Gliedmaßen ab: Ganglionverbindungen, an denen ganze Bündel von Glasfaserkabeln hingen, die ihn mit den Ware- Systemen im Raum verbanden.
    Die Bildschirmbank flackerte jetzt mit schwerfälliger Entschlossenheit. Die hellgrünen Buchstaben, die schließlich auftauchten, waren einen Meter hoch und wurden von den Rändern der einzelnen Bildschirme durchschnitten, während sie von rechts nach links wanderten.
    JULIA, NICHT DU! NICHT HIER!
    »Ich fürchte, doch«, sagte sie leichthin.
    WOLLTE NIE, DASS DU KOMMST. DAMIT DU MICH NICHT SIEHST. SCHAM SCHAM SCHAM. Royans Rumpf zuckte, während er die Schultern wiegte. Der Mund ging auf und zeigte vorstehende, schwarze Zähne.
    Julia wünschte sich bei Gott, sie hätte ein direktes Interface zwischen ihren Netzknoten und seinen Ware- Systemen hier herstellen können; normalerweise kommunizierten sie unmittelbar über das Datennetz von Event Horizon – munteres, ungezügeltes Geplauder über jedes Thema, das sie beide interessierte, streitend, lachend, ohne jemals zu lügen; es grenzte fast an Telepathie. Aber das hier lief schmerzhaft langsam und war so furchtbar öffentlich. »Der Körper ist nur eine Hülle«, sagte Julia. »Ich weiß schließlich, was drinsteckt, erinnerst du dich?«
    O MIST, EINE RICHTIGE KLUGSCHEISSERIN!
    »Benimm dich«, sagte Greg schnell.
    HALLO GREG. ICH WUSSTE, DASS DU KOMMEN WÜRDEST. HAST DU VOR, MICH WIEDER MAL AUS DEM FEUER ZU ZERREN?
    »Yeah.«
    VERSTECK MICH, BIS DIE ARMEE WIEDER ABGEZOGEN IST.
    »Nein«, sagte Julia. »Es ist vorbei, Royan.«
    NIEMALS! DA DRAUSSEN TREIBEN SICH IMMER NOCH TAUSENDE VON SVP-LEUTEN HERUM. ICH FINDE SIE, ICH STÖBERE SIE AUF. NIEMAND ENTKOMMT MIR.
    »Das reicht!« Sie stampfte mit dem Fuß auf. Tränen legten plötzlich einen Schleier über ihr Blickfeld. »Es ist furchtbar da draußen. Die Trinities und die Blackshirts, alle sind tot! Sie sind in deinem Alter, Royan. Sie hätten ein richtiges Leben haben können, zur Schule gehen und Kinder haben können.«
    HÖR AUF.
    »Ich dulde das nicht mehr in meiner Stadt. Verstehst du? Es endet, heute, jetzt, mit dir. Du bist der letzte der Trinities. Ich dulde nicht, daß du wieder damit anfängst.«
    ICH KANN KEIN LEBEN HABEN. ICH BIN KEIN MENSCH. EIN UNGEHEUER UNGEHEUER UNGEHEUER.
    Julias Entschlossenheit wurde stählern. »Und du kannst gleich damit anfangen, dir nicht mehr so verdammt leid zu tun«, sagte sie kalt.
    TUT MIR LEID. HÄLTST DU DAS FÜR SELBSTMITLEID? MISTSTÜCK MISTSTÜCK MISTSTÜCK. WAS WEISST DU DENN SCHON? VERWÖHNTES, VERHÄTSCHELTES MISTSTÜCK VON EINER MILLIARDÄRIN. ICH HASSE DICH! DU BIST ABSCHEULICH!
    »Du kommst in die Event-Horizon-Klinik«, sagte sie. »Dort bringen sie dich wieder in Ordnung.«
    Royan zuckte auf einmal heftig in seinem Zahnarztstuhl. NEIN! DAS NICHT! NICHT WIEDER INS KRANKENHAUS!
    »Sie tun dir nicht weh. Nicht meine Ärzte.«
    ICH GEH NICHT, NEIN NEIN NEIN! NEIN!
    »Du kannst nicht hierbleiben.« Julia bemerkte, wie ungewöhnlich still Morgan Walshaw und die übrigen Hardliner waren. Aber sie begriffen es nicht; tief im Inneren wollte Royan wieder normal sein. Sie hatte Einblick in seine Seele und deren Fehler erhalten, hatte miterlebt, wie sie leise vor sich hinweinte. Die Angst hemmte ihn; die Zeit, die er nach den Straßenkämpfen damals im städtischen Krankenhaus verbracht hatte, war eine leibhaftige mittelalterliche Hölle gewesen, in der er blind, ohne Stimme und unbeweglich schmorte. Die Kasse hatte lange gebraucht, bis sie endlich die Mittel für seine Ganglionverbindungen und optischen Modems freigab.
    HALT SIE AUF, GREG. DU BIST MEIN FREUND. LASS NICHT ZU, DASS SIE MEINE STECKER ZIEHT!
    »Julia hat recht«, sagte Greg traurig. »Heute ist die Vergangenheit zu Ende gegangen. Es gibt keinen Krieg gegen die SVP mehr zu führen.« Er zog eine Spritze aus der Tasche.
    NEIN NEIN NEIN! BITTE, GREG! NEIN! ICH BIN NICHTS OHNE MEINE WARE! NICHTS NICHTS NICHTS. ICH FLEHE DICH AN, BITTE!
    Morgan Walshaw stellte sich vor die Stativkamera. Royan schüttelte heftig den Kopf. Julia hielt sich die Hand vor den Mund und wechselte gequälte Blicke mit Greg. Er drückte Royan die Spritze in den Hals.
    Die Buchstaben auf den Bildschirmen lösten sich in ein bizarres Störschimmern auf. Royan arbeitete mit dem

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