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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Fragen.« Die Stimme des Karpfens klang nun ganz klar. Eine dunkle, uralte Stimme. »Andere von uns könnten sie dir besser beantworten.«
    »Wer?«, fragte Mira.
    »Die, die aus Stein sind«, sagte der Fisch. Mira starrte ratlos auf die Eisfläche. Was meinte der Karpfen damit?
    »Das, was ich sage.«
    »Ich muss ihn aber jetzt finden. Es ist wichtig!«
    »Wichtig!«, sagte der Fisch, und das Wasser gluckerte, als würde er lachen. »Was ist schon wichtig?«
    Das Eis knirschte unter Miras Füßen. Es war dünn und durchsichtig, und darunter konnte Mira erkennen, wie tief der See war. Es war fast so, wie auf einem hohen Turm zu stehen und hinunterzusehen. Ihre Knie wurden weich. In diesem Moment knackte es. Das Eis brach, und plötzlich war alles um Mira herum kalt. Eiskalt und starr. Etwas zog sie immer weiter nach unten in eine dunkle, bemooste Tiefe. Wasserblasen trieben im gurgelnden Wasser nach oben. Grün und wunderschön.
    Da drang durch das Wasser eine andere Stimme an ihr Ohr und neben sich spürte sie plötzlich einen dicken Ast. »Halt dich fest!«, brüllte die Stimme. »Halt dich gut fest!«

9. Kapitel

    in dem Mira Mitleid hat
    Als Mira erwachte, ließ sie ihre Augen noch eine Weile geschlossen. Sie hatte von den hellen Luftblasen im grünen Wasser und von dem uralten Karpfen mit seinen langen Bartfäden geträumt, der ihr unter dem Eis riesengroß vorgekommen war. Etwas knisterte und prasselte neben ihr. Nein, sie war nicht mehr im Wasser. Und langsam begann sie sich zu erinnern.
    Sie hatte den Ast neben sich ergriffen und sich langsam über den See ziehen lassen. Dann schien sie das Bewusstsein verloren zu haben. Doch wo war sie jetzt?
    In das Knistern des Feuers mischten sich aufgeregte Stimmen.
    »Ich weiß gar nicht, was sie sich dabei gedacht hat!«, schimpfte Corrado vor sich hin. »Ich meine, ist sie denn völlig irre, über das Eis an der Flussmündung zu laufen? Es war doch klar, dass man da einbricht!«
    Im Hintergrund klapperte Geschirr.
    Mira schlug die Augen auf und sah an sich herunter. Sie trugeine durchlöcherte Strumpfhose, ein altes T-Shirt und Mirandas zerschlissenen Daunenanorak und lag auf zwei umgedrehten Bierkästen in Thaddäus’ Baumhaus.
    Jemand hatte das Feuer in dem alten Ofen entzündet und ihre nassen Kleidungsstücke darüber auf ein paar Äste gehängt, die in das Baumhaus hineingewachsen waren.
    »Da! Sie kommt wieder zu sich!« Miranda und Rabeus beugten sich über Mira und sahen sie gespannt an.
    »Mira! He, Mira!« Miranda schlug ihr mit den Fingerknöcheln auf die Wange, was höllisch brannte.
    »Ich weiß, was sie braucht, um wieder auf die Beine zu kommen!« Ein Mann mit einem viel zu großen, speckigen und abgetragenen Mantel hantierte geschäftig am Ofen mit einem dampfenden Wasserkessel und der Dose mit Eichelkaffee. Sein einst blütenweißer Schal war grau und schmutzig. Die wenigen Haare hingen ihm wirr und unfrisiert ins gerötete Gesicht, das von einem dichten grauen Bart umrahmt wurde. Er zauberte ein strahlendes Lächeln hervor. Mira war so erstaunt, dass sie sich mit einem einzigen Ruck gerade aufsetzte.
    »Hippolyt! Was machen Sie denn hier?«
    »Nun, das Gleiche könnte ich dich fragen«, erklärte Hippolyt. Er hatte jetzt eine zerbeulte Blechtasse in der Hand und bahnte sich seinen Weg zum Tisch, vorbei an Miranda und Corrado, die ihn finster anstarrten. Dabei bemerkte Mira, dass er sein Bein ein wenig nachzog.
    »Hier, nimm das! Das wird dir guttun!« Er rührte mit einem Löffel noch einmal um, wobei dieser klirrend gegen die ausgebeulten Tassenwände schlug. Mira nahm das Getränk zögernd in Empfang.
    »Nicht trinken!«, zischte Miranda und warf Hippolyt einen bösen Blick zu. »Wer weiß, was er da hineingemischt hat!«
    »Aber, aber!«, erwiderte Hippolyt und bemühte sich, trotz der angespannten Gesichter um ihn herum einen fröhlichen Eindruck zu machen. »Warum sollte ich Mira vergiften, nachdem ich ihr eben gerade das Leben gerettet habe?«
    Mira sah von Miranda zu Hippolyt, der ihr aufmunternd zunickte. Dann nippte sie kurz an dem Gebräu. Es schmeckte schlammig und scharf zugleich. Sie trank einen Schluck und spürte, wie das heiße Getränk ihr scharf die Kehle hinabrann. Ihr wurde plötzlich heiß. Die Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper bis zu den Fuß- und Fingerspitzen aus. Mit einem Mal wurde ihr dabei klar, was Hippolyt eben gesagt hatte.
    » Sie haben mich vorhin aus dem See gezogen?«, fragte sie erstaunt.
    Hippolyt sah

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