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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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»In meinem Fall äußerst mühselig. Es ist ziemlich beunruhigend zu denken, dass jemand, der nicht genug über Geld Bescheid weiß, um mit einem Bus zu fahren, mir das Fliegen beibringt …«
    Donnelly sagte etwas bekümmert: »Ich wollte Sie nicht beunruhigen. Mr. Carson. John Pebbles hat seit damals einen weiten Weg zurückgelegt …«
    »Schon gut«, unterbrach Carson. »Ich sagte Ihnen schon, dass ich nicht beabsichtige, den Fluglehrer zu wechseln.«
    Auf der Heimfahrt fuhr er an Pebbles’ Wohnung vorbei, dann hielt er zwei Straßen weiter vor einem Polizeirevier. Er kannte den Revierinspektor von früher und gedachte, ihm auf die kumpelhafte Art einige inoffizielle Informationen zu entlocken, obwohl sie einander in der Zeit ihrer Zusammenarbeit nie gemocht hatten. George Russell war in jenen Tagen groß, laut, sarkastisch und gefühllos gewesen, und anscheinend hatte sich nur seine Stimme zum Besseren verändert.
    »Pebbles ist mir bekannt«, sagte Inspektor Russell. »Einmal, als er mit Jungen von weniger als der Hälfte seines Alters und seiner Größe auf der Straße Fußball spielte, schoß er eine Fensterscheibe ein, aber er bezahlte den Schaden. Wieder auf Spionenjagd, Joe?«
    »Nein, George«, sagte Carson. »Er ist in mancher Hinsicht ein bißchen schwachsinnig, und es besteht die Gefahr, dass er in der Fabrik sich selbst und uns in ernste Schwierigkeiten bringt, weil er vertrauensselig und leicht zu verleiten ist. Ich brauche ein paar Hintergrundinformationen über sein häusliches Leben und so weiter, damit ich ihn besser verstehe, bevor ich wie ein gestrenger Vater mit ihm rede.«
    »Du warst immer ein lausiger Polizist, Joe, und du hast dich nicht verändert«, sagte Russell lachend. »Bei Ermittlungen gegen Kriminelle warst du immer auf der Höhe, aber die normale Polizeiarbeit – all diese Verkehrsdelikte, Unfallprotokolle, Vernehmungen von Ladendieben und Verwarnungen randalierender Trunkenbolde – schien nie dein Fall zu sein. Ich glaube, deshalb bist du aus dem Dienst ausgeschieden …«
    »Das war es«, sagte Carson trocken. »Es gab nicht genug Schwerverbrecher. Aber was ist mit Pebbles?«
    Russell lachte wieder. »Ich dachte nicht, dass du in deinem Job bei Hart-Ewing, Schwachsinnige beschatten mußt! Nun, er wohnt bei einer Mrs. Kirk, einer Witwe, das heißt, Witwe ist sie eigentlich nicht – ihr Mann verließ sie kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes, eines mongoloiden Jungen, und ließ sich seither nicht mehr blicken. Sie liebte diesen Jungen wirklich. Als er dann mit ungefähr neun oder zehn Jahren starb, war sie einige Zeit ganz durcheinander, bis vor vier Jahren Pebbles daherkam. Den behandelt sie nun als ihren Sohn, ist ungeheuer stolz auf seine Fortschritte, dass er die Abendschule besucht, und so weiter. Sie ist nicht ganz richtig im Kopf, aber harmlos und wohlgelitten. Du mußt sie mit dieser Sache verschonen, Joe, hörst du?«
    »Ich werde gar nicht mit ihr reden«, sagte Carson und erhob sich zum Gehen. Er konnte sich nicht enthalten, hinzuzufügen: »Du hast dich ziemlich verändert, George…«
    Wenn er wirklich brauchbare Informationen über Pebbles’ persönlichen Hintergrund haben wollte, begriff Carson, so mußte er sie sich bei dem Mann selbst holen. Erfolgversprechend erschien ihm ein Gespräch an Pebbles neuem Arbeitsplatz bei Hart-Ewing, wo er freundliches Interesse zeigen und Anknüpfungspunkte finden konnte, aus denen sich etwas ergeben mochte.
    Aber Pebbles war weder für Befragungen noch als Objekt freundlichen Interesses zu haben. Charles Desmond, sein neuer Abteilungsleiter, sagte, dass Pebbles noch zwei Wochen Urlaub gut habe und beschlossen habe, sie vor Beginn der neuen Arbeit zu nehmen. Carson meinte, da er schon hier sei, könne es eine gute Idee sein, die Verschlüsse der Fenster und Türen und die Brandbekämpfungseinrichtungen der Abteilung zu überprüfen. Desmond war einverstanden und delegierte Bob Menzies, einen seiner Ingenieure, zu seiner Begleitung.
    Der Lärm in der Materialprüfungshalle störte das Gespräch und tat nichts, um Carsons Nerven zu beruhigen, oder seine Ungeduld zu verringern. Pebbles Abwesenheit machte ihm aus irgendeinem Grund Sorgen, und mit ähnlich vagen Gründen nährte er den Verdacht, dass das Projekt ein kritisches Stadium erreicht habe. Wenn es nur mehr Informationen gäbe …
    Menzies war vom Lärm unbeeindruckt und redete frei und unbekümmert. Über Pebbles wusste er nichts Genaues, aber es gab Gerüchte, wonach

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