Mini Shopaholic: Band 6
machen!«
»Ich mag Puzzles«, sagt Elinor, und mir fallt fast die Kinnlade herunter. Das ist eine Premiere. Noch nie habe ich Elinor sagen hören, dass sie irgendetwas mag.
»Nun ... äh ... am besten mache ich es mal auf.«
Ich nehme den Deckel von der Schachtel und schüttle die Teile auf den Tisch, wobei ich voll und ganz erwarte, dass Minnie sie sich schnappt und in die Teekanne wirft oder so was in der Art.
»Ein Puzzle kann man nur legen, indem man methodisch vorgeht«, sagt Elinor zu Minnie. »Zuerst drehen wir die Teile um.«
Als sie damit beginnt, greift sich Minnie eine Handvoll.
»Nein«, sagt Elinor und wirft Minnie einen dieser frostigen Blicke zu, bei denen ich früher am liebsten im Boden versunken wäre. »So nicht.«
Einen Moment rührt sich Minnie nicht, hält die Teile nach wie vor in ihrer winzigen Faust, als wollte sie herausfinden, wie ernst es Elinor ist. Sie blicken einander in die Augen, und beide sehen wild entschlossen aus, vielleicht sogar ...
Oh, mein Gott, sie sehen beide gleich aus!
Ich glaube, ich hyperventiliere jeden Moment, oder ich falle in Ohnmacht oder irgendwas. Es ist mir noch nie aufgefallen aber Minnie hat die gleichen Augen und dieses entschlossene Kinn und den gleichen hochherrschaftlichen Blick.
Meine schlimmste Befürchtung ist wahr geworden. Ich habe eine Mini-Elinor zur Welt gebracht. Ich nehme mir ein kleines Baiser und esse es. Ich brauche den Zucker, gegen den Schock.
»Gib mir die Teile«, sagt Elinor zu Minnie, und nach einer kurzen Pause händigt Minnie ihr sie aus.
Wie kommt es, dass Minnie sich so gut benimmt? Was ist los?
Elinor hat schon damit begonnen, die Teile auf dem Tisch zu arrangieren, mit konzentriertem Blick. Verdammt. Anscheinend war es ihr Ernst, dass sie Puzzles mag, was?
»Wie geht es Luke?«, sagt sie, ohne aufzublicken, und ich erstarre.
»Es ... es ... geht ihm gut.« Ich nehme einen SchluckTee und wünschte plötzlich, es wäre ein Schuss Brandy darin. Die bloße Erwähnung Lukes macht mich nervös. Ich sollte nicht hier sein. Minnie sollte nicht hier sein. Falls Luke es je herausfinden sollte ... »Wir müssen bald gehen«, sage ich unvermittelt. »Minnie, noch fünf Minuten.«
Ich kann nicht fassen, dass ich derart selbstbewusst vorgehe. In der Vergangenheit hat sich Elinor immer so benommen, wie ihr gerade zumute war, und wir anderen dienerten um sie herum.
»Luke und ich hatten eine ... Meinungsverschiedenheit.« Elinors Kopf ist starr über die verstreuten Teile geneigt. Ich bin etwas perplex. Normalerweise spricht Elinor schwierige Familienthemen nicht an.
»Ich weiß«, sage ich knapp.
»Luke hat gewisse Charakterzüge, die ich ... «, sie stockt erneut, » ... nur schwer nachvollziehen kann.«
»Elinor, dazu kann ich nicht wirklich etwas sagen«, erwidere ich unbehaglich. »Ich kann nicht darüber sprechen. Es war zwischen dir und Luke. Und ich weiß nicht mal, was passiert ist, nur dass du etwas über Annabel gesagt hast ...«
Bilde ich es mir ein, oder zuckt Elinor leicht zusammen? Ihre Hände schieben nach wie vor Puzzleteilchen hin und her, doch ihr Blick geht ins Leere. »Luke war ... dieser Frau treu ergeben«, sagt sie.
Wieder diese Frau. Ja, und genau so nennt er dich, möchte ich am liebsten sagen.
Aber natürlich tue ich es nicht. Ich trinke nur meinen Tee und beobachte sie mit wachsendem Interesse. Wer weiß, was unter dieser gesprayten Frisur so vor sich geht? Hat sie die ganze Zeit an ihren Streit mit Luke gedacht? Hat sie endlich begriffen, dass sie zu weit gegangen ist? Hat sie endlich gemerkt, was sie versäumt?
Niemand ist mir undurchsichtiger als Elinor. Zu gern würde ich einmal in ihren Kopf reinklettern, einmal nur, um zu sehen, wie sie tickt.
»Ich bin ihr nur einmal begegnet.« Mit fragender Miene hebt sie den Kopf. »Sie machte auf mich keinen sonderlich kultivierten Eindruck. Und auch keinen eleganten.«
»Hast du das etwa zu Luke gesagt?«, schreie ich sie unwillkürlich wütend an. »Dass Annabel nicht kultiviert und auch nicht elegant war? Kein Wunder, dass er nichts mehr von dir wissen will. Sie war gerade erst gestorben, Elinor! Er war am Boden zerstört.«
»Nein«, sagt Elinor, und jetzt zuckt definitiv etwas unter ihrem Auge. Vermutlich ist es der einzige Quadratzentimeter, der nicht gebotoxt ist. »Das habe ich nicht gesagt. Ich versuche nur zu verstehen, weshalb er überreagiert hat.«
»Luke würde niemals überreagieren!«, erwidere ich böse.
Okay, das stimmt nicht so
Weitere Kostenlose Bücher