Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
hältst dich wohl für besonders klug, was?«
Aus den Augenwinkeln konnte Mira sehen, wie die Angorakatze von dem Mann mit der schwarzen Mütze zum Lieferwagen gebracht wurde. Er hatte sie recht unsanft am Nacken gepackt.
»Dumm nur, dass du nicht zu uns übergelaufen bist! Jetzt bleibst du, wie du bist. Ein dummes kleines Katzenvieh! Das wird der schwarzen Hexe gefallen.«
In diesem Moment sprang mit einem riesigen Satz Polly Lux an den beiden Männern hoch.
»He, was ist denn das?«, rief der Mann mit der schwarzen Mütze. Er ließ vor Überraschung die Angorakatze los. Doch der junge Mann hatte blitzschnell Polly gepackt und hielt sie einen Meter weit von sich weg. Sie fauchte und versuchte sich verzweifelt zu befreien.
»Hey, vielleicht is’ das hier der viel bessere Fang.«
»Was willst du denn mit der?«
»Weiß nicht. Irgendwie glaub ich nicht, dass das eine normale Katze ist.«
Mit der freien Hand öffnete er die Heckklappe des Lieferwagens. Das Symbol der gekreuzten Rosen blitzte für einen Moment auf.
Dann wurde die Anführerin der Geheimarmee wie ein lästiger Gegenstand in das Innere des Transporters geworfen.
»Polly! Nein!«, rief Mira. Der Mann, der die Heckklappe geöffnet hatte, drehte sich überrascht um.
Doch bevor er Mira sehen konnte, hatten zwei kräftige Arme sie schon in das Innere des orangefarbenen Käfers gezogen, und Mira konnte nur noch hören, wie die Klappe des Transporters mit einem lauten Knall zufiel.
6. Kapitel
in dem Miranda eine glänzende Idee hat
Zuerst sah Mira nichts. Ihre Kapuze war ihr über die Augen gerutscht, und sie spürte nur, wie sie von den Armen auf die Plastikpolster des alten Autos gedrückt wurde.
»Sie haben dich nicht gesehen!«, flüsterte es neben ihr. Mira schob die Kapuze zurück. Sie starrte verwundert auf das Mädchen mit den wirren roten Haaren, das neben ihr saß. Es zog sich die Ärmel eines löchrigen Pullovers über die sehnigen Arme.
»Miranda!« Mira umarmte ihre Freundin und ein warmes, glückliches Gefühl durchströmte sie. Wie sehr hatte sie Miranda vermisst!
»Hallo Mira!« Rechts neben Miranda saß Rabeus. Er trug eine schwarze Kapuzenjacke mit einem verwaschenen Aufdruck und wirkte noch größer und schlaksiger als bei ihrem letzten Treffen. Eine einzelne weiße Haarsträhne leuchtete aus den schwarzen Haaren hervor. Er fasste über Miranda hinweg Mira an der Schulter. »Schön, dass du wieder da bist!«
»Hey Rabeus!« Mira ergriff kurz seine Hand. Sie war plötzlich so erleichtert, die Freunde neben sich zu haben, dass ihr fast die Tränen kamen. Dann fiel ihr schlagartig Polly ein.
»Seht ihr den weißen Transporter ...«
»Der mit den zwei komischen Gestalten da vorne?«, unterbrach sie ein junger Mann, der vorne auf der Fahrerseite saß. Mira kam seine Stimme bekannt vor. Sie nickte.
»Es sind schwarze Zauberer. Sie haben mich verfolgt. Und ... sie haben Polly!«
Durch die verschneite Windschutzscheibe konnten die Freunde sehen, wie die beiden Männer in den Lieferwagen stiegen. Die Türen klappten zu und der weiße Transporter startete.
»Polly Lux ist da drin?«, fragte der junge Mann. Er sah nach hinten, und Mira bemerkte ein schmales Gesicht, das von verfilzten braunen Rastalocken eingerahmt wurde. Jetzt wusste sie auch, wo sie seine Stimme schon einmal gehört hatte.
»Corrado?«, fragte sie vorsichtig.
Der junge Mann nickte. »Yep! Ich bin’s.« Er deutete auf die Frau auf dem Beifahrersitz. »Und das ist Milena.«
»Hallo Milena!«, sagte Mira.
Die Frau drehte sich um und nickte Mira zu. »Ich habe schon viel von dir gehört, Mira!«
Corrado drehte den Zündschlüssel um und startete den Motor. »Wir sollten diese Komiker da vorne nicht mit Polly Lux davonkommen lassen!«, rief er grimmig.
Der Motor röhrte, doch der Käfer bewegte sich nicht von der Stelle.
»Mist!«, murmelte Corrado und drehte den Zündschlüssel ein zweites Mal. Der Käfer röchelte vor sich hin und bewegte sich keinen Zentimeter.
Der weiße Lieferwagen parkte jetzt aus. Die roten Rücklichter leuchteten auf, dann bog er nach rechts in eine Seitenstraße.
Corrado ließ den Motor erneut an. Doch die Räder des Käfers drehten leer.
»Wir stecken in einer Schneewehe fest!«, stellte Milena fest.
Corrado trommelte wütend auf dem Armaturenbrett herum.
Mira starrte auf die Straße. Das Geräusch der zufallenden Heckklappe hallte immer noch in ihren Ohren. Der weiße Transporter war weg. Verschwunden in der verschneiten
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