Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
viel über die schwarzen Zauberer. Mehr,als ihr euch denken könnt! Ich kenne sie. Ihre Vorlieben, ihre Schwächen. Und ich kenne die schwarze Hexe. Sie würde nie glauben, dass ich mit euch zusammenarbeite.« Er sah die Freunde an und in seinen Augen funkelte es. »Und das wäre ein großer Vorteil!«
Keiner sprach ein Wort, als Hippolyt nach hinten schlurfte.
»Überlegt es euch!«, sagte er und begann in dem schiefen Schränkchen über der Spüle zu kramen. »Nichts zu essen hier, oder?« Er fluchte leise vor sich hin. »Nicht mal Gewürze!«
»Was sollen wir jetzt machen?«, flüsterte Miranda den anderen zu.
Corrado sah sich unbehaglich nach Hippolyt um. »Es wäre besser, wenn wir ohne ihn darüber sprechen würden.«
Hippolyt blickte im Hintergrund kurz vom Mülleimer hoch, den er gerade inspizierte. Er räusperte sich. »Also, Freunde!«, sagte er bemüht heiter. »Ich ... ich schaue mal nach unten, vielleicht finde ich dort noch etwas Brauchbares, mit dem ich uns später was zu essen zaubern kann.« Er seufzte. »Vielleicht ein paar Schnecken ... Tannenzapfen oder ein paar Eicheln ... ihr wisst schon ...«
Er klappte die Falltür auf und stieg langsam die Leiter hinunter. Eiskalte Luft stieg von unten in den Raum.
»Ihr ruft mich dann, ja?«
Die Falltür fiel wieder zu und das Baumhaus erzitterte leicht von Hippolyts schwerfälligen Schritten auf der Leiter. Mira sah durch das Fenster. Hippolyt war unten im Schnee angekommen und mummelte sich in seinen schmutzigen Schal.
»Wir können ihm nicht vertrauen. Und wir können ihn unmöglich hierbehalten«, sagte Corrado schließlich.
»Ich fürchte nur, er weiß mehr, als uns lieb sein könnte«, warf Miranda ein.
»Okay«, sagte Milena hastig. »Ich glaube, wir brauchen nicht lange zu diskutieren. Lasst uns einfach abstimmen. Wer ist dafür, dass Hippolyt bei uns bleibt?« Keine Hand regte sich.
»Und wer ist dagegen?« Vier Arme schnellten nach oben. Nur Miras Arm blieb unten.
»Mira, was ist mit dir?«, fragte Milena.
Die anderen blickten sie überrascht an.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich glaube, es ist nicht gut, wenn wir ihn einfach ziehen lassen. Vielleicht ... vielleicht hätte er einfach noch eine zweite Chance verdient.«
»Wie viele zweite Chancen willst du ihm denn noch geben?«, fragte Milena grimmig.
Mira sah aus dem Fenster nach unten zu Hippolyt. Er saß nun zusammengekrümmt auf dem kalten Boden, lehnte sich gegen den Stamm der Eiche und erwartete ihr Urteil. Was sie hier machten, war nicht richtig, das spürte sie. Aber sie wusste nicht, wie sie das den anderen sagen sollte. Sie sahen alle so entschlossen aus.
»Dann müssen wir ihn wegschicken?« Es sollte so klingen wie eine Feststellung, aber aus Miras Mund klang es plötzlich eher wie eine Frage.
»Uns bleibt nichts anderes übrig, Mira!« Rabeus zuckte mit den Schultern. »Es ist zu riskant, ihn dauernd mit uns herumzuschleppen.«
Mira sah, wie Hippolyt mühsam aufstand und etwas vom Boden aufklaubte.
Milena schüttelte indessen unwillig den Kopf. »Mitleid können wir uns in Zeiten wie diesen einfach nicht leisten! Außerdem«, fuhr sie fort und sah dabei Mira ungeduldig an, »haben wir schon eine Entscheidung getroffen. Wer geht runter und sagt es ihm?«
Die Freunde blickten sich unentschlossen an.
»Wir gehen alle zusammen«, sagte Corrado schließlich.
Kurze Zeit später standen sie vor Hippolyt. Er hatte tatsächlich ein paar Tannenzapfen gefunden und klopfte damit auf dem Haus einer gefrorenen Schnecke herum. Er lächelte sie an.
»Schaut mal, was ich gefunden habe!« Er hielt die kleine Schnecke nach oben. »Mögt ihr Schneckensuppe? Ich kann sie euch später machen! Ich muss das Ding hier nur auftauen. Es wird köstlich schmecken, das verspreche ich euch!«
Corrado fuhr sich durch seine verfilzten Haare. »Also das wird nichts, Hippolyt. Wir ... also wir haben beschlossen, dass Sie nicht bei uns bleiben können. Äh ... einstimmig.« Er sah kurz auf Mira. »Also – fast einstimmig.«
Hippolyt schwieg und starrte auf das Schneckenhaus in seiner Hand und steckte es schnell in seinen Mantel. Dann blickte er langsam auf. Jedes Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen. Es war von der Kälte gerötet und er zitterte.
»Ihr jagt mich also weg wie einen Hund?«
Keiner sprach ein Wort. Nur der warme Atemhauch entwich ihnen und verlor sich in der kalten Luft.
Hippolyt sah sie nacheinander an. Einen nach dem anderen. Am Schluss blieb sein verzweifelter
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