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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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genaue Ausarbeitung ihres
Plans.
    Sie hatten
keine Ahnung, daß sie bereits Rivalen hatten.
    In Whites
Club in der St.-James-Straße, gar nicht weit weg, sprachen drei Herren, die
sich in der Welt der Dandys für richtungweisend hielten, über Minerva Armitage.
    Es waren
Vicomte Barding, Sir Peter Yarwood und Mr. Hugh Fresne.
    Anders als
die vier Verschwörer vom Kaffeehaus Hubbold, die alle Ende Zwanzig waren,
waren die drei Dandys Mitte Dreißig. Sowohl Vicomte Barding als auch Sir Peter
Yarwood waren verheiratet. Mr. Fresne war Junggeselle. Lord Barding und Sir
Peter Yarwood ließen ihre jeweiligen Frauen wohlverwahrt auf dem Lande zurück
und zogen es vor, während der Saison, unbeeinträchtigt von ihren Ehefrauen,
wie Pfaue herumzustolzieren. Außerdem sparte es Geld, welches man lieber für
Schneiderrechnungen ausgab.
    Lord
Barding war ein dicklicher Mann mit dünn werdendem Haar. Seine gelbliche
Gesichtsfarbe ließ auf ein Leberleiden schließen. Er trug ein enges Korsett,
und seine Schultern waren mit Steifleinen ausgepolstert, was ihn noch breiter
erscheinen ließ, als er ohnehin schon war. Mit seinen eckigen Schultern und dem
eckigen, eingezwängten Rumpf sah er wie eine Schachtel auf ganz dünnen Beinen
aus.
    Sir Peter
Yarwood war schlank und biegsam und kraftlos. Alles an ihm schien
herabzuhängen. Trotz eifrigen Gebrauchs der Brennschere hingen seine blonden
Haare in Strähnen über seine Ohren herab. Sein Mund hing herab, seine
Augenlider hingen herab, und sein Hemdkragen hing herab. Er hatte sehr lange,
polierte Nägel, die von seinen Fingerspitzen wie Eiszapfen von Dachrinnen
herabhingen.
    Mr. Hugh
Fresne war groß und gutaussehend; insgeheim fand er, daß er Lord Byron ähnelte
und betonte das durch Glutaugen und brütendes Schweigen. Er war ständig nahe
daran, zu heiraten, und schreckte ständig aus irgendeinem geheimnisvollen Grund
in letzter Minute zurück.
    Es war
schnell Mode geworden, Minerva Armitage zu verabscheuen, und da nichts mehr
Geborgenheit schafft, als eine gemeinsame Abneigung, befanden sich die drei Dandys
im Einklang miteinander. Gewöhnlich waren sie erbitterte Konkurrenten, die sich
über den Schnitt eines Jacketts oder den Sitz einer Krawatte in die Haare
kriegen konnten.
    Alle drei
waren sehr reich, auch wenn Yarwood und Barding ihre Frauen aus Sparsamkeit zu
Hause ließen. Sie gaben bedenkenlos viel Geld für sich aus und sehr wenig für
andere.
    Brummell
hatte beiläufig fallen lassen, daß die drei dem guten Ruf des Dandytums
schadeten. Sie hielten sich aber für das Eleganteste vom Eleganten und
kleideten sich immer nach der allerneuesten und ausgefallensten Mode, um Aufsehen
zu erregen.
    Nach einer
Runde Whist nahmen sie Minerva Armitage aufs Korn und zerrissen sie in der
Luft. In den folgenden Wochen konnte sich keiner mehr recht erinnern, wer es
eigentlich vorgeschlagen hatte, aber nach der sechsten Flasche Port verlangten
sie ganz unvermittelt das Wettbuch und trugen folgende Wette ein:
    »Mr. F.,
Sir Y. und Lord B. wetten hiermit um 50 000 Pfund, die dem ausbezahlt werden
sollen, dem es gelingt, die Zuneigung von Miß A. zu erringen.«
    Im
Gegensatz zu Mr. Bryce und seinen Freunden hatten sie keinen Anschlag auf
Minervas Jungfräulichkeit vor, aber auf ihre Würde. Der Plan sah vor, daß sie
sich in einen von ihnen verliebte und dann in aller Öffentlichkeit auf die
demütigendste Art und Weise abgewiesen wurde.
    Und wenn
sich jemand fragen sollte, ob diese Herren nichts Besseres zu tun hatten, dann
lautete die Antwort ›nein‹.
    Sie waren
Landjunker, die meist in der Stadt lebten und sich weder um ihre Pächter noch
um das Vieh kümmerten. Sie gehörten nicht eigentlich zu den Männern von Welt;
sie boxten nicht, sie fochten nicht, sie gingen nicht auf die Jagd. Sie
verbrachten einen Großteil des Tages damit, ihre ›bonmots‹ für den Abend
auszufeilen. Der Spaß bestand darin, irgend jemanden herabzusetzen, um sich
selber in Szene zu setzen. Sie tranken zu viel, ihre Verdauung war schlecht,
und sie konnten niemanden leiden.
    Sie
spielten viel und gewannen kaum. Sie ließen die Namen und Spitznamen der
Großen und Berühmten nebenbei fallen und hofften, daß dabei etwas von deren
Ruhm für sie abfiel. Sie verabscheuten alle Militärs aus tiefstem Herzen, weil
jeder, der für sein Vaterland kämpfte, in ihnen ein verschwommenes Schuldgefühl
weckte.
    Die ganze
Gesellschaft und besonders die Welt der Dandys war von der Spielleidenschaft
ergriffen. Bei White,

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