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Mingus

Mingus

Titel: Mingus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keto von Waberer
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streckt ihn nieder, er fällt auf den Boden, und die Fische kommen an die Scheibe und drücken ihre Mäuler ans Glas. Tot ist er nicht, nur benommen. Er rappelt sich keuchend auf. Mein Kleid ist schmutzig grau.
    »Wo-ist-er?« Der neue Robo hat einen tiefen Bass, als würde er gleich anfangen, eine Opernarie zu singen.
    »Ich habe keine Ahnung«, sage ich.
    »Wo-sind-die-Protokolle-des-Professors?« Also das wieder.
    »Auch keine Ahnung«, sage ich und warte auf den Lichtstrahl, der mich niederstrecken wird, aber nichts geschieht.
    »Kann ich jetzt nach Hause?«, sage ich laut und trotzig.
    »Was-willst-du-zu-Hause? Was-soll-dieses-Fragen-nach-den-Eltern? Sie-sind-nicht-vonnöten!« Der Kopf des Präsis ist noch roter geworden, er zeigt mit dem Finger auf mich.
    »Tochter-des-Krawitz-du-bist-unser-Gast«, sagt der Robo bedeutungsvoll und langsam. Die hellblaue Wolke hebt sich, dreht sich, und der Präsi fliegt gemessen davon.
    Eine junge Frau kommt von irgendwoher und hilft mir von meinem Flugkissen herunter. Bello hilft sie nicht auf die Beine.
    »Es war verabredet, dass ich Fräulein Krawitz nach der Audienz zu Professor Boris bringe. Er ist mein Auftraggeber«, flüstert Bello und hält die Frau am Ärmel fest. »Es war so ausgemacht. Professor Boris weiß nichts von dieser geheimen Audienz, unser hoch gepriesener Präsi, er lebe für immer, hat mir das zugesagt.«
    Drei Männer in quietschgelben Uniformen packen Bello und schleppen den Widerstrebenden fort.
    »Komm, Tochter des Krawitz«, sagt die junge Frau. »Ich bringe dich in unser Gästehaus.«
    Mein Kleid ist nun von einem trüben Beige und fühlt sich kalt an auf meiner Haut.

BORIS
    Bellos Kiefer sind verdrahtet. Sie sind nicht zimperlich im Präsipalast. Recht so! Der Hund hat mich hintergangen. Die kleine Krawitz dem Präsi geliefert und alles preisgegeben. Meine Kandidatur kann ich vergessen. Dr. Matthäus, mein Mann am Mega-Hospital, versorgt Bello zwar auf meine Bitten hin. Dafür muss Bello singen, die ganze miese Intrigengeschichte. Wort für Wort. Ich will alles hören. So bin ich wenigstens informiert. Aber das ist nicht viel wert. Die Robos und den Chopper ist er los. Er taugt nicht mehr. Hätte es wissen müssen. Muss ihn loswerden, weiß er natürlich nicht.
    Gerüchte, ein paar Gerüchte, das ist alles, was er mir zu bieten hat. Der Präsi will den Zwitter klonen lassen, zur Jagd, als Wild, zum Abschuss. Es gibt kaum noch Viecher zu jagen. Natürlich will er ihn auch für seine neuen Truppen klonen, lauter wilde Löwenkrieger. Er will natürlich Leos Forschungsergebnisse in die Hände kriegen, um neue fantastische wilde Wesen zu erschaffen. Hauptsächlich für den Krieg in Braxico und dann später zur Befriedigung seiner Jagdleidenschaft, nehme ich an. Seine beiden abgewrackten Klonexperten – und ich kenne sie nur zu gut – Heizer und Schorer – haben beide in den letzten Jahren total abgebaut. Pfeifen aus dem letzten Loch. Haben, wie ich höre, ums Haar die letzte Klonung ganz versaut. Ermuss sich also beeilen, solange sie noch funktionieren. Er ist am Durchdrehen, laut Bello. Aber was kann man diesem Subjekt glauben? Ich werde ihn fallen lassen. Dieses Mal tief ! Keiner wird ihn da mehr ausbuddeln. Er weiß es nur noch nicht.

NIN
    Sie sagt, sie heißt Nausica, und sie sagt, sie ist eine Aristo.
    Immerzu ist sie um mich herum. Fröhlich, zuckersüß und lästig. Ordnet die Polster auf dem Bett, lässt frisches Wasser in die Becken, bringt Tabletts mit schön dekorierten Speisen herein. »Kein Sinto, alles aus SEINEN Gewächshäusern.«
    Raus darf ich nicht. Ich bin hier gefangen.
    Ob sie mich Nin nennen darf ?
    Ob sie meine Füße massieren darf ?
    Ob ich etwas brauche? Ob es mir gut geht?
    Sie ist so unterwürfig, dass mir Zweifel kommen, ob sie eine Aristo ist. Der Stirnvogel sieht auf alle Fälle ziemlich echt aus, das ist wahr.
    »Wissen meine Eltern, dass ich hier bin?«
    »Aber natürlich. Sie sind hoch geehrt. Im Augenblick sind sie allerdings auf Reisen. Wichtige Geschäfte. Du kennst das ja … deine Eltern …«
    »Was soll ich hier? Wieso sperrt man mich ein?«
    »Zu deiner Sicherheit, Liebes. Du kennst ja unsere Presse … die Ärzte … die Ci-Po.«
    »Was will der Präsi denn noch von mir?«
    »ER«, sie spricht immer von IHM. »ER … – lange möge er leben – ER … findet Gefallen an dir, du glückliches Mädchen. ER hofft auf deine Loyalität. ER wünscht sich dein Vertrauen … ER …«
    »Was?«
    »Bald wird er

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