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Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt

Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt

Titel: Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolina Veranen-Phillips
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groß genug für alle Briefmarken. Ihre einzige Option war, die Briefmarken überlappend aufeinander zu kleben, sodass nur der Wert der Briefmarke sichtbar war. Ich brauchte über eine Stunde für den ganzen Prozess. Als ich dem Beamten mein Paket reichte, blickte ich zu Mike und lächelte: Er schickte zwei Pakete nach Australien, was bedeutete, dass er mehr als 900 Briefmarken aufkleben musste! Er würde eine Weile brauchen! Dann blickte ich zurück zum Beamten, der sich um mein Paket kümmerte und lächelte wieder: Er stempelte jede meiner Briefmarken mit seinem kleinen Tintenstempel, jeweils zwei gleichzeitig! Wie lange würde er brauchen, um diese Bewegung 219 Mal zu wiederholen? Effizienz war hier nicht Priorität! Es war ein perfektes Beispiel dafür, dass Zeit in Afrika nicht den gleichen Wert hat wie in Europa. In Europa ist Zeit sehr wichtig und die Menschen tun alles, was sie können, um sicher zu stellen, dass sie nicht verschwendet wird, nicht einmal eine Minute davon! ‘Zeit ist Geld’. Hier ist Zeit nicht Geld, sie ist nur Zeit! Jeder hat Zeit! Ein total anderes Konzept!
    Nach unserer Versanderfahrung kehrten wir ins Hotel zurück. Gegenüber vom Hoteleingang waren ein paar offene Hütten mit Ständen, in denen malawische Souvenirs auslagen. Da kam mir eine Idee. Ich hatte ein paar Dinge in meiner Tasche, die ich nicht länger für meinen Trip brauchte und die ich eintauschen wollte. Ich wollte nichts Bestimmtes. Ich tat dies nur zum Spaß! Ich begann mit einem der Leute, die vor der Hütte saßen, Bao zu spielen. Er spielte nonchalant und unterhielt sich mit seinen Freunden. Ich spielte nur das Spiel. Nach einigen Minuten gewann ich! Er war so überrascht, dass ein ‘weiblicher Mzungu’ (weiße Person auf Swahili) ihn geschlagen hatte, dass er mich sofort bat, eine weitere Runde zu spielen und diesmal begann er, dem Spiel mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Natürlich gewann er beim zweiten Mal. Ich denke jedoch, dass das Gewinnen des Spieles mir half, das Eis zu brechen und es mir ermöglichte, mit meinem Tauschhandel erfolgreich zu sein. Ich wollte die Sonnenbrille, die ich in Tansania gekauft hatte, und auch zwei Kassetten, die ich mir nicht mehr anhörte, tauschen. Für diese Männer war Tauschhandel eine tagtägliche Aktivität. Sie waren es gewohnt. Für mich war es ein erstes Mal und eine Art Spiel. Ich wusste, dass ein erfolgreicher Handel nicht in fünf Minuten passierte, aber das war okay, weil ich, genau wie sie, viel Zeit hatte. Nach ein paar Runden Bao, fing ich an, mich über vieles mit ihnen zu unterhalten und stellte Fragen über sie, zeigte aber keinerlei Interesse an irgendeinem der Souvenirs, die vor mir auslagen. Um die Mittagszeit luden sie mich ein, mit ihnen in der Hütte zu essen. Warum nicht? Ich nahm die Einladung an und wir alle setzten uns auf den Boden um einen großen Teller ‘nsima’ herum, eine Art von Maismehlporridge. Wir begannen, mit unseren Fingern vom gleichen Teller zu essen: Wir teilten die gleiche Mahlzeit. Ich fühlte mich wohl und hatte den Eindruck, Teil des Puzzles zu sein, nicht mehr nur ein Außenseiter. Ich war sicherlich immer noch ein Mzungu, aber nicht nur eine einfache Touristin. Ich war willkommen geheißen worden. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit Afrika Frieden schloss und dass ich bereit war, Afrikas Kultur und Lebensart zu verstehen. Die Zeit war für einen Moment stehen geblieben und das Einzige, was zählte, war die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, lächelten und lachten! Ich denke, wir alle genossen diesen Moment zusammen sehr, einen Moment, der mit Geld nicht zu bezahlen war!

 
    Nach dem Mittagessen beschloss ich, meine Kassetten zu zeigen, doch die Männer schienen nicht sehr interessiert. Also nahm ich meine Kassetten und sagte: “Ich sehe, ihr seid nicht besonders interessiert, also werde ich einfach gehen! Danke für alles!” Plötzlich änderte sich ihre Körpersprache. “Warte!”, sagte einer von ihnen. Am Ende schaffte ich es, meine Kassetten gegen eine Malerei der malawischen Flagge einzutauschen.
    Dann zeigte ich die Sonnenbrille, die ich tauschen wollte, und der Jüngste von ihnen konnte seine Aufregung nicht verbergen. Er bot mir im Austausch für die Sonnenbrille eine wunderschön geschnitzte Maske, die aus schwerem Holz mit Besonderheiten rundherum gemacht worden war. Ich war so stolz auf mich selbst! Um den Deal abzuschließen, bot ich ihnen beiden eine Zigarette an und wir rauchten schweigend gemeinsam und genossen

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