Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
bedeckte er nicht mit seiner Hand, sondern mit einem roten Tuch, das blutgetränkt in seiner Hand lag. Er starrte in seinen vermeidlichen letzten Sekunden drauf und las den Schriftzug: „ BLEIB STARCK“
Der simple Schriftzug erinnerte Frederick an seine bisherigen Erfolge und Träume in der Modebranche. Es erinnerte ihn daran, wie viel Hoffnung und Stärke er den Trägern seiner Kollektion bislang schenken konnte. Es erinnerte ihn, daran niemals aufzugeben.
Goliath erhob sich zum Zorn seines koboldigen Gegners, der ihm zuschrie: „Bleib auf dem Boden, Arschloch! Ich glaube es reicht! Du drehst ja völlig durch!“
Der verwundete Riese schritt langsam auf den flinken Kobold zu, der verängstigt zum Garagentor lief und versuchte mit seinen winzigen Fingern das riesige Tor zu öffnen. „Frederick überlege es dir, wir können Freunde werden. Komm schon, Kumpel!“
Der Kobold erstarrte, als er die zornigen braunen Augen sah. Sein Spiegelbild wurde in Fredericks feurigen Blick verbrannt und in seine Einzelteile zersprengt.
Frederick lief im Laufschritt auf Flobbi zu, spreizte seinen Mund auf und gab ein Kriegsschrei von sich. Es klang nicht wie ein gewöhnliches Brüllen, sondern wie das Brüllen eines stolzen Löwen, der sich auf eine mickrige Gazelle stürzte. Flobbi verschränkte die Arme vor seinem Gesicht, als er die Bestie auf sich zustampfen sah.
Es folgte ein Geräusch, das sich nicht wie ein gebrochener Knochen anhörte, eher wie ein Knall, eine Explosion, als Fredericks Löwenpranken Flobbis Kinn zertrümmerte. Der Knall, ausgelöst von Fredericks Schlag, klang nach einer explodierenden Bombe, so laut, dass alle noch vollständigen Fensterscheiben in der Werkstatt zerborsten.
Flobbis Kopf brach von seinem Hals ab, durchbrach im Flug die Schallmauer, schoss gegen das Garagentor, prallte wie ein Flummi ab, flitzte weiter gegen die nächste Wand, prallte erneut ab, flog gegen die nächste Wand, federte zurück, bis er auf Boden fiel und wie eine Wassermelone zerplatzte. Flobbis kleiner, kopfloser Körper stand noch eine Weile vor Frederick, bis er von dem heißen Dampf, den Frederick aus seiner Nase abließ, umfiel.
Frederick kam wieder zu sich und trommelte auf seiner Brust: „WER IST DER BESTE?“
Löckchen klopfte seinem Freund Frederick auf die Schulter. „Danke, mein Freund.“
Frederick drehte sich um und zischte: „Bild dir jetzt bloß nichts drauf ein, Bimbo. Das hab ich nur gemacht, weil, ähm wir sind in einem Team!“
„Schon gut, Frederick. Trotzdem vielen Dank“, sagte Löckchens dankbares Lächeln.
Frederick deutete auf den V3er, auf dem gerade Elvis Krallen trampelten. „Du willst ihn töten?“
„Viel schlimmer.“
Frederick pfeifte Elvis von dem V3er zurück, der sich aufrichtete, und sich über die Schrammen beklagte, die ihm der Superhahn zugefügt hatte.
„Bitte tut mir niftf!“, flehte er. „Ich fage euch allef, waf ihr wiffen wollt. Doch bitte, lafft miff am Leben!“
Löckchen schnappte sich ein Utensil von der Werkbank, stellte sich vor den V3er und grinste. „Zunge raus.“
Als sich Löckchen sein „SEI STARCK“-Unterhemd überzog und den Seitenschneider in seiner Hand präsentierte, machte der V3er große Augen.
„WAF?“, schrie er, doch im gleichen Moment schnappte Löckchen mit einer Hand die Zunge des V3ers, während Frederick von hinten die Arme des V3ers packte.
Vorsichtig setzte Löckchen den Seitenschneider an die Zunge des V3ers und drückte langsam zu.
9
Die Sonne umarmte Blutwäldchen zum Abschied, eher eine flüchtige, freundliche Umarmung, ohne sich gegenseitig anzufassen, trotzdem irgendwie schön.
Willi streifte alleine über die Schotterwege. Er trug immer noch seinen schicken Strohhut, den er fürs Angeln aufsetzte, hielt in der linken Flosse seine Angelrute, die er über seine Schulter abstützte und in seiner rechten Flosse eine Waffeltüte mit fünf Bällchen Bananeneis. Alle paar Schritte schlabberte er an seinem Eis, schloss die Augen und ließ den Geschmack auf der Zunge zergehen.
Das Eis war lecker, doch so richtig konnte er das Eis nicht genießen. Zum einen hatte Willi immer noch Kummer über den vermeintlichen Verräter Löckchen, an dessen Unschuld er immer festhielt und zum anderen war er noch völlig verstört, von dem Bild, das ihn am Ortsausgang ereignete. Er sah Manuel, Hörnchens Einhornjungen, der die Pferde auf der Weide beobachtete und sich parallel an seinem besten Stück rumspielte.
Unterwegs traf
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