Mir verspricht dein Name Liebe
Das hat mir gut getan!“ antwortete er unsicher.
„Ich finde, sie ist ein durchtriebenes Biest“, sagte Gerro scharf, „aber ich kann mich natürlich irren.“
„Was soll ich denn jetzt tun?“ fragte der unglückliche Tristan nach einer Weile wieder verzweifelt.
„Also mein Rezept für Liebeskummer ist Arbeit. Du musst deine Examensarbeit schreiben, also schreib sie. Das wird dich ablenken. Du musst dich einfach dazu zwingen.“ Tristan nickte, als ob er nicht wirklich zugehört hätte.
„Also, Mann“, befahl Gerro da in einem energischen Ton, „jetzt reiß dich mal zusammen. Iss was, trink den Kaffee aus und dann ab unter die Dusche. Meinen Rasierer kannst du auch nehmen. Und eine unbenutzte Zahnbürste müsste auch noch da sein. Und dann gehen wir beide zur Uni und dort machst du dich sofort an die Arbeit.“
Tristan hatte bei den ersten Worten Haltung angenommen und sagte jetzt zackig:
„Zu Befehl, Herr Major!“ Dann drehte er sich genauso zackig um und marschierte ins Bad.
Als er nach einer Weile heraus kam, sah er wieder manierlich aus.
„Hier ist noch ein altes Handy, das kannst du vorläufig haben“, sagte Gerro, „ich werde dich immer wieder mal anrufen, um zu kontrollieren, ob du wirklich was tust. Zu Mittag treffen wir uns in der Mensa und du erzählst mir, wie weit du mit der Arbeit gekommen bist. Und nun los, es ist schon spät!“
„Jawohl, Herr Major!“ wiederholte Tristan fast lachend. Und es gelang ihm wirklich mit Gerros Hilfsanrufen den ganzen Tag über relativ konzentriert zu arbeiten. Beim letzten Telefonat sagte er dankbar: „Du bist ein guter Freund, Gerro, danke für alles!“ Eine Antwort wartete er nicht ab.
Kapitel 17
Isolde wusste, dass Melina noch auf Gut Horsten in der Bibliothek arbeitete. So fuhr sie an dem Abend vor dem Besuch des Fürsten dorthin, um sich bei der Freundin auszusprechen. Sie hatte hart mit den Stalljungen im Pferdestall mit geschuftet, war sich auch zum Ausmisten nicht zu gut gewesen und hatte mit ihrer Anwesenheit zu ihrem Glück beigetragen. Der gute Hans war nicht von ihrer Seite gewichen und hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen.
In dem Augenblick, da ihr bewusst wurde, dass sie Durst hatte, stand schon ein Glas Wasser vor ihr. Und als ihr ihre schweißnassen Locken in die Augen fielen, reichte ihr der Junge ein Tuch, mit dem sie sich die Haare zurückbinden konnte. Am Abend gab sie es Hans dankend zurück. Er nahm es glücksstrahlend in Empfang, küsste es heimlich und bewahrte es fortan unter seinem Kopfkissen auf.
Isolde kam nach dem Abendessen in Horsten an, begrüßte nur kurz die älteren Herrschaften, die mitfühlend auf sie blickten, und verschwand sofort mit ihrer Freundin in ihrem Zimmer. Sie hockten sich mit angezogenen Beinen auf das Himmelbett, das mit einer cremeweißen Seidendecke bedeckt war, auf der gelbe Rosen aufgestickt waren
„So“, sagte Melina mitfühlend zu ihrer Freundin, „nun erzähl alles der Reihe nach!“
Doch kaum dass Isolde zu erzählen anfing, brach sie in ein so heftiges Weinen aus, dass Melina es mit der Angst bekam. Lange konnte sie die Freundin nur wortlos in ihren Armen wiegen und ihr zart über die Locken streichen. Schließlich schluchzte Isolde zu letzten Mal auf und wisperte:
„Jetzt habe ich keine Tränen mehr. Aber ich weiß nicht für wie lange.“
Sie setzte sich wieder auf, atmete tief durch und trocknete ihre nassen Wangen. Dann konnte sie Melina ruhig auf all die Fragen antworten, die sich bei ihr angesammelt hatten. Doch die Unterschlagung der Baronin verheimlichte Isolde auch vor ihrer besten Freundin, dafür schämte sie sich zu sehr.
Baroness von Horsten verstand durchaus Isoldes Lage. Sie hatte sich innerlich in ihre Freundin hinein versetzt und sich gefragt, wie sie in dieser Situation handeln würde. Doch ihre Antwort fiel anders aus als die ihrer Freundin.
„Weißt du, Isolde, ich glaube, ich würde mich nicht so ohne weiteres für das Wohl meiner Familie opfern. Für mich wäre die Liebe das oberste Gesetz, nicht die Tradition oder die Ehre des Adels.“
Bei diesen Worten hatte sich eine heiße Röte über ihr hübsches Gesicht ausgebreitet.
„Heißt das, du würdest für Gerro durchs Feuer gehen?“ Melina nickte nur. „Liebt er dich denn auch? Habt ihr euch eure Liebe schon gestanden?“
Melina schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass er mich liebt, aber er ist so furchtbar schüchtern. Ich glaube, ich muss die Initiative ergreifen
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