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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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waren.
    Lord
Chumley war blond und dümmlich; er hatte ein langes kummervolles Gesicht und
dichte gelockte Haare. Er sah wie ein verbittertes Schaf aus. Mr. Silas Dubois
war ganz Nase. Er hatte winzigkleine Augen, einen kleinen Mund und ein kleines
Gesicht, das sich hinter seiner riesigen, vorstehenden Nase zusammenzuducken
schien. Seine Figur war klein und zierlich. Die Dandys bezeichneten ihn als
wandelnde Karikatur. Aber die vier Herren hatten etwas gemeinsam: Jeder hielt
sich für einen Adonis. Alle vier waren außerordentlich eitel und bildeten sich
ein, richtige Frauenhelden zu sein. Sie lobten sich gegenseitig ausgiebigst,
und diese gegenseitige Bewunderung bewirkte – zusammen mit viel Schnaps und
Punsch –, daß sie wirklichkeitsfremd blieben.
    Früher
hatten sie schon einmal den Sturz einer stolzen Schönen, die einen von ihnen
hatte abblitzen lassen, geplant, aber alles, was sie bisher unternommen hatten,
war, daß sie darauf tranken, daß es der Dame schlecht ergehen möge. Auch heute
abend rann der Wein in Strömen. Minerva schien Bryce und Blenkinsop an ihrer
empfindlichsten Stelle getroffen zu haben.
    »Und sie
ist weiter nichts als eine Pfarrerstochter«, sagte Mr. Bryce gedehnt. »Wie kann
sie es wagen, in dieser herablassenden, verflixt besserwisserischen Art mit mir
zu sprechen. Was sie braucht, ist ein richtiger Mann im Bett. Das würde sie
schnell zur Vernunft bringen.«
    »Oder zu
etwas anderem«, kicherte Lord Chumley. »Es ist ein Jammer, daß es nicht zu
machen ist. Wir könnten eine fabelhafte Wette abschließen. Ich biete dem, der
sie als erster besteigt, zehntausend.«
    Lord
Chumley war der einzige von den vieren, der reich war. Die anderen schauten ihn
nachdenklich an.
    Mr. Bryce
pfiff tonlos und zuckte dann mit den Achseln. »Zu gefährlich«, bedauerte er.
»Man würde uns aufhängen.«
    Silas
Dubois lehnte sich nach vorne, wobei seine kleinen Augen im Schatten seiner
großen Nase blitzartig hin- und herhuschten. »Nicht, wenn wir alle
zusammenhalten«, sagte er. »Betrachten wir die Sache einmal von der Seite: Es
geht das Gerücht, daß Hochwürden Charles Armitage hofft, daß seine Tochter eine
gute Partie macht und das Vermögen der Familie rettet. Wenn nun Chumley ihr den
Hof macht – er ist reich, und jeder weiß das – und wir sozusagen die Chance
ergreifen, wenn er sie weichgemacht hat, und dann halten wir alle zusammen und
lassen sie plärren und sagen, daß sie schwindelt. Wer wird ihr dann glauben?
Wer will ihr dann glauben? Und wenn es einem von uns gelingt, sie zu besteigen,
können wir zusammenhalten und ihr klarmachen, daß es in ihrem eigenen Interesse
liegt, den Mund zu halten.«
    Die anderen
drei starrten ihn sprachlos vor Bewunderung an.
    »Aber sie
wird uns nicht mögen«, sagte Mr. Bryce schließlich schlecht gelaunt.
    »Doch, wenn
wir unsere Rolle gut spielen«, antwortete Silas Dubois. »Wir spielen uns selbst
als Moralprediger auf. Das schlägt dem Faß den Boden aus!«
    »Beim
Heiligen Georg!« rief Mr. Bryce aus. »Du bist verdammt schlau, Silas. Verdammt
schlau.«
    Silas
strahlte, und sein kleiner Mund verschwand unter seiner Nase.
    »Wann
fangen wir an?« fragte Mr. Blenkinsop. »Und wo hören wir auf? Das heißt, wo
bringen wir sie hin, wenn Chumley sie an der Angel hat?«
    »Ich hab'
da ein Gasthaus an der Straße nach Barnet«, verkündete Mr. Dubois. »Es ist
nicht direkt meines. Es gehört meinem Onkel. Aber das bedeutet, daß der Wirt
ein Auge zudrückt. Du kannst ja von Heirat sprechen, Chumley, und dann sagst
du, du willst sie deinen Eltern vorstellen. Bei dem Gasthaus läßt du sie raus,
und wir losen, wer sie kriegt.«
    »Einer von
uns oder alle«, frohlockte Harry Blenkinsop.
    »Das ist
ein fairer Handel«, sagte Chumley. »Auf die Art kann ich mein Geld behalten.
Ich meine, wenn ich das Ganze arrangieren soll ... «
    Die anderen
drei schauten ihn an und dann einander. Der Spaß wäre nur halb so groß, wenn
einer von ihnen am Schluß nicht den Preis gewinnen konnte.
    »Zieh deine
Wette nicht zurück, Chumley«, bat Jeremy Bryce schließlich. »Wir sehen alle zu,
daß du nicht die ganze Arbeit hast. Ich weiß was! Wir geben ihr eine Chance,
freiwillig mit einem von uns ins Bett zu gehen. Und der, den sie auswählt,
kriegt das Geld. Wenn es Chumley ist, behält er es.«
    Dieser
Vorschlag wurde mit lautem Hallo begrüßt, weil jeder von den vieren sich
insgeheim für unwiderstehlich hielt.
    Sie
bestellten noch mehr Wein und machten sich an die

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