Mir verspricht dein Name Liebe
Geliebte. Wenn er nämlich dies zuließ, war sein Schmerz unerträglich. Bis jetzt hatte er diesen Dämmerzustand noch ohne Hilfsmittel erzeugen können, aber mittlerweile wurde es zunehmend schwieriger.
Und als Gerro dann bei ihm erschien, schlug er vor, eine Kneipentour zu machen. Gerro fand diese Aussicht zwar nicht besonders verlockend, aber sein Freund tat ihm leid. Und außerdem wollte er mit ihm ins Gespräch kommen, um ihn aus seiner Starre herauszuholen. Tristan brachte jedoch kein vernünftiges Wort heraus und an ein ernsthaftes Gespräch war nicht zu denken. So tranken sie schweigend ihr Bierglas leer und zogen weiter von Kneipe zu Kneipe. In jeder bestellten sie nur ein kleines Bier, aber nach und nach fühlte Gerro die Wirkung des Alkohols.
„So“, sagte er entschlossen, als sie vor einer Bierstube standen, in der sie sich oft mit anderen Studenten trafen, „das wird unser letztes Glas, dann geh ich nach Hause und nehme dich mit.“
Aber als sie eintraten, trafen sie auf Vanessa, die dort am Tresen arbeitete. Sie winkte ihnen zu, sich zu ihr zu setzten. Sie stellte dann jedem ein frisch Gezapftes hin und säuselte: “Das geht aufs Haus. Prost!“ Dann fing sie an, mit Tristan zu scherzen und Gerro sah mit Erstaunen, dass dies seinen Freund aus der Reserve lockte.
„Was macht ihr beiden Schönen so ohne eure Frauen?“, wollte sie wissen. Geschickt fragte diese attraktive Blondine mit dem großen Ausschnitt die jungen Männer aus und so konnte sie sich zum Schluss die ganze Geschichte von Tristan und Isolde zusammen reimen.
Das war jetzt ihre Chance, die sie auf jeden Fall ergreifen wollte. Sie war fest entschlossen, diesen Tristan endlich zu vernaschen. Sie musste nur diesen Aufpasser irgendwie loswerden, diesen nervigen Gerro.
Zum Glück verließ dieser für einen Augenblick seinen Platz, um einen Bekannten zu begrüßen. Vanessa nutzte diese Gelegenheit, um Tristan zuzuraunen: „Begleitest du mich nachher nach Hause? Ich hab ein wenig Angst, allein zu gehen. Ich wohne gleich hier um die Ecke.“ Tristans Beschützerinstinkt war geweckt und er nickte eifrig.
Als Gerro dann endlich nach Hause gehen wollte, wehrte Tristan ihn heftig ab.
“Ich bin doch kein Kleinkind, das einen Babysitter braucht! Geh du nur, ich bleib!“ Dabei schrie er fast, so dass Gerro nachgab, um keinen Aufruhr zu provozieren.
Und vielleicht tat es ja seinem Freund ganz gut, morgen früh mit Kopfweh aufzuwachen. Er selbst wollte noch heute Abend mit Melina telefonieren. Sie war noch für ein paar Tage auf Gut Horsten geblieben, bis zum Ende ihres Urlaubs. Er sehnte sich nach ihr. Ach, hätte er doch nur den Mut, ihr seine Liebe zu gestehen!
Gegen zwei Uhr morgens nahm Vanessa endlich ihre leichte Strickjacke und ihre Handtasche, hakte sich bei Tristan ein und zog ihn mit sich fort. Der junge Mann konnte nicht mehr richtig gerade gehen, nahm aber seine Rolle als Beschützer einer jungen Dame sehr wichtig. Vor Vanessas Haustür wollte er sie verlassen, aber sie bat ihn, sie noch nach oben bis zu ihrer Wohnung zu begleiten. Dann bestand sie darauf, dass er mit reinkommt, weil sie angeblich Angst vor Einbrechern hatte. Dem leicht angesäuselten Tristan kam es gar nicht in den Sinn, sich zu fragen, wie sie es sonst ohne ihn schaffte, unbeschadet nach Hause zu kommen. Und wie, dann auch in ihrem Heim nicht überfallen zu werden.
Auf jeden Fall bot sie ihm als Dank noch einen Drink an. Er solle es sich doch bequem machen. Sie half ihm dabei, seine Jacke auszuziehen und die Sportschuhe aufzuschnüren. Dann entschuldigte sie sich und ging ins Badezimmer, um sich fürs Bett herzurichten.
Als sie wieder ins Zimmer trat, lag der junge Mann laut schnarchend auf dem Sofa. Ärgerlich biss sie sich auf die Lippen. Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte Tristan! Jetzt! Sofort! Unbedingt!
In der Kneipe hatte sie den Eindruck gehabt, dass mit der Beziehung von Tristan und Isolde alles vorbei war. Aber vielleicht auch nicht. Dieser dumme Tristan schien immer noch in seine blöde Isolde verliebt zu sein. Sonst hätte er sich wohl eine Gelegenheit wie diese doch nicht entgehen lassen. Selbst wenn er ein wenig zu viel getrunken hatte.
War er denn überhaupt nicht auf sie scharf? Das gab es doch gar nicht, dass ein Mann sie nicht begehrte. Das war eine echte Herausforderung! Er musste doch irgendwann mal zu erobern sein! Eines Tages würde auch er auf den Knien um ihre Gunst betteln! Sie lächelte zufrieden, als sie dieses Bild vor ihrem
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