Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
unwichtig!«
Netaxa rollte mit den Augen. »Es bedeutet Krötenwanderung ...«, sie holte kurz Luft, »... wenn die Kröte nach links blickt. Wenn sie nach rechts sieht, heißt es, dass sich dort ein Geheimweg befindet.«
»Im Ernst?«, fragte Corrado.
»Was lernt ihr überhaupt?«, erwiderte Netaxa.
Corrado bremste scharf, wendete den Käfer und stand dann plötzlich vor dem Tannenwald. Die Bäume ragten wie eine große, schneebedeckte Mauer vor ihnen auf. »Und jetzt?«
»Einfach weiterfahren!«, sagte Netaxa knapp.
»Mitten in die Bäume?«
»Mitten in die Bäume!«
»Oh nein!«, rief das Navi.
»Oh doch!«, rief Netaxa und nickte Corrado zu.
Der sah die anderen an, zuckte dann mit den Schultern und drückte aufs Gas. Mira kniff die Augen zu und schlug die Hände vors Gesicht. Neben ihr hatten Miranda und Rabeus die Köpfe unter den Armen verborgen und warteten zusammengekauert auf den Aufprall.
Sie hörten das Geräusch von Zweigen, die an den Seiten des Käfers entlangschleiften. Von oben prasselte Schnee auf das Auto. »Bitte wenden! Bitte wenden!«, japste das Navi panisch.
Doch der Aufprall blieb aus. Alles war still, und als Mira die Augen wieder aufschlug, sah sie vor sich einen geraden, verschneiten Weg.
»Gut gemacht«, stellte Netaxa fest. Sie räkelte sich jetzt lässig an der schmalen Scheibe und unterdrückte ein Gähnen.
»Wow«, sagte Corrado und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Er ließ den Käfer eine Weile über den Feldweg rollen. Dann kam er vor einem großen Holzstoß abrupt zum Halten.
»Sie haben Ihr Ziel erreicht!«, erklärte Netaxa und lächelte.
8. Kapitel
in dem Mira mit einem Karpfen spricht
Corrado zog mit einem Ruck die Handbremse, und mit einem Mal war es ganz still. Sie befanden sich am Ende eines Waldweges und ein verschneiter Holzstoß türmte sich vor ihnen auf. Dahinter stand eine dichte Reihe von Tannen, die ihre Äste unter dem Schnee hängen ließen.
»Und wo finden wir nun den Weiher?«, fragte Rabeus.
Netaxa stand auf und strich sich ihr Kleid zurecht.
»Näher könnt ihr mit dem Auto nicht heranfahren. Ihr müsst nur noch durch dieses Wäldchen, und schon liegt er vor euch!«
Sie wedelte Miranda ungeduldig mit ihrer zierlichen rechten Hand herbei.
Die sah das Geistwesen einen Augenblick lang verwirrt an, doch dann verstand sie, beugte sich vor und hielt das Notizbuch unter das Armaturenbrett. Netaxa glitt mit einer eleganten Bewegung über die Biegung des Lenkrads und landete dann mit einem kleinen Sprung auf den aufgeschlagenen Seiten.
»Ich würde mich nun gerne verabschieden, wenn ihr nichts dagegen habt.«
»Oh nein, kein bisschen, um ehrlich zu sein«, murmelte das Navi.
Als Mira in die Runde sah, bemerkte sie, dass auch Miranda und Milena eher erleichtert aussahen. Corrado hingegen war sein Bedauern deutlich anzumerken.
Netaxa runzelte die Stirn und wandte sich dann an die Freunde.
»Das nächste Mal, wenn ihr mich ruft, dann beauftragt mich mit etwas, was mich herausfordert! Ich habe es satt, den Weg anzugeben oder mir sinnlose Redebeiträge auf langweiligen Zaubererversammlungen zu merken. Es gibt kaum etwas Öderes, glaubt mir!«
Netaxa schüttelte ihre langen Haare und glühte golden.
»Überlegt euch das nächste Mal einfach etwas ...«, sie seufzte kurz, »... etwas Geistvolles!«
»Wir ... wir versprechen es!«, stotterte Corrado.
Netaxa schenkte ihm wieder ihr bezauberndstes Lächeln, bevor sie sich mit einem säuerlichen Ausdruck Miranda zuwandte. Sie stemmte die Arme in die schmalen Hüften und sah sie herausfordernd an. Dann senkte sie den Kopf zu einer kleinen Verbeugung und sagte: »Auftrag erfüllt!«
»Sei gedankt und geh!«, erwiderte Miranda leise. Ihre Stimme klang seltsam heiser.
Da verwandelte sich Netaxa mit einem Mal in eine kleine Feuerflamme. Sie loderte einen Augenblick auf und war im nächsten Moment vollständig verschwunden. Die Buchstaben auf den Seiten glühten noch etwas und wurden dann wieder zu geschriebenem Gold. Miranda klappte das Notizbuch eiligst zu und steckte es schnell in ihre Jackentasche.
»Puh«, sagte Corrado. »Sie hat wirklich Temperament, findet ihr nicht?«
»Mhmm«, antwortete Miranda.
»Lasst uns endlich aussteigen!«, murmelte Milena und stieß mit einem energischen Ruck die Tür auf.
Wenige Minuten später befanden sie sich in dem Waldstück. Der Käfer war nur noch als kleiner orangefarbener Fleck hinter den Tannen zu sehen.
Mira zog ihre Kapuze über den Kopf und
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