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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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bekommen sie auch das Buch.«
    »Und was machen wir jetzt?« Mira setzte sich auf den Tisch, der nichts anderes war als ein umgedrehter Baumstumpf.
    »Vielleicht hat er uns eine Nachricht an einem geheimen Ort hinterlassen.« Rabeus sah sich im Zimmer um. »Es gibt hier nicht viele Versteckmöglichkeiten.«
    Die Freunde begannen das winzige Zimmer zu durchkämmen. Doch weder unter dem Tisch noch in dem Schrank in der Ecke, in dem zu ihrer aller Überraschung eine alte E-Gitarre mit kaputten Saiten stand, noch im Ofen oder im Aschezuber konnten sie etwas finden. In einem ausgehöhlten Ast stieß Rabeus nur auf eine Dose mit Eichelkaffee und Miranda holte aus einem verwitterten Eimer ein Glas mit eingelegten Algen und eine Flasche Vogelbeerenschnaps.
    »Aber wenn er freiwillig gegangen ist, warum hat er uns dann keine Nachricht hinterlassen?«, fragte Miranda.
    Rabeus ließ den Kopf hängen. »Das spricht dafür, dass er entführt wurde.«
    Mira sah sich in dem winzigen Zimmer um. Wenn Thaddäus ihnen eine Botschaft zukommen lassen wollte, dann konnte er sich nicht sicher sein, wer sie zuerst finden würde. Er musste sie also dort verbergen, wo nur die Kinder sie vermuten würden. Mira überlegte. Wenn sie Thaddäus wäre, wo würde sie etwas für die Freunde verstecken? Alles sah noch so aus wie beim letzten Mal, als sie Thaddäus besucht hatten. Alles, bisauf einen kleinen rechteckigen Spiegel, der von einem Ast über der Spüle hing. Er hatte einen schwarzen, glänzend lackierten Holzrahmen, eine glatt polierte Oberfläche und wirkte im Gegensatz zu allen anderen Dingen im Baumhaus völlig neu.
    »Ist das der Spiegel, den ihr Thaddäus geschenkt habt?«, fragte Mira.
    Miranda nickte. »Dadurch konnten wir über die Fernsichtkugel mit ihm sprechen.«
    Mira nahm den Spiegel vorsichtig von dem Ast und drehte ihn um. Ja, da war etwas! Ein Zettel!
    Er steckte hinter dem Holzrahmen. Mira zog ihn heraus und hielt ihn hoch.
    »Ich glaube, er hat uns doch etwas hinterlassen.«
    Sie entfaltete das Papier und legte es auf den Tisch, woraufhin sich alle aufgeregt um sie drängten.
    Mira strich den Zettel glatt. Auf die eine Seite war mit ein paar einfachen Strichen etwas gezeichnet. Wie typisch für die weißen Zauberer, eine Botschaft auf diese Weise zu hinterlassen , dachte Mira. Die wenigsten von ihnen konnten schreiben.
    »Was ist das?«, fragte Rabeus verwundert. Mira drehte das zerknitterte Blatt Papier hin und her.
    »Das ist ein Fisch«, sagte Miranda schließlich.
    Ein Fisch! , dachte Mira. Und als sie mit den Fingern die schwarzen Linien auf dem Papier nachfuhr, fiel ihr etwas ein. Sie dachte an die Kugel, in die sie im Sommer auf dem Jahrmarkt geblickt hatte. Die Kugel, mit der man in die Zukunft sehen konnte. Sie nahm den Zettel, zerknüllte ihn und steckte ihn in die Hosentasche.
    »Ich muss über das Eis«, sagte sie leise.
    »Aber warum ...?«, begann Rabeus und sah Mira verwirrt an. Die schüttelte den Kopf.
    »Wir kommen mit dir nach unten!«, sagte Miranda.
    Mira nickte. Zusammen mit ihren Freunden gelang es ihr, die vereiste Falltür aufzustemmen, und sie kletterte vorsichtig die Leiter hinunter.
    Am Fuß der Eiche angekommen, sah Mira in den Himmel und konnte das scharrende Geräusch der Krähen über sich hören. Sie saßen in den Ästen und starrten auf sie herab. Es war alles so, wie sie es in der Kugel auf dem Jahrmarkt gesehen hatte. Und Mira wusste nun genau, was sie zu tun hatte.
    Ohne sich noch einmal zu ihren Freunden umzudrehen, lief sie auf das Eis. Die Krähen flogen auf. Schwarze Vögel vor weißem Hintergrund, so wie es die Kugel gezeigt hatte. Und als sie auf ihre Fußspitzen sah, bemerkte sie grüne Blasen, die nach oben trieben.
    Da! Eine Schwanzflosse streifte das Eis. Und das Auge eines Fisches glotzte sie an. Er sah so aus, als ob er aus einer der Zeichnungen herausgeschwommen war, die an der Wand der schwarzen Hexe gehangen hatten. Die Fischschuppen glänzten in mattem Silber und zwei lange Bartfäden hingen aus seinem Maul. Es war ein alter Karpfen. Dick und unheimlich. Der Bewohner einer anderen Welt.
    Nach einiger Zeit konnte Mira seine Stimme vernehmen. Sie klang dumpf durch die Eisdecke.
    »Folge mir«, sagte der Fisch. »Folge mir!« Unter Miras Schritten schwamm langsam, ganz langsam der Karpfen. Das Eis knackte.
    Hinter sich konnte sie Schreie hören. Waren das ihre Freunde?
    »Wer bist du?«, fragte Mira, als sie den Fisch begleitete. »Und wo ist Thaddäus?«

    »Fragen über

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