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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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starrte das Geistwesen an. »Du sagst mir jetzt sofort, worum’s geht.« Er stellte sich aufrecht hin und betrachtete das Silbermännchen von seiner luftigen Höhe herab. »Das is’ ein Befehl!«
    Das Silbermännchen sah aus den Augenwinkeln nach oben. »Du musst sichergehen, dass die Kinder und Thaddäus nichts von dem Eingang erfahren.«
    Die drei Vögel saßen reglos auf dem Dach und lauschten.
    »Wieso schreist du denn plötzlich so?«, fragte Albert verwirrt.
    Das Silbermännchen räusperte sich. »Verzeihung. Ich war wohl so aufgeregt.«
    Albert sah das Silbermännchen misstrauisch an. »Welchen Eingang meinst du eigentlich?«
    »Na, den mit den Maskaronen.«
    »Hä?«
    Das Silbermännchen rollte mit den Augen. »Ich sprechevom Eingang mit den steinernen Fischen. Am Antiquitätenladen.« Seine Stimme wurde wieder etwas lauter. »Dort, wo die Dreifußgasse sich mit dem Langen Weg kreuzt. Ein kleiner, sehr versteckter Laden.«
    »Ja, ja, ich kenn ihn«, sagte Albert ungeduldig.
    »Das ist bei Weitem der schnellste Weg zum Landsitz der schwarzen Hexe.«
    »Ich weiß«, sagte Albert verdutzt. »Ich bin ihn schon zig Mal gegangen.«
    »Du musst nur sicherstellen, dass die Kinder nichts davon erfahren.«
    »Ja«, murmelte Albert. »Sicher ...«
    »Es wäre nicht gut, wenn die Kinder unbemerkt zum Landsitz der schwarzen Hexe gelangen würden, verstehst du?«, beschwor ihn das Silbermännchen.
    »Äh ... und wieso?«, fragte Albert.
    »Heute Nacht ist ihre Macht am größten. Aber am Zenit ist die Macht zugleich am zerbrechlichsten. Sie hat sich dann überdehnt. Eine Kleinigkeit kann alles ins Wanken bringen.«
    Albert schüttelte den Kopf. »Ja, schon ...«, sagte er langsam.
    »Vor allem dürfen die Kinder nicht das Passwort erfahren! Du kennst doch das Passwort?«
    Albert nickte. »Klar!«
    »Du kannst dich tatsächlich noch daran erinnern?«, fragte das Silbermännchen und sah scheinbar überrascht auf.
    »Aber ja«, erwiderte Albert stolz. »Es heißt: Drei Welten !«
    »Drei Welten!«, wiederholte das Silbermännchen laut. »Gut gemerkt!«
    »Mhmm«, brummte Albert nach einer Weile. »Und was war jetzt das Geheimnis?«
    »Was für ein Geheimnis?«
    »Na, was du mir erzählen wolltest.«
    »Es gab kein Geheimnis«, sagte das Silbermännchen. »Ich wollte dich nur warnen.«
    »Blödsinn«, murmelte Albert. »Mich muss man nich’ warnen! Und jetzt hau endlich ab!«
    Das Silbermännchen nickte. Es schielte kurz nach oben, zog dann rasch seinen Hut und verbeugte sich tief.
    »Ich hoffe, ich konnte helfen!«, sagte es laut. Dann verschwand es mit einem jähen Blitz wieder in der Karte.
    Albert schüttelte den Kopf, nahm die Visitenkarte von der Mauer und steckte sie schnell wieder in sein Portemonnaie.
    »Blödes, nutzloses Ding!«, nuschelte er, spuckte seinen Kaugummi auf den Boden und ging mit eiligen Schritten die dunkle Gasse hinunter.

14. Kapitel

    in dem Herr Gwiseck einen Keller ausräumt
    Wer nicht weiter danach suchte, dem wäre der Antiquitätenladen an der Ecke, an der sich die Dreifußgasse mit dem Langen Weg kreuzte, gar nicht aufgefallen. Die Scheiben waren so verschmutzt, dass sie sich von der Wand daneben kaum unterschieden. Blickte man durch das Glas, so brannte innen meist nur spärliches Licht, das von einer alten Schreibtischlampe ausging, unter deren Schein Herr Gwiseck, ein älterer Mann mit runder Brille, saß und auf Kunden wartete.

    Das einzig Bemerkenswerte an der Fassade des alten Ladens waren die beiden Fischköpfe. Lange Bartfäden hingen aus ihren weit aufgesperrten Mäulern, deren wulstige Lippen nach unten gezogen waren und den Fischen ein merkwürdig strenges Aussehen gaben. Die hervorquellenden Augen schienen jedes Mal zu beobachten, wer durch die Tür des Ladens trat. Etwas, was weder Herr Gwiseck noch seine wenigen Kunden als besonders angenehm empfanden.
    Die Fischköpfe hatten plötzlich – es war letztes Jahr an einem kalten Wintermorgen – zu beiden Seiten des alten Emailleschildes, A NTIQUITÄTEN H ERRMANN G WISECK , aus der Mauer geragt.
    Herr Gwiseck hatte zunächst an einen schlechten Scherz geglaubt. Einer seiner Kunden oder ein Nachbar hatte wahrscheinlich diese beiden Köpfe angeschraubt. Doch sosehr er darüber nachgrübelte, es fiel ihm nicht ein, wer das gewesen sein könnte. Alle seine Kunden kannte er schon seit Jahrzehnten und mit keinem seiner Nachbarn lag er im Streit.
    Nicht, dass die beiden Maskarone ihm nicht gefallen hätten. Sie sahen sogar äußerst

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