Mir verspricht dein Name Liebe
und ihm eine Liebeserklärung machen, sonst kann ich noch lange warten!“, lachte Baroness von Horsten.
„Ich wünsche dir mehr Glück mit deinem Gerro, als ich es habe“, sagte Baroness von Barlinghausen aufrichtig zu ihrer Freundin.
„Aber Isolde, warum ergibst du dich so einfach? Warum kämpfst du nicht?“, rief Melina erregt.
„Was soll ich denn tun, ich weiß nicht, was ich tun soll, sag du’s mir!“, rief Isolde genauso erregt.
Beide junge Frauen atmeten heftig. Schließlich sagte Melina im ruhigen Ton: „Du könntest dem Fürsten einen Brief schreiben und ihm alles erklären!“
„Aber er kommt doch schon morgen, den Brief würde er nicht mehr lesen können. Außerdem weiß ich gar nicht, ob er sich in den letzten Jahren nicht zu seinem Nachteil verändert hat. Erfahrungen können doch Menschen verbittern, und dann werden sie stur und rachsüchtig! Dann hätten meine Erklärungen keinen Sinn.“ Isolde hatte resigniert gesprochen.
In diesem Moment klopfte es an der Tür und die Baronin von Horsten trat mit einem alten Buch ins Zimmer. „Hier ist das fast verschollene Werk über die Entwicklung der Physik, das ich Herrn Gerro von Winterfeld versprochen habe. Du siehst ihn doch sicher, Melina, wenn du übermorgen wieder in die Stadt zurück fährst?“ Melina nickte nur.
„Kannst du es ihm bitte geben, mein Kind?“, bat die Baronin ihre Tochter und legte das Buch auf die Kommode. Sie wollte schon wieder gehen, zögerte einen Augenblick und sagte dann, zu Isolde gewandt:
„Entschuldige, dass ich mich in euer Gespräch einmische, aber ich kam nicht umhin, deine letzten Worte mitzuhören.“
Isolde fragte sich verwundert, was Melinas Mutter ihr sagen wollte. Und diese fuhr fort:
„Ich habe den Eindruck, dass du den Fürsten völlig verkennst. Er ist ein durch und durch ehrenhafter Mann, der tief verletzt wurde. Aber Rache ist seinem sanften Herzen sicherlich ganz fremd. Glaube mir, wenn du mit ihm ehrlich sprichst, wird er dir entgegen kommen. Glaube mir, er wartet nur darauf!“
„Wie das?“ riefen die beiden jungen Frauen wie aus einem Munde.
„Du weißt es nicht Isolde?“
„Was meinen Sie, Baronin von Horsten?“
Die Dame des Hauses unterdrückte einen Seufzer.
„Vielleicht ist es besser, wenn ich dir alles erzähle, dann wirst du die ganze Angelegenheit besser durchschauen können. Möchtest du es hören?“, fragte die Baronin. Isolde nickte nur.
„Es ist eine längere Geschichte, und deshalb brauche ich einen Stuhl.“ Sie ging zu der Sitzgruppe am Fenster, deren vier Sessel mit hellgelber Seide bezogen waren. Die beiden jungen Frauen gesellten sich zu ihr.
„Also, wie fange ich am besten an?“
Die Baronin schwieg einen Augenblick, um ihre Gedanken zu sammeln. Sie war ein diskreter Mensch, bei dem alle Geheimnisse gut aufgehoben waren. Aber jetzt musste sie ihre angeborene Zurückhaltung überwinden. Das fiel ihr nicht ganz leicht. Doch nun, da sie beschlossen hatte, in das Schicksal dieser jungen Frau einzugreifen, würde sie bis zum bitteren Ende gehen müssen. Sie würde Geheimnisse offenbaren, von denen nur sie zu wissen schien. Sie begann ein wenig zögernd:
„Vielleicht muss ich euch zunächst erzählen, dass Sophie von Barlinghausen und ich sehr enge Freundinnen waren, so wie ihr beide. Wir stammen ja aus der gleichen Gegend. Ich lernte meinen Hubertus von Horsten bei einem Ball kennen und wir verliebten uns sofort ineinander. Damals hieß ich noch Irmela von Kornwallenburg.“
„Oh“, rief Isolde aus, „das wusste ich nicht, dass Sie mit dem Fürsten verwandt sind!“
„Ja, aber ziemlich weit entfernt. Wir sind Cousins zweiten Grades, aber wir kannten uns von Kindheit an und mochten uns sehr gern. Deshalb war ich glücklich, als Mark, das ist sein Vorname, auf diesem Ball fast ausschließlich mit meiner Freundin Sophie von Meiersdorf tanzte. Auch sie hatten sich verliebt.“
„Was, Mama und der Fürst?“, rief Isolde erstaunt aus.
„Ja, Sophie und ich planten insgeheim schon eine Doppelhochzeit. Es war ein glücklicher Winter damals, wir waren verliebt und durchtanzten mit unseren Herren die langen Nächte.“
Die Baronin lächelte und auch die beiden jungen Frauen taten das, sie konnten sich gut in diese fröhliche Situation hinein versetzen.
Dann verdüsterte sich der Blick der älteren Dame und sie fuhr fort:
„Dann fing das Unglück an. Helene, Sophies Zwillingsschwester“, erklärte sie Melina, die ein fragendes Gesicht gemacht hatte,
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