Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
grausame Lektion zu erteilen«, erregte sich
Minerva. »Ich wäre nicht mit Mr. Fresne ins
Gebüsch gegangen, und ich hätte seine Katzengeschichte nicht geglaubt, wenn
Sie ihn nicht unterstützt hätten.«
    »Wir werden
ja sehen«, sagte seine Lordschaft liebenswürdig. »Hören Sie doch auf, Ihren
Arm dauernd wegzuziehen, Miß
Armitage. Vergessen Sie nicht, Sie haben meine Hilfe freiwillig in Anspruch
genommen. Es tut Ihrem Ruf bestimmt nicht gut, wenn man Sie mit mir kämpfen
sieht.«
    »Wohin
bringen Sie mich?«
    »Wir holen
uns nur etwas zu essen und zu trinken. Sie müssen jetzt so tun, als ob Sie ganz
entzückt von meiner Gesellschaft wären.«
    »Aber das
ist für einen möglichen Verehrer bestimmt ein Hindernis.«
    »Ganz und
gar nicht. Ich bin nämlich tonangebend, wissen Sie.«
    »Und
überheblich.«
    »Und
ehrlich. Kommen Sie, wir verderben uns diesen wunderbaren Abend, und Sie fangen
schon wieder an, weise Lehren zu erteilen. Das erste ist, daß Sie sich
vorstellen müssen, daß Sie ganz verrückt nach mir sind ...«
    »Mylord!«
    »... ganz
verrückt nach mir. Sie zittern bei meiner Berührung. Sie wünschen, daß diese
Nacht nie ein Ende nimmt. Sie möchten, daß all diese kreischenden und kichernden
Leute weggehen und uns allein mit der Dunkelheit lassen.«
    »Sie sind
lächerlich.«
    »Nur
realistisch. Ich bin durchaus bereit; Nägel mit Köpfen zu
machen ... Verzeihen Sie ... stellen Sie sich vor, ich bin in Sie genauso
verliebt.«
    »Gut ...
einverstanden ... vielleicht könnten wir so tun. Aber nicht zu sehr«, bat
Minerva aufgeregt. »Ich muß einen Freier finden, wissen Sie.«
    »Das werden
Sie. Wettbewerb ist etwas, was alle anfeuert.«
    Er stieß
die Glastür eines Gewächshauses auf. Die Luft darin war feuchtwarm und schwer
vom Duft der Pflanzen und Blumen. Eine Gruppe lärmender junger Leute umstand
einen winzigen Champagnerbrunnen.
    »Trinken
Sie den nicht«, empfahl Lord Sylvester. »Er kann gar nicht anders als fade
schmecken. Der Champagner ist immer wieder derselbe.«
    Geschickt
organisierte er ein Tischchen in einer Ecke, zwei Teller mit delikaten
Häppchen, Wein für sich und ein Glas Likör für Minerva.
    Sie nippte
an dem Mandellikör und schaute sich interessiert um. »Es ist ganz seltsam«,
bemerkte sie. »Man hat mir immer gesagt, daß ich überall in der Londoner
Gesellschaft auf strenge Anstandsregeln und -vorschriften stoßen würde. Aber
hier ... sind alle irgendwie so locker. Manche Damen sind betrunken, und die
meisten Anstandsdamen sind nicht zu sehen.«
    »Das
Geheimnis besteht nicht darin, wie man sich benimmt. Das Geheimnis besteht
darin, daß man sich nicht erwischen läßt. Denn das vergibt einem die
Gesellschaft nie. Minerva, Ihre Augen sind große schwarze Teiche im Lampenlicht,
und Ihre Haare glänzen wie die Schwingen eines Raben.«
    »Ihre
Bemühungen sind sinnlos«, sagte Minerva. »Sie sind mir nur peinlich.«
    »Sie
bemühen sich nicht einmal. Ich habe mir eingeredet, daß ich momentan in Sie
verliebt bin und alles wunderbar finde. Schauen Sie mich an!«
    Minerva
schaute ihm in die Augen. Wie grün sie waren! »Niemand beobachtet uns. Geben
Sie mir Ihre Hand.« Wie hypnotisiert durch diesen stetigen grünen Blick, hielt sie ihm
ihre Hand hin und fühlte, wie er sie mit seiner schmalen
Hand fest umfaßte.
    Er ließ
seinen Daumen sanft über ihre Handfläche gleiten. »Ich liebe dich, Minerva.«
    Vor Minerva
verschwamm alles. Sie hatte das Gefühl, als ob sie in einem schwindelerregenden
Strudel von Empfindungen herumgewirbelt würde. Irgendwo tief in ihr klagte
eine schwache Stimme: »Ach, wenn er es doch ernst meinte!«
    »Sie können
sehr gut den Verliebten spielen«, sagte sie atemlos. »Ich dachte, Sie waren
noch nie verliebt.«
    »Nein. Es
war nie das, was ich Liebe nennen würde. Ich möchte, daß neben der Sinnlichkeit
noch etwas anderes da ist, etwas Geistiges sozusagen, sonst ist nichts übrig,
wenn die Leidenschaft abgekühlt ist.«
    Langsam
schob er die Stulpen ihres weißen Lederhandschuhs nach unten und beugte sich
über ihre Hand, die er gefangen hielt. Er preßte seine Lippen fest gegen ihren
wild schlagenden Puls am Handgelenk.
    Ihre freie
Hand zitterte und schien ohne ihr Zutun ein Eigenleben anzunehmen; sie mußte
sein dichtes dunkelblondes Haar einfach liebkosen. Aber fast gleichzeitig
tobte das Gewissen in ihrem Kopf.
    Solche
Gefühle waren sündig. Dieser Mann war ein ganz hartgesottener Bursche, der
dieses Spiel sicher immer wieder

Weitere Kostenlose Bücher