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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Balken
des Gasthofs schienen sie zu erdrücken.
    »Ich muß
den Wirt suchen«, sagte sie aufgeregt zu ihrem hochgewachsenen Begleiter.
    »Ich rufe
ihn«, antwortete der geduldig.
    »Man wird
Sie bei all diesem Lärm nicht hören.«
    »Doch. Ich denke schon.«
    Sie standen
in der kleinen Eingangshalle. Die Schenke war auf der einen Seite, die
Kaffeestube, durch die man zur Gaststube gelangte, auf der anderen.
    Der große
Herr legte Minervas Päckchen auf ein Tischchen neben eine Messingkanne mit
verwelkten Blumen. Dann faßte er mit der Hand in seine Rocktasche und zog eine
Handvoll Geld heraus. Ein paar Münzen warf er in die Kaffeestube und ein paar
in die Schenke.
    Ganz
plötzlich war es absolut still. Egal wie laut es ist, egal wie vertieft eine
Gesellschaft in die Unterhaltung ist, es gibt nichts, was so schnell Ruhe
schafft wie der Klang von Geld.
    »Wirt!«
schrie der Herr in die entstandene Stille hinein. Ein kleiner, dünner,
drahtiger Mann kam herbeigeeilt. »Mr. Boyse!« sprach Minerva voller Dankbarkeit
den Wirt an.
»Haben Sie Mr. Armitage gesehen?«
    »Ich habe
ihn vor einer ganzen Weile gesehen, Miß Armitage. Er hat einen privaten Salon
und zwei Zimmer für die Nacht gemietet. Er wird wohl ein Pferd verkaufen
wollen. «
    »Das
verstehe ich nicht«, sagte Minerva verwirrt. »Er ist hergekommen, um eines zu
kaufen ... Aber, na ja.«
    »Wenn Sie
sich zurechtfinden, Miß. Das Zimmer ist oben, zweite Tür rechts. Ich lass'
Ihnen Tee bringen. Dinner gibt's, sobald der Pfarrer da ist.«
    Minerva
ging auf die schmale Gasthoftreppe zu und begann hinaufzusteigen. Auf der
dritten Stufe fielen ihr ihre Päckchen und ihr Begleiter ein, und daß sie ihm
Dank und eine Bitte um Verzeihung schuldig war.
    Ihre
Familie hätte an ihrem starren Blick und ihrer hochmütigen Haltung erkannt,
daß sie im Begriff war, eine von ›Mervas noblen Entschuldigungen‹
vorzubringen.
    »Sir«,
sagte sie und warf den Kopf dabei zurück. »Ich habe mich bei Ihnen zu
entschuldigen. Ich hätte nicht so schroff sein sollen, da nicht Sie mich
draußen vor dem Gasthof beleidigt haben. Ich danke Ihnen auch für Ihre
Freundlichkeit und Ihre Hilfe.« Um ihre Päckchen in Empfang zu nehmen,
streckte sie ihre Arme wie ein Mädchen auf einer griechischen Urne aus.
    Es war ihr
nicht klar, daß die Gasthoftreppe viel zu steil war, um so plötzlich von einer
abweisenden Haltung in die gebückte Haltung einer Ährengarben entgegennehmenden
griechischen Göttin zu wechseln, und so purzelte sie kopfüber die Stufen hinab
und direkt auf ihn.
    Er mußte
unter ihrem Gewicht nachgeben, so daß er in voller Länge auf dem Boden lag und
Minerva auf ihm, während mehrere fröhliche Zecher vor Lachen brüllten und Bravo
schrien. Manche gingen soweit, vorzuschlagen, die Stellung doch umzukehren.
    »Lassen Sie
mich sofort los, Sir«, sagte Minerva, vor Wut und Scham rot anlaufend.
    »Alles, was
recht ist«, beklagte sich der großgewachsene Herr, zu ihr emporblickend. »Wie
kann ich Sie loslassen, wenn ich Sie gar nicht angefaßt habe? Sie, gnädiges
Fräulein, sollten mich loslassen. Ich kann mich schließlich nicht bewegen mit
Ihnen auf mir und lauter Päckchen in den Händen. Oder?«
    Minerva
rappelte sich auf und wünschte, sie wäre tot. Es war ein Alptraum. Sie, die
sich immer so großartig im Griff hatte, an die sich die gesamte Familie
Armitage um Rat und weise Lehren wandte, stand derart lächerlich da.
    »Papa!«
rief sie dankbar, als sie die vertraute gedrungene Gestalt im Eingang sah.
    »Tut mir
leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte ihr Vater fröhlich.
    »'n Abend,
Comfrey«, fügte er, an Minervas Begleiter gewandt, hinzu, der ebenfalls
aufgestanden war. »Ich bin ganz schön hungrig. Gehen wir rauf zum Dinner.«
    Zu Minervas
Erstaunen legte er dem eleganten Mann seinen kräftigen Arm um die Schultern und
zog ihn zur Treppe.
    Aber der
große Herr befreite sich aus der Umarmung, murmelte, daß er sich erst bei
seinen Freunden entschuldigen müsse, verbeugte sich vor Minerva, gab ihr ihre
Päckchen und ging, nachdem er gesagt hatte, daß er in zehn Minuten wieder da
sein werde.
    Minerva
konnte sich kaum beherrschen, bis sich die Tür zu dem Privatsalon hinter ihnen
geschlossen hatte.
    »Papa! Wer
ist der Herr?«
    »Oh, das
ist Comfrey. Lord Sylvester Comfrey, der jüngste Sohn des Herzogs von
Allsbury. Ganz große Klasse. Geld wie Dreck, und manche sagen, daß er
gesellschaftlich einflußreicher als Brummell ist.«
    »Wenn das
die Sorte Mann

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