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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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dieser
Nachlässigkeit beim Wirt beschweren. Das Zimmer erschien ihr größer, als sie es
in Erinnerung hatte, und roch leicht nach Brandy. Außerdem waren die Bettvorhänge
zugezogen, und sie war ziemlich sicher, daß sie sie offengelassen hatte.
    Sie zog ihr
Nachthemd an, bürstete ihre Haare und setzte ihr hübsches Spitzenhäubchen auf.
    Dann
schaute sie sekundenlang die Bettstelle an.
    Was für
eine Stätte der Zuflucht!
    Auf die
Federmatratze sinken, die Decke über den Kopf ziehen und die Anfechtungen und
Kümmernisse des Tages einfach wegschlafen!
    Wie früher
als kleines Mädchen, als sie Angst vor der Dunkelheit hatte, blies Minerva die
Kerze aus, nahm Anlauf und stürzte sich kopfüber durch die Bettvorhänge.
    »Uff!«
    Ihr blieb
die Luft weg, weil sie schon zum zweiten Mal, seit sie in Hopeminster war, in
ihrer ganzen Länge auf einer männlichen Brust gelandet war.
    »Manna vom
Himmel«, murmelte eine amüsierte Stimme. Und bevor sie Zeit hatte, sich zu
fassen, hielt eine starke Hand sie am Rücken fest, während die andere ihr Kinn
so hob, daß ein energischer Mund den ihren mit einem Kuß verschließen konnte.
    Sie drehte
ihren Mund hastig weg und öffnete ihn, um zu schreien, aber da wurde sie
blitzschnell auf den Rücken gedreht und von dem ganzen Gewicht eines männlichen
Körpers in die Kissen gedrückt; und dieser suchende, fordernde Mund fand den
ihren noch einmal.
    Ganz weit
hinten in Minervas Kehle bildete sich ein erstickter schwacher Laut. Minerva
befiel panische Angst.
    Auf der
Stelle wurden ihre Lippen freigegeben, und der schwere Körper rollte zur Seite.
    »Schreien
Sie nicht«, kam es in dem schleppenden Tonfall, den Minerva jetzt als den von
Lord Sylvester erkannte. »Lassen Sie mich die Kerze anzünden und sehen, wen ich
im Bett habe.«
    Eine kleine
gelbe Flamme leuchtete auf, eine Hand zog den Bettvorhang zurück, und Lord
Sylvesters schönes Gesicht blickte auf Minervas erschrecktes hinunter.
    »Wie können
Sie es wagen, Mylord«, sagte Minerva, die ihren Mut zurückgewann, zumal ihr
klar wurde, daß sie nur zu schreien brauchte, um ihren Vater und sämtliche
Gasthofbedienstete auf den Plan zu rufen. »Wie können Sie es wagen, mir in
meinem Zimmer aufzulauern!«
    Er lehnte
sich in die Kissen zurück und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. »Ganz
im Gegenteil, Miß Armitage, das ist mein Zimmer.«
    Minerva
schloß ihre Augen ganz fest und öffnete sie langsam in der Hoffnung, daß sich
alles als Irrtum herausstellte. Aber seine Lordschaft hatte recht.
Unzweifelhaft war das
sein Zimmer. Jetzt, wo sie genauer hinschaute, war es wirklich größer und ein
wenig anders möbliert.
    Aufgeregt
hüpfte sie aus dem Bett und blieb zitternd stehen. Mit stockender Stimme
erklärte sie die Sache mit den Koffern und daß sie ganz sicher eine »Sechs« an
der Wand gesehen hatte.
    Er lag,
gegen seine Kissen gelehnt, ganz entspannt da. Seine Nachtmütze saß ihm
verwegen auf dem Kopf, und sein Gesicht wirkte über der weißen Spitze seines
Nachthemds beinahe durchsichtig.
    »Sie
brauchen nicht dauernd krampfhaft zu versuchen, Ihre Blößen zu bedecken,
gnädiges Fräulein«, sagte Seine Lordschaft. »Das Ding, das Sie da anhaben,
verdeckt Ihre Figur vollkommen.« Er hob sein Monokel. Guter Gott, der Mann
schlief damit! »In der Tat«, fuhr er fort, »es ist aus Flanell, würde ich
sagen. Gut gegen Winterkälte.«
    Er lächelte
die zitternde Minerva an, so daß sie sich etwas beruhigte, und schloß seine
Augen halb.
    Auf eines
konnte man sich bei Minerva verlassen. Sie wußte, was ihre Pflicht war, und sie
würde sie um jeden Preis erfüllen.
    Da sie nun
wußte, daß er die Wahrheit sagte und daß ihr Nachthemd weniger preisgab als ein
Ballkleid, ließ sie ihre Arme herabhängen, warf den Kopf zurück, schloß ihre
Augen halb und sagte feierlich: »Ich bin bereit, Sie zu heiraten, Sir.«
    Seine
Lordschaft riß für einen Moment seine Augen auf, um sie dann wieder halb zu
schließen. »Ich höre wohl allmählich schlecht«, murmelte er. »Ich könnte
schwören, Sie haben gesagt, daß Sie mich heiraten.«
    »Aber ja!«
    »Warum? Ich
meine nicht, warum Sie es gesagt haben, sondern warum Sie mich heiraten
wollen?«
    »Es ist
meine Pflicht.«
    »Wie meinen
Sie das?« fragte Lord Sylvester und drückte seine breiten Schultern noch
bequemer in die Kissen hinein. »Weil ich Sie bloßgestellt habe.«
    »Ach du
meine Güte. Wissen Sie was, Miß Armitage, Sie würden nicht dauernd auf Sachen
und Menschen

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