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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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verringern«, fuhr er fort, »drücken Sie den Steuerknüppel sanft vorwärts. Wollen Sie höher steigen, ziehen Sie ihn zu sich. Kippt eine Tragfläche ab, korrigieren Sie, indem Sie den Steuerknüppel in die entgegengesetzte Richtung schieben. Sehr geringe Bewegungen des Steuerknüppels reichen aus. Verstehen Sie, Mr. Carson?«
    Carson nickte.
    »Wenn der Höhenmesser fünfhundert Meter anzeigt, drücken Sie den Steuerknüppel leicht vorwärts«, sagte Pebbles. »Fliegt die Maschine dann geradeaus, drosseln Sie den Motor, bis der Drehzahlmesser siebentausend Umdrehungen anzeigt. Das ist eine wirtschaftliche Leistung für den Geradeausflug. Sie haben die Kontrolle.«
    Carson fing wieder zu schwitzen an. Die Nase des Flugzeugs fiel, und er zog den Steuerknüppel zurück. Sofort versuchte die Maschine sich auf den Schwanz zu stellen, und das Warnsignal piepte. Er stieß den Steuerknüppel wieder etwas nach vorn, und die Maschine ging in einer bogenförmigen Bahn zum Sturzflug über. Eine Tragfläche kippte ab, und er glich es aus, dann kippte die andere, und er überkompensierte die Bewegung. Der Horizont rutschte überall herum, die Maschine taumelte durch die Luft, und er hatte keine Hoffnung, sie unter Kontrolle zu bringen …
    »Dieses Flugzeug reagiert sehr rasch«, sagte Pebbles, nachdem er die wilden Bewegungen ausgeglichen hatte und die Maschine wie ein Brett in der Luft lag. »Entspannen Sie sich, Mr. Carson. Richtig? Sie haben die Kontrolle.«
    Es war wie das Balancieren auf einer einzelnen Stelze. Carson biß die Zähne zusammen und mühte sich verzweifelt, den Steuerknüppel nicht mehr als einen Zentimeter in jeder Richtung zu bewegen. Als er auf fünfhundert Meter gekommen war, den Motor gedrosselt hatte und die Maschine in mehr oder weniger gleichmäßiger Höhe und auf einem ziemlich geraden Kurs hielt, glaubte er mehr als fünf Minuten wachsamer Stille verdient zu haben, bevor die Anweisung kam, eine sanfte Kurve nach Steuerbord zu fliegen …
    Er hatte mehrere sanfte Kurven nach Back- und Steuerbord gemacht und das seltsame Gefühl, bewegungslos zu sein, während Bilder des dunstig-blauen Himmels, des Horizonts und des Flickwerks von Straßen, Feldern und Hecken unter ihm zweidimensionale Projektionen seien, die in immer neuen Folgen über eine Breitwand glitten. Um die Bilder in einer Weise zu bewegen, die Pebbles zufriedenstellte, mußte man in seinen Bewegungen sehr genau und kontrolliert sein.
    Carson gab sich große Mühe, und allmählich bildete er sich ein, dass sein Herumtaumeln am Himmel nicht mehr ganz so schlimm sei wie am Anfang.
    Nach einiger Zeit wagte er in den Schräglagen der Kurven zur Erde hinabzublicken, zu den Puppenhäusern, Puppendörfern und den Straßen, die wie schwarze Schnürsenkel dort unten lagen und auf denen die Autos wie Läuse dahinkrochen, und er fragte sich, was zum Teufel er hier oben tue? Aber die Frage war rhetorisch.
    Er flog ein Flugzeug.
    Sein Körper war wie im eigenen Schweiß gebadet. Schultern und Nacken waren steif und schmerzhaft verkrampft, und seine Kinnbacken schmerzten vom Zusammenbeißen der Zähne.
    Pebbles sagte: »Wir kehren jetzt zum Flugplatz zurück, Mr. Carson. Wir wollen Ihnen am ersten Tag nicht zuviel zumuten …«
    Er hatte mit Pebbles reden wollen, aber der Fluglehrer mußte kurz nach der Landung einen weiteren Schüler an Bord nehmen, und Carson war nicht allzu enttäuscht; er zweifelte an seiner Fähigkeit, mit irgend jemand ein zusammenhängendes Gespräch zu führen. Als Jeff Donnelly später im Klubhaus mit ihm zusammentraf, war es eine gute Sache, dass der Schatzmeister das Reden so gut wie allein besorgte.
    »Wie ist es Ihnen ergangen, Mr. Carson? Schrecklich, nicht? Man hat nur noch Daumen. Einer der Vorzüge des Fliegenlernens ist allerdings, dass man bei jeder Flugstunde zwei Pfund verliert. Aber keine Sorge, es wird schon werden.«
    Donnelly lachte und legte ihm seine Hand auf die Schulter. »John Pebbles nimmt seine Schüler hart ‘ran«, plapperte er weiter, »aber wenn man nur hinausschauen will, kann man ja gleich auf dem Passagiersitz Platz nehmen, nicht? Er nimmt es auch sehr genau mit Überprüfungen und Inspektionen – behandelt Tango Zulu wie einen Überschalljäger oder als ob er mit der Kiste verheiratet wäre, und noch in den Flitterwochen! Ich kritisiere ihn nicht, weit gefehlt; wenn Sie so gut fliegen wie John Pebbles, dann werden Sie ganz bestimmt im Bett sterben …«
    Während der Heimfahrt dachte Carson

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